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Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)

Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)

Titel: Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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1. KAPITEL
    V on oben betrachtet, wirkte die Landschaft wie ein bunter Flickenteppich. Grüne Wiesen wechselten sich ab mit gelb leuchtenden Rapsfeldern und schattigen Kiefernwäldern. Mitten durch das Tal zog sich, wie ein silbriges Band, das Flüsschen Nålskan, das in dem kleinen See mündete, an dessen Südufer das Söderhus lag.
    Ihr Elternhaus …
    Der alte Pferdewagen holperte langsam den Hügel hinauf, und Katrina, die hinten auf dem Karren saß, wurde kräftig durchgeschüttelt.
    “Geht's noch,
fröken
?” Der Landwirt mit dem wettergegerbten Gesicht blickte von seinem Platz auf dem Kutschbock zu ihr nach hinten, schob seinen Hut zurück und kratzte sich die Stirn. “Bequem ist's nicht gerade, was? Aber wir haben es ja auch nicht mehr weit.”
    Anstelle einer Antwort zwang Katrina sich zu einem Lächeln. Was sollte sie auch sagen? Bequem war ihr Sitzplatz nicht, aber sie musste dankbar sein, überhaupt eine Mitfahrgelegenheit gefunden zu haben. Ihr Mietwagen stand nämlich ein paar Kilometer weiter mit qualmendem Motor am Straßenrand.
    Das Pferdefuhrwerk erreichte jetzt die Kuppe des Hügels, und Katrina bot sich ein fantastischer Anblick über das gesamte Tal. Viel schien sich in den vergangenen fünf Jahren nicht verändert zu haben. Doch dass die Uhren hier, in und um den kleinen südschwedischen Ort Kronsfjället anders gingen, hatte sie bereits vor langer Zeit festgestellt.
    Ein merkwürdiges Gefühl beschlich Katrina. Vor fünf Jahren hatte sie das Tal im Zorn verlassen, jetzt kehrte sie zurück, um auch die letzten Brücken hinter sich abzubrechen. Zugleich ließ sie die Schönheit der Natur, die sich ihr hier darbot, nicht völlig kalt.
    Dieser Ort konnte das Paradies sein – Katrina hatte ihn jedoch schon früh nur noch als Gefängnis empfunden. Und an ihrer Einstellung hatte sich im Verlauf der vergangenen fünf Jahre auch nichts geändert. Sie war nicht freiwillig hier, und um nichts in der Welt wollte sie für längere Zeit bleiben.
    Wenn sie daran dachte, was ihre neue Wahlheimat alles zu bieten hatte. New York, die Stadt, die niemals schlief. Dort gab es jeden Tag etwas Neues zu entdecken und zu erleben. Und wenn sie einmal die Sehnsucht nach blühender Natur verspürte, dann konnte sie jederzeit einen Abstecher in den Central Park machen.
    Im Gegensatz dazu war Kronsfjället schrecklich konservativ und furchtbar langweilig. Jeder kannte jeden, alles ging seinen geregelten Gang.
    Wie um unliebsame Erinnerungen loszuwerden, schüttelte Katrina den Kopf. Dann wandte sie den Blick ab und beschäftigte sich damit, den Inhalt ihrer Handtasche zu sortieren, während die Fahrt weiterging.
    “Brrrr!” Der alte Schwede ließ die Pferde anhalten. “So, da wären wir”, rief er seinem Fahrgast schließlich zu. “Das ist die einzige Autowerkstatt in der Gegend. Soll ich warten, bis Sie hier alles besprochen haben?”
    “Vielen Dank, das ist nicht nötig.” Sie zückte ihre Geldbörse. “Was bekommen Sie für Ihre Hilfe?”
    Der Schwede lachte. “Lassen Sie mal,
min fröken
. Es war schön, mal ein bisschen Gesellschaft zu haben. Ich wünsche Ihnen viel Glück mit Ihrem Wagen.” Er lüpfte seinen Hut und zwinkerte Katrina noch einmal zu, ehe er seine Pferde wieder antrieb.
    Eine halbe Stunde später war alles geregelt. Holger Taklund, der Inhaber der Werkstatt, hatte Katrina versprochen, sich um den defekten Mietwagen zu kümmern, und ihr als Ersatz sogar einen alten Toyota überlassen.
    Damit setzte sie nun ihre Fahrt fort.
    Schon bald erreichte sie die ersten Ausläufer von Kronsfjället. Die kopfsteingepflasterte Hauptstraße des Ortes bildete zugleich auch sein Zentrum. Falunrote und ockergelbe Holzhäuser, die Fenster- und Türrahmen dekorativ weiß umrahmt, reihten sich daran auf wie bunte Perlen an einer Schnur.
    Sie sah die alte Bäckerei – das Messingschild mit dem Bild einer Torte schaukelte noch immer über der Eingangstür im Wind –, das Postamt und die Buchhandlung, in der sie in ihrer Jugend so viel Zeit verbracht hatte.
    Ein paar neue Geschäfte gab es allerdings auch. Zum Beispiel die Kunstgalerie, an der sie gerade vorbeifuhr. Sie verlangsamte das Tempo, während sie versonnen das Schaufenster betrachtete.
    Was für eine Verschwendung. Andeutungsweise schüttelte Katrina den Kopf. Die Einwohner von Kronsfjället mochten viele positive Eigenschaften besitzen, Kunstkenner aber waren sie gewiss nicht. Und die wenigen Touristen, die sich in den kleinen Ort verirrten, kamen
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