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Kurt Ostbahn - Platzangst

Kurt Ostbahn - Platzangst

Titel: Kurt Ostbahn - Platzangst
Autoren: Guenter Broedl
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der Budel die rote Mappe des Trainers hervor. „Tschuldigen schon, daß ich angefangen hab zu lesen, aber man is ja neugierig, und Sie haben Ihr Zettelwerk am Samstag in der Nacht drüben auf dem Sessel liegenlassen.“
    Er schiebt das Manuskript zu mir herüber:
    Kurt Ostbahn: Kopfschuß.
    „Und wie lebt es sich so in Mexiko?“ frage ich müde.
    Der Herr Josef legt den Kopf schief und lächelt unsicher, weil er nicht so recht weiß, was er von meiner Frage halten soll.
    „Davon steht da nix. Da wird in erster Linie gestorben“, sagt er. „Zumindest auf den paar Seiten, die ich gelesen hab. Wär ja ned das meine, in meinem Alter. Aber als Junger, so wie Sie, Herr Kurt, würd ich sagen: sicher eine Reise wert, schon allein wegen die vielen feschen Conchitas, oder wie man sagt.“
    „Verstehe“, sage ich und schlage, um vielleicht auf andere Gedanken zu kommen, das erste Kapitel auf:
    Eine Tagesreise südlich der letzten menschlichen Ansiedlung, die die Bezeichnung Dorf verdient, geht dem Mietwagen der Sprit aus. Oder es ist was mit dem Motor. Oder es liegt einfach an der mörderischen Hitze. Jetzt schon 35 Grad, und es ist erst kurz nach zehn. Jedenfalls stirbt mir der Chevy nach ein paar häßlichen Rülpsern unter den Händen weg. Sieht garnicht gut aus, würde Doktor Trash jetzt sagen. Meilenweit nur graugelbe Wüste, bis an den Horizont kein Leben, außer ein paar rollenden Büschen und staubigen Kakteen. Und als ich aus dem Wagen steige, um dem Chevy unter die Haube zu schauen, weiß ich: Das ist kein guter Morgen. Das wird nicht Dein Tag.

Nach Lektüre des Manuskripts und unmittelbar vor Drucklegung übermittelte uns Dr. Trash grüß- und kommentarlos nachfolgende Liste1) mit Erklärungen vornehmlich wienerischer Sprachbesonderheiten.
    Autor und Verlag fühlen sich zu Dank verpflichtet.
    * Dieser Liste liegt ein ausführliches Abkürzungsverzeichnis (AbkV) bei, das hier aus technischen Gründen nicht abgedruckt werden kann. Wir verweisen lediglich auf die Abk. „ÖW“ (österreichisches Wörterbuch, herausgegeben im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst; 35., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Wien 1979) und „D“ (Der Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in acht Bänden, 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage, herausgegeben vom wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1993) beides mittlerweile vermutlich auf CD-ROM, zumindest aber im WWW auf- und abrufbar.

Zum besseren Verständnis
    ab|plan|ken: sich auf etwas nicht einlassen, abwimmeln
    Ach|tel, das: ein M-Liter-Glas Wein
    an|las|sig (Adj): zudringlich, auf Liebesabenteuer aus
    an|su|dern: jmd. anjammern, beschwatzen
    ba|cherl|warm (Adj): (vermutl. vom ugs. bacherln = urinieren) lauwarm, angenehm warm
    Ban|gert, das: (österr. eigentl. Ban|kert (ugs.)) Kind, Kleinkind; ungezogenes Kind
    ein Batzen Geschäft: ein lohnendes Geschäft
    Bla|de(r), (der)/die: beleibter Mensch; ÖW: blad (wienerisch) dick
    bren|nen; du branntest; (selten) du brenntest; gebrannt; brenn[e]!: zahlen; Bren|ner, der: demnach: Zahler; brennend gern (ugs.): (vermutl. richtig: gern brennend; möglw. sanskr.): jmd. der sich durch das Zahlen von Zechen gesellschaftl. Vorteile erwartet
    Brö|seln ha|ben: (vgl. auch: Wickeln haben) in Schwierigkeiten stecken.
    Exkurs: Nomen auf -el männl. und sächl.: keine Mehrzahlendung; weiblichen Nomen wird -n angehängt (z.B.: der Flügel, die Flügel; das Segel, die Segel etc.; aber: die Semmel, die Semmeln; Ausnahmen: der Muskel, die Muskeln und der Stachel, die Stacheln. Der Wiener erweitert das Repertoire dieser Ausnahmen um einiges (z.B.: der Wickel, die Wickeln; der Schlüssel, die Schlüsseln; der Waschel, die Wascheln; der Trottel, die Trotteln etc.)
    bü|seln: (ital.: pisolare = ein Schläfchen machen) schlummern, dösen, schlafen
    dep|pert (Adj): (südd., österr.) dumm, einfältig, blöd
    der|risch (Adj): (südd. österr.; vermutl. richtig: derisch; tirol. auch: terisch) schwerhörig, taub
    50 Flocken, die: 50.000 österr. Schillinge
    Fuhr, die: (eigentlich: Fuh|re [ahd. fuora = Fahrt, Weg] Wagenladung), hier: Portion; vgl.: eine F. Bratkartoffeln (Ostbahn, Platzangst, 36). Oder: Abends waren wir fix und fertig . . . und kippten eine F. (scherzh.: eine große Menge) Sand aus jedem Schuh (Wilhelm, Unter 22)
    gar|ned, gar|nicht: eigentlich gar nicht (vgl. auch: garnix)
    Gemmas wieder an!: (eigentl.: Gehen wir es wieder an) Titel eines
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