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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne
Autoren: C.J.Cherryh
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Lee.
    Und unsicher bot Lee die Hand auch den Kel'ein an. Sie öffnete den Mund, um ihn zu warnen, nahm das Lachen hinter den Schleiern wahr, ein leichtes Kräuseln von Hlils Bernsteinaugen, während er die angebotene Hand mit den Fingerspitzen berührte. So reagierte auch Tuas. Ras wollte nicht, sondern stand nur und hielt die Hände hinter sich; das war Höflichkeit genug.
    »Vertreter der Mri«, sagte Lee. »Und der Bericht sagt – ein Mißgeschick befiel die anderen Schiffe und die Regul.«
    »Ein Mißgeschick, ja«, sagte sie. »Ich verstehe, daß Regul hier schwer zu finden sind.«
    Lees Augen glitten von ihren weg. Er bot ihr und den Mri Sessel an und nahm selbst hinter seinem Schreibtisch Platz. Boaz setzte sich in den Sessel, aber die Kel'ein blieben auf dem Teppich stehen und an die Wand gelehnt, wo sie den Gouverneur sehen konnten, was ihnen angenehmer war.
    »Es ist allgemein bekannt«, sagte Lee, »daß die Regul – sich abgesetzt haben. Wir wissen nicht, warum oder wozu. Sie haben Kesrith und die Welten in der Nähe verlassen, sind aus der Nachbarschaft der Menschheit verschwunden. Vielleicht forschen sie in ihren eigenen Richtungen. Können Sie keine Antwort geben... von ihrem Blickpunkt aus oder aufgrund von Ereignissen dort, woher Sie kommen – warum , wissen Sie es?«
    »Sie mögen uns nicht«, sagte Boaz.
    »Ja. Sicherlich tun sie es nicht. Viele, die hiergeblieben sind... viele, die engsten Kontakt mit uns hatten... haben Selbstmord begangen.« Er rutschte unbehaglich hin und her. »Die Mri-Gesandten... verstehen sie?«
    »Jedes Wort.«
    »Stimmen sie einem Frieden zu?«
    Boaz schüttelte leicht den Kopf. »Einem Kontakt, über eine Entfernung hinweg, die Sie sich nicht vorstellen können, Sir. Und die Regul haben mächtig Angst vor ihnen. Eine Wirkung ist, wie ängstlich die Kolonien hier draußen sind, nach dem, was ich gehört habe. Aber die Mri sind Entdecker, von hier bis an den äußersten Rand.«
    »Und Söldner«, sagte Lee. »Auf unserer Seite? Ist das der Vorschlag?«
    »Wir sind Söldner gewesen«, sagte Hlil, »wenn das der Nutzen des Dienstes war, den wir anboten.«
    »Aber es gibt einen Preis«, sagte Lee.
    »Immer«, erwiderte Ras.
    »Welchen Preis? Welche Bezahlung erwarten Sie?«
    »Einen Platz zum Leben«, führte Ras' ruhige Stimme weiter aus. »Dafür folgt das Kel Ihrem Geheiß, solange Sie für uns eine Welt bereithalten, die nur Ihre und unsere Füße berühren. Und natürlich Vorräte. Wir sind keine Bauern. Und Schiffe; wir werden sie brauchen.«
    Lee nagte auf der Unterlippe. »Das haben Sie auch den Regul angeboten. Welchen Gewinn hatten sie aus dem Handel?«
    »Fragen Sie!« sagte Boaz mit schwitzenden Handflächen. »Sie sind auf der falschen Spur, Gouverneur. Fragen Sie, warum ! Fragen Sie warum , und Sie werden eine andere Antwort erhalten!«
    »Warum?« fragte Lee nach einem Moment. »Warum haben Sie solch einen Handel abgeschlossen?«
    »Für das Wandern«, sagte Ras sehr ruhig. »Das Wandern selbst ist unser Sold. Nutzen Sie uns weise, Menschen-Sen'en, denn wir sind ein scharfes Schwert, um die Dunkelheit für Sie zu zerteilen. Das taten wir auch für die Regul, habe ich gehört, gaben ihnen viele Welten. Und wenn wir weit genug gezogen sind und das Band straff wird... entbieten Sie uns Lebewohl, und seien Sie weiser als die Regul. Wir sind das Gesicht-das-nach-außen-blickt. Wegebahner sind wir und Windwanderer; und das Wandern selbst ist der Sold... für den wir stets gedient haben.«
    Boaz preßte die Lippen zusammen und dachte für einen kalten Moment an die toten Welten, von denen die Räte der Menschheit würden erfahren müssen, die lange Kette der Mri-Heimatwelten, unter den Mri zerstört in Furcht, Furcht, die die vorherigen Schwinger des Schwertes überkommen haben mußte: der Schrecken, daß Mri anderen dienen könnten, den eigenen unmittelbaren Nachbarn. Furcht. Die Furcht hatte die Welten des Dazwischen getötet.
    Um die Mri zu gebrauchen, mußte man das Spiel spielen, mußte man sie aus der Hand werfen und fahren lassen.
    Den Glauben, daß es diesmal anders sein würde... den hegte Boaz, wie sie an die Menschheit glaubte.
    Sie spielte das Spiel.
    * * *
    Es war ein ruhiger Platz, der Morgen auf den Höhen der gemeißelten Felsen, von dem aus man hinabblickte auf die Ebene der Statuen und das Edun des Volkes, die Höhen, wo es nur den Wind als Gefährten gab, den Wind und die Hoffnung auf Dusei, die sich manchmal für eine gute Jagd herbeiwagten, zum
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