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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne
Autoren: C.J.Cherryh
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verwundet?« wollte Duncan von ihr wissen, aber sie bestritt es, saß gebeugt da und atmete keuchend unter ihrer Maske, das Elee-Gewand um sich gewickelt, mit den kostbaren Steinen, die im Sternenlicht glitzerten.
    Und dies war nicht das einzige derartige Gewand in Sicht.
    »Schaut!« sagte Rhian von den Hao'nath und deutete in Richtung der Stadt, aus der Elee hervorkamen, bleiche Gesichter und weiße Mähnen und juwelenbesetzte Gewänder, deutlich erkennbar in der Dunkelheit zwischen den mächtigen Felsbrocken, zwischen denen sich Ele'et erstreckte.
    »Sollen sie kommen«, meinte Kel Kedras, »wenn sie vollkommen verrückt geworden sind. Ich bin der Elee müde.«
    »Aye«, bestätigten viele Stimmen, und Niun saß da, mit pochenden Schläfen und mit Zorn wegen der Toten, die sie verloren hatten. Aber die Elee wanderten unten in der engen Nachbarschaft der Stadt wie benommen, und manche von ihnen waren klein: Kinder. Der Zorn des Kel sank, als sie das erkannten, und die Luft wurde ruhiger. Die Kel'ein redeten daraufhin, grimmig, aber nicht übers Töten.
    Niun senkte den Kopf gegen das Dus und spürte alle Schmerzen seines Körpers und die des Dus, ebenso die der anderen. Es gab Augenblicke, in denen der Dus-Sinn keinen Trost spenden konnte, wenn die Tiere eher Trost brauchten, als ihn zu geben. Und er trö- stete es, so gut er konnte, mit einer sanften Berührung und aller Ruhe seines Geistes, die er hergeben konnte.
    »Sie kommen nicht«, sagte er schließlich zu Duncan. »Weder Regul noch Menschen. Götter, ich weiß nicht, Sov-kela; ich denke...« Er wagte es nicht, Verzweiflung zu äußern; das Kel umgab sie. Stattdessen ließ er den Blick zur Menschen-sen'e'en gleiten. »Sie sagt, daß sie kommen werden, aber sie weiß es nicht. Ai! « sagte er scharf und sah auf, und die ganze Gesellschaft blickte zum Himmel. Für einen Moment verspürte er gleichzeitig Hoffnung und Furcht.
    Ein Stern fiel im Westen über den Becken.
    Das war alles.
    »Sie werden kommen«, sagte Melein.
    »Aye«, brummten sie alle, als könne die Hoffnung es bewirken.
    Duncan setzte sich wieder, auch Ras, Rhian und Hlil; Niun folgte ihrem Beispiel und legte den Kopf an die Schulter seines Dus, um Wärme und Behaglichkeit zu empfangen. Die Dusei bildeten einen Knoten, verbanden alle, verbreiteten Wärme sogar über ihren Kreis hinaus.
    Nur die Leichtigkeit und Scheuheit, die Taz s'Sochil gewesen war, war von ihnen gegangen. Irgendwo weiter oben streifte das wilde Tier durch die Hügel, das einzige wilde Tier.
    Eines sollte dort sein, dachte Niun, eines, das für sich blieb. »Ai«, brummte jemand in der einbrechenden Dämmerung, und Ai! kam der Schrei von der Höhe, wo die Wachen saßen.
    Das ganze Kel erwachte, und Niun rappelte sich zwischen den anderen auf, während sich die Dusei erhoben. Melein und die Sen'ein standen auf, und der Mensch Boaz, als letzte und mühsam... die Augen himmelwärts gerichtet.
    Es begann als Licht, als hellerwerdender Stern über ihnen, wurde zu einer Form und einem Donner am Himmel.
    »Die FLOWER!« schrie Boaz; und wenn das Kel den Namen nicht verstand, so sah es doch die Freude. »Ai!« riefen sie gedämpft, und Erregung strömte durch die Dusei.
    Unten hatten auch die Elee es gesehen. Manche von denen, die herausgekommen waren, um die Nacht am Rande der Ruinen zu verbringen, flohen wieder hinein. Andere liefen zu den Felsen, und ihre feinen Gewänder und weißen Mähnen flatterten bleich in der Dämmerung.
    Bedächtig und plump senkte sich die FLOWER herab und setzte nahe der Stadt auf. Sie fuhr die seltsamen Stelzenbeine aus und kauerte sich wie irgendein großes Tier auf den Sand. Die Dusei zogen sich hinter den Schutz der Kel-Reihe zurück und stöhnten vor Schmerz, schnaubten vor Abneigung gegen den Wind, den das Schiff erzeugte.
    Das Geräusch erstarb, und der Wind legte sich, und das Schiff duckte sich tiefer und tiefer, die Luke ging auf und die Rampe senkte sich herab. Wartend.
    »Lassen Sie mich zu ihnen hinunter gehen«, bat Boaz.
    Es herrschte Schweigen.
    »Wenn wir sagen ›gehen Sie‹«, meinte Melein schließlich, »betreten Sie Ihr Schiff und verschwinden – und in welcher Lage befinden wir uns, Sen Boaz? Ohne Schiffe, ohne die Maschinen der Städte, ohne alles außer dem Sand. Menschen sollten unser Denken verstehen – zumindest in dieser Sache.«
    »Wollen Sie einen Handel abschließen?«
    Wieder gab es eine Zeitlang Schweigen, länger als das erstemal. Niun biß sich auf die Lippen, bis er
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