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Gefaehrliches Quiz

Gefaehrliches Quiz

Titel: Gefaehrliches Quiz
Autoren: Marco Sonnleitner
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irgendetwas nicht.
    Beklommen und voll schlimmer Ahnungen gingen die beiden Eheleute nach draußen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Justus, der seit dem Tod seiner Eltern vor vielen Jahren bei ihnen lebte, war ihr Ein und Alles, auch wenn er das nach einem schweißtreibenden Arbeitstag auf dem Schrottplatz oft anzweifelte.
    Peter spielte einen Moment mit dem Gedanken, schnell zu Justus und Bob zurückzulaufen, aber da hörte er schon die Schritte hinter der Haustüre. Gerade noch rechtzeitig versteckte er sich unter der kleinen Treppe, die zur Tür des Jonas’schen Wohnhauses hinaufführte.
    »Wo ist denn Peter schon wieder?«, meckerte Tante Mathilda, als sie ins Freie trat. Peter hielt die Luft unter der Treppe an. Jetzt nur keinen Mucks!
    Aber bis auf die Tatsache, dass nur noch zwei statt drei Jungs arbeiteten, wirkte für die beiden Eheleute ansonsten alles völlig normal. Justus und Bob mühten sich in der Tat mit riesigen Holzbalken ab und beschimpften sich dabei gegenseitig, mehr tragen zu müssen als der andere.
    Doch wenn man lange genug zusah, merkte man, dass die zwei gar nicht so richtig bei der Sache waren. Sie trugen tatsächlich erst ein paar der Balken von einer Ecke des Platzes in die andere und schleppten dann, ohne offenbar recht zu wissen, was sie da taten, genau diese Balken wieder dorthin zurück, wo sie vor wenigen Minuten noch gelegen hatten. Besonders auffallend war dabei, dass beide die ganze Zeit wie gebannt zur Einfahrt des Schrottplatzes starrten, als würde sich dort etwas unglaublich Faszinierendes abspielen. Aber außer einer kleinen Plastiktüte, die der Wind vor sich hertrieb, war da nichts.
    »Diesen Blick hatte er früher immer, wenn er auf den Weihnachtsmann gewartet hat«, flüsterte Titus fast andächtig.
    »Du hast Recht, so glasig«, erwiderte seine Frau leise. Dann rief sie einer inneren Eingebung folgend etwas lauter: »Justus, der Kirschkuchen ist fertig!«, obwohl das gar nicht stimmte, denn es gab Lasagne zum Mittagessen. Doch Justus starb normalerweise für die Kirschkuchen seiner Tante, und wenn dieser Trick nicht funktionierte …
    Justus stutzte zwar kurz, antwortete aber dann sogar ein wenig ungehalten mit »Ja doch, gleich!« und stierte weiter zur Einfahrt.
    »Siehst du, was ich meine?«, fragte Mathilda ihren Mann verzweifelt.
    »Hol den Arzt!«, sagte Titus entschlossen.
    Doch in diesem Moment tat sich etwas am Tor, was die ganze Situation schlagartig veränderte. Kaum war nämlich Dick, der altgediente Postbote für dieses Viertel von Rocky Beach, an der weißen Briefkastenbox der Familie Jonas angekommen, ließen die zwei Jungs den Balken, den sie gerade erst angehoben hatten, wie eine heiße Kartoffel fallen und stürzten zur Einfahrt.
    Peter hielt es vor Neugierde zwar ebenfalls kaum aus, aber er konnte seinen Lauschposten ja schlecht verlassen, wenn er nicht den Zorn von Tante Mathilda auf sich laden wollte. Bebend vor Ungeduld biss er sich auf die Lippen, verharrte aber wohl oder übel in seinem Versteck.
    »Hallo, Dick!«, hallte es dem Briefträger zweifach entgegen. »Hast du was für uns?« – »… für uns?«
    Titus und Mathilda schauten sich verwirrt an. Was hatte denn das zu bedeuten?
    »Na, mal sehen«, nuschelte Dick in seinen nicht vorhandenen Bart. »Hier ist ein Werbeprospekt von dem neuen Teppichhaus unten an der Strawberry Road. Ein Riesenteil, kann ich euch sagen! Da gibt es –«
    »Di-hick?«
    »Ja, verstehe«, grinste der Postbote. »Dann haben wir noch zwei … Rechnungen, wie es aussieht, eine Postkarte von – wartet mal …«
    »Sag mal! Das geht dich doch gar nichts an!« Justus entriss dem neugierigen Postboten die Karte und spielte den Empörten. Denn dass Dick alles las, was nicht fest zugeklebt war, wusste ohnehin jeder im Viertel.
    »Ja, und das war’s auch schon«, sagte Dick und klappte seine große, braune Tasche wieder zu.
    »Nein!«, stöhnte Justus. »Sag bloß, er ist wieder nicht dabei?«
    »Tut mir Leid.« Dick zuckte mit den Schultern und stieg auf sein Fahrrad.
    »So ein Mist!«, schimpfte Bob. »Die lassen sich aber auch Zeit! Vielleicht sollten wir mal –«
    »Ach!«, rief Dick in diesem Moment und bremste sein Fahrrad wieder ab. »Fast hätte ich’s vergessen. Dieser große Umschlag hier ist ja noch für dich gekommen, Justus.« Der Postbote zog einen weißen DIN-A4-Umschlag aus einem Fach seiner Tasche, wo er ihn allem Anschein nach schon lange vorher deponiert hatte, und hielt ihn mit ernster Miene den
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