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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental
Autoren: Stefan Wolf
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1. Panik bei Porsche-Hubi
     
    Sie werden mich steinigen, dachte
Tarzan, zumindest beschimpfen, jedenfalls mordswütend auf mich sein. Aber, zum
Henker, sowas kann nun mal passieren! Wie peinlich mir die Sache ist, kann ich
gar nicht sagen. Aber erklären muß ich’s. Also ran an die Speckseiten!
    Es war an einem Freitagmorgen im
Spätsommer. Gleich begann der Unterricht. Mit schiefem Lächeln trat Tarzan vor
seine Klasse, die 9b. Er klatschte die Hand auf den Jeansschenkel, daß es
knallte. Das verschaffte Aufmerksamkeit.
    Dreißig Gesichter, oder ein paar
weniger, wandten sich ihm zu. Aha! Der Klassensprecher hatte was zu melden.
Klößchen wußte schon alles und stützte sein Mondgesicht in beide Hände. Karl
rückte an seiner Nickelbrille, obwohl sie saß, als wäre er damit geboren. Gaby
thronte auf ihrem Sitz wie die Lorelei (Rheinnixe) auf ihrem Felsen,
kämmte zwar nicht das Goldhaar, stieß sich aber mit den Wimpern am Pony und
ließ Erstaunen aus beiden Blauaugen leuchten.
    „Also“, sagte Tarzan, „der Kunstunterricht
fällt heute aus. Porsche-Hubi ist krank. Äh... hm.“
    Die Mitteilung löste nicht gerade
Wehklagen aus. Aber Bedauern malte sich auf viele Gesichter. Porsche-Hubi, wie
der Referendar (noch in Berufsausbildung begriffener , akademischer
Beamter) Dr. Hubert Knoth genannt wurde, war ein affenstarker Kumpel und
deshalb beliebt.
    „Krank?“ fragte Eugen Glattmann aus der
sechsten Reihe. „Wieso? Gestern war er noch gesund. Ist es ansteckend?“
    „Er hat sich den Arm gebrochen“,
antwortete Tarzan. „Genauer gesagt: Ihm wurde der Arm gebrochen. Allerdings
unabsichtlich. Nämlich gestern abend beim Judo-Training. Ihr wißt ja, daß
Porsche-Hubi ein knallharter Judoka ist. War ein Sportunfall. Mir tut’s
unheimlich leid.“
    In der Stille setzten sich die letzten
viereinhalb Worte auf etliche Gehirne.
    Gaby sprach aus, was in der Luft lag. „Heißt
das, du hast ihm den Arm gebrochen?“
    „Wie gesagt, unabsichtlich.“
    Tarzan starrte in eine Ecke, als liefe
dort ein Film ab. Aber die Ecke war leer.
    Gleich brüllen sie mich nieder, dachte
er. Gaby wird mich einen Rohling heißen. Daß wir die beiden letzten Stunden
frei haben — daran dankt natürlich kein Aas. Ist leider kein Argument. Wohin
kämen wir, wenn die Methode Nachahmer fände! Trotzdem — alles hat zwei Seiten.
Es kommt nur auf den Blickwinkel an.
    Zu seiner Verblüffung schrie niemand.
    „Schlimmer Bruch?“ fragte Glattmann.
    „Ich glaube“, nickte Tarzan. „Jedenfalls
muß Hubi nachher ins Krankenhaus. Er kriegt Gips bis zur Schulter. Es ist der
linke.“
    „Immerhin kann er noch Auto fahren“,
meinte Karl. „Rechtsarmig geht das. Auch mit dem Porsche. Sportunfall ist
Sportunfall. Daß du fair bist, weiß jeder. Ich wette, dich trifft keine Schuld.“
    „Wette gewonnen“, bestätigte Tarzan. „Aber
ich war echt down (niedergeschlagen). Porsche-Hubi konnte sich seinen
Schmerzen gar nicht widmen. Er mußte mich trösten.“
    Gaby pustete gegen ihren Pony, obwohl
er sie beim Sprechen nicht hinderte — hing er doch nur in die Augen und nicht
auf die Lippen.
    „Wiedermal erweist sich jedenfalls, daß
Kampfsport gefährlich ist. Besonders dieses Würgen, zu Boden schmeißen und
Knochen verbiegen. Wie friedlich ist Tischtennis! Wie ungefährlich
Rückenschwimmen!“
    „Dann schwimm mal im Nil“, feixte
Klößchen. „Da leckt sich der Krokodil-Opa alle 188 Zähne, wenn er dich kommen
sieht.“
    „Erstens schwimme ich nur in
raubtierfreien Gewässern“, konterte (abwehren) Gaby. „Zweitens hast du
dich beim Krokodilzähne Zählen verzählt. Drittens wärst du der richtige
Leckerbissen — für eine ganze Panzerechsen-Familie.“
    „Mit Willi kämen sie gut durch den
Winter“, rief Glattmann und die Klasse prustete.
    Weiterer Gedankenaustausch unterblieb.
    Dr. Walzmann, der sie während der
ersten Stunde bändigen sollte, erschien in der Tür. Nach der Begrüßung teilte
er mit, daß heute kein Kunstunterricht stattfinde. Wegen Erkrankung des Dr.
Knoth. Die Klasse grinste. Walzmann hielt das für Schadenfreude und war
entsetzt über die innere Roheit der heutigen Jugend.
    Gaby erfaßte das und warf Tarzan einen
Blick zu, der ihm wie ein nasses Handtuch um die Ohren klatschte.
    Stell das richtig! hieß der Blick. Mach
den Mund auf! Wozu bist du der Klassensprecher!
    Tarzan tat’s, erklärte, daß die
Heiterkeit der Klasse der verspäteten Mitteilung gelte, die sozusagen ein alter
Hut sei, man vielmehr
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