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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern
Autoren: Edgar Wallace
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    Dick Martins letzte Tat als beamteter Detektiv von Scotland Yard war die Verhaftung Lew Pheeneys, der in dem Verdacht stand, an dem großen Bankeinbruch in Helborough beteiligt gewesen zu sein. Er fand ihn in einem Café.
    »Was gibt's, Colonel? Wo fehlt's bei der hohen Obrigkeit?« fragte Lew fast heiter, indem er nach seinem Hut griff.
    »Fragen Sie lieber, woran es in Helborough fehlt«, sagte Dick und machte die Bewegung des Geldzählens.
    »Heilige Großmutter! Bleiben Sie mir mit Helborough vom Leibe! Bankeinbrüche mache ich längst nicht mehr!«
    »Oho, mein Freund! Was taten Sie zum Beispiel Dienstag nacht?«
    Ein breites Lächeln verschob den Mundwinkel in dem gemütlichen Gesicht des Einbrechers.
    »Wenn ich es Ihnen sage, lachen Sie mich todsicher aus!«
    »Versuchen Sie es immerhin mit mir!« meinte Dick, und seine blauen Augen funkelten vor Vergnügen.
    Lew antwortete nicht sogleich. Er schätzte in Gedanken die Gefahren einer allzu großen Aufrichtigkeit ab.
    »Ich hatte einen Auftrag auszuführen, über den ich nicht gern sprechen möchte«, sagte er endlich. »Einen furchtbaren Auftrag ... aber nichts, wofür man mich belangen könnte«, setzte er hastig hinzu.
    »Und Sie wurden gut bezahlt?« fragte Dick ungläubig.
    »Glänzend! Ich bekam einen Vorschuß von einhundertfünfzig Pfund. Ja, nun sperren Sie die Augen auf, verehrter Herr Detektiv, aber es ist die reine Wahrheit. Ich sollte Schlösser aufknacken. Sie wissen, es ist mein Fach; aber diese Schlösser widerstanden all meiner Kunst, und der Ort, an den ich geführt wurde, war grauenhaft. Nicht für eine Wagenladung von Gold würde ich diese Arbeit wiederholen. Aber ich verdanke ihr ein erstklassiges Alibi. Ich kann beweisen, daß ich die fragliche Nacht im ›Gasthof zur Post‹ in Chichester verbrachte, daß ich dort um acht Uhr zu Abend gegessen habe und um elf Uhr schlafen gegangen bin. Ich täte Ihnen ja gern den Gefallen, Mr. Martin ... aber den Urheber des Einbruchs von Helborough müssen Sie anderswo suchen.«
    Man behielt Lew die Nacht über in der Zelle, während Telegraf und Telefon nicht zur Ruhe kamen. Lews Angaben bestätigten sich; er war sogar unter seinem eigenen Namen in Chichester abgestiegen, und am anderen Morgen mußte man ihn entlasten. Dick lud ihn zum Frühstück ein; denn zwischen dem berufsmäßigen Dieb und seinem beamteten Fänger herrschte kein wirklicher Groll, und der Unterinspektor Dick Martin war in der Verbrecherwelt ebenso beliebt wie beim Yard.
    »Nein, Mr. Martin, ich kann Ihre Neugierde nicht befriedigen«, sagte Lew gutgelaunt. »Wenn Sie mich als Flausenmacher beschimpfen, weiß Gott, ich trag's Ihnen nicht nach. Ich habe hundertfünfzig Pfund bar ausgezahlt erhalten, und tausend Pfund wären es geworden, wenn mir das Ding geglückt wäre. Raten Sie, soviel Sie wollen, Sie erraten es nie!«
    Dick beobachtete ihn scharf.
    »Lew - ich sehe es Ihnen an, das Schweigen fällt Ihnen schwer, schütten Sie Ihr Herz aus!«
    Er sah ihn erwartungsvoll an, aber Lew schüttelte den Kopf.
    »Wollte ich alles erzählen, so müßte ich jemand bloßstellen, der kein angenehmer Zeitgenosse ist und der mir hoffentlich kein zweites Mal über den Weg läuft; aber verpfiffen habe ich noch nie einen, der mir vertraut hat.«
    »So verschweigen Sie seinen Namen und die näheren Umstände, und erzählen Sie mir nur in groben Umrissen, was geschehen ist«, drängte der Detektiv.
    Lew stürzte eine Tasse heißen Kaffee hinunter und wischte sich über den Mund.
    »Ich kannte den Mann nicht, der mir den Auftrag erteilte; das heißt, nicht persönlich, gehört hatte ich aber schon von ihm. Er hat schon mal ein paar Monate gesessen. Eines Nachts suchte er mich auf und brachte mich in sein Haus - brr! Eine Räuberhöhle!« Er schauderte noch in der Erinnerung daran. »Martin, ein Dieb ist gewissermaßen ein ehrlicher Verbrecher, er spielt ein offenes Spiel. Sein Einsatz ist Freiheit, sein Gegenspieler die Polizei; geht der Einsatz hops, nun schön, er grollt niemand und sitzt seine Strafe ab. Aber es gibt Verbrechen, die zwischen den Paragraphen liegen - so schmutzige Sachen, daß es einem zünftigen Dieb den Magen umdrehen kann. Als mein Auftraggeber mit seinem Anliegen herausrückte, glaubte ich, er wollte sich einen bösen Scherz mit mir erlauben, und als ich sah, daß es ihm ernst war, hätte ich mich am liebsten aus dem Staub gemacht. Aber ich bin von Natur aus neugierig, und so sagte ich nach längerer Überlegung zu. Bitte,
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