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Kuess mich, Playboy

Kuess mich, Playboy

Titel: Kuess mich, Playboy
Autoren: Sandra Marton
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Frauen eingekauft. Halsketten, Armbänder, Blumen, Parfüm, Pralinen. Nun, genau genommen hatte er seine Assistentin dafür losgeschickt. An dem eigentlichen Auswahlprozess hatte er noch nie teilgenommen.
    Zuerst kam er sich lächerlich vor. Da saß er hier wie ein allmächtiger Gebieter und nickte stumm, jedes Mal, wenn Chiara aus dem Ankleideraum hervortrat. „Hervortreten“ war nicht das richtige Wort – von Nella aus dem Raum „geschoben“ wurde, musste man wohl eher sagen. Zumindest anfangs.
    Je länger jedoch die Parade von Kaschmirpullovern und Jeans, von eleganten Hosen und Seidenblusen, von langen und kurzen Kleidern andauerte, desto weniger Schieben war nötig, und aus dem stockenden Schlurfen wurde ein leichtfüßiges Trippeln und Tanzen.
    Natürlich würde seine Frau es niemals zugeben, aber Chiara genoss die Anprobe.
    Er auch. Sie sah einfach umwerfend aus, in allem, was sie anzog. Und als Nella auch noch hochhackige Pumps und Stiefel hinzuholte, musste er sich zusammennehmen, damit er nicht anfing zu hecheln. Die Frage schoss ihm in den Kopf, warum bisher noch niemand auf die Idee gekommen war, ein abendfüllendes Programm mit dem Thema „Modenschau einer schönen Frau vor ihrem Ehemann“ aufzustellen.
    Er war nicht ihr Ehemann. Nicht wirklich. Er hatte auch gar keine Lust, ein Ehemann zu werden. Noch lange nicht. Schon gar nicht der Ehemann einer Frau, die sein alter Herr für ihn bestimmt hatte.
    „… die letzte, Raffaele.“
    Rafe blinzelte. Seine Frau stand vor ihm. Der Knoten hatte sich gelöst, die langen Locken ergossen sich wie dunkle Seide über ihre Schultern. Sie trug einen dunkelroten Kaschmirpullover zu engen Jeans und schwarzen Lederstiefeln, die noch besser aussehen könnten, wenn Chiara Jeans und Pullover wegließ … Verdammt, er war hier auf dem besten Wege, sich in eine äußerst peinliche Situation zu bringen!
    „Was?“, sagte er und musste sich räuspern.
    „Ich sagte, das ist die letzte Kombination. Du entscheidest, welche ich nehmen soll.“
    Es gab nur eine Antwort. Die er allerdings nicht vor ihr geben würde. Er stand auf. „Das sieht doch ganz nett aus“, sagte er so lässig wie möglich.
    „Das finde ich auch.“ Sie strahlte.
    Er wandte sich an Nella. „Meine Frau wird die Sachen nehmen und sie direkt anbehalten. Aber wir brauchen noch eine Lederjacke, passend zu den Stiefeln.“
    Nella nickte und eilte davon. Chiaras Blick lag unverwandt auf ihm.
    „Raffaele.“ Eine eindeutige Warnung lag in diesem einen Wort.
    „Was denn?“, fragte er unschuldig. „Um diese Zeit ist es kühl in New York.“
    „Ich besitze einen Mantel.“
    Nella kam mit einer Lederjacke herbeigeeilt.
    „Probiere sie doch einfach nur an. Bitte.“
    Das Wissen um die letzte Nacht lag in seinen Augen, und Chiara gab nach. „Ich probiere sie an, aber versprechen werde ich nichts.“
    Sie schlüpfte in die Jacke und drehte sich zum Spiegel um. Rafe sah sie im Spiegel an, sah das Entzücken auf ihre Miene ziehen und ihre Lippen ein lautloses „Oh“ formen, und die Erkenntnis traf ihn, dass seine Frau in ihrem Leben bisher nicht viel Spaß gehabt hatte. Er verspürte das drängende Bedürfnis, ihren Vater bei den Schultern zu packen und ihn zu schütteln, bis ihm die Zähne klapperten!
    „Gefällt Ihnen die Jacke nicht, Sir?“, fragte Nella.
    Er holte Luft, um sich zu beruhigen, und zwang sich zu einem Lächeln. „Doch, sehr gut sogar.“ Er zog seine Kreditkarte aus der Brieftasche und überreichte sie der Verkäuferin. „Wir nehmen alles“, sagte er leise.
    Nella zog unmerklich die Augenbrauen in die Höhe. „Alles, Sir?“
    „Alles“, bestätigte er und legte vielsagend einen Finger auf die Lippen. „Lassen Sie es an meine Adresse liefern. Sie verstehen?“
    Nella lächelte warm und herzlich. „O ja, Mr. Orsini, ich verstehe durchaus.“
    Na, wenigstens einer. Denn er verstand überhaupt nichts mehr. Er hatte eine Ehefrau, die nicht wirklich seine Frau war. Eine Ehefrau, die er gar nicht wollte. Eine Ehefrau, die ihm durch die Machenschaften ihres und seines Vaters aufgezwungen worden war.
    Und doch erfüllte allein ihr Anblick ihn mit Freude. Mit einem Glücksgefühl. Mit … mit …
    Rafe runzelte die Stirn und blaffte barsch nach Chiara. Sie schwang zu ihm herum.
    Er wusste genau, was er zu ihr sagen würde. Dass es spät wurde. Dass sie noch Dinge zu erledigen hatten. Dass er nicht wusste, wieso er das Angebot gemacht hatte, ihr zu zeigen, wo er arbeitete. Denn es war ja
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