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Kuess mich, Playboy

Kuess mich, Playboy

Titel: Kuess mich, Playboy
Autoren: Sandra Marton
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der kleinen Kapelle kniete oder auf dem harten Stuhl im Salon saß, die Bibel in den Händen.
    Chiara rutschte tiefer in das warme Wasser der Badewanne. Enzo und sie hatten also versagt, der Amerikaner würde das Treffen mit ihrem Vater einhalten. Ob er sie wiedererkannte, wenn er sie sah? Enzo konnte ihm aus dem Weg gehen, sie nicht. Schließlich war sie der Grund für seinen Besuch.
    Sie wurde angeboten. Zum Verkauf. Wie eine Ziege.
    Sie konnte nur hoffen, dass er sie nicht erkannte. Die Möglichkeit bestand. Sie würde ein Kleid tragen, das Haar zu dem üblichen strengen Knoten geschlungen. Sie würde leise sprechen und demütig den Kopf gesenkt halten. Sie würde sich so unsichtbar wie nur möglich machen.
    Und selbst wenn er sie erkannte … Wahrscheinlich wollte er sie gar nicht, auch wenn es eine Ehre war, die Tochter von Don Freddo Cordiano zur Frau zu bekommen. Ein Mann wie er konnte jede haben. Obwohl eine so überwältigende Männlichkeit sie abstieß, wusste sie doch, dass es viele Frauen gab, die von den leuchtend blauen Augen in dem markanten Gesicht und dem harten, muskulösen Körper hingerissen wären.
    Dio , wie hart!
    Hitze schoss in ihre Wangen, als sie sich an den Moment erinnerte, als er sie auf seinen Schoß gezogen hatte. Ein Flattern meldete sich in ihrem Leib. Sie wusste, dass ein Mann eine solche Wirkung auf eine Frau haben konnte, schließlich war sie nicht völlig naiv. Aber dieser Teil von ihm war ihr riesig vorgekommen. Es war doch sicher unmöglich, dass der Körper einer Frau so etwas überhaupt in sich …
    Es klopfte an der Badezimmertür. Chiara schoss senkrecht im Wasser auf. „Sì?“
    „ Signorina, per favore . Ihr Vater erwartet Sie in der Bibliothek.“
    Chiara regte sich nicht. War der Amerikaner angekommen? „Maria, ist mein Vater allein?“
    „ No, signorina . Ein Mann ist bei ihm, ein Amerikaner. Und natürlich der capo .“
    Großer Gott. Chiara schloss die Augen. Also nicht nur der Amerikaner, sondern auch der widerliche Giglio, die rechte Hand ihres Vaters, der sie mit seinen anzüglichen Blicken verschlang.
    Schlimmer konnte dieser Tag nicht mehr werden.
    Nein, schlimmer ging es kaum noch. Ein Muskel zuckte in Rafes Wange. Erst diese Nummer mit Robin Hood und Lady Marian, und jetzt das hier.
    Seit zwanzig Minuten saß er auf einem unbequemen Stuhl in einem Arbeitszimmer, das noch stickiger und düsterer war als das seines Vaters, mit einem Glas Grappa in der Hand, das er nicht hatte haben wollen, und einer Zigarre, die ihm aufgedrängt worden war, auf dem Tischchen abgelegt neben sich. Als Krone des Ganzen saß ihm ein hässliches, feistes Muskelpaket gegenüber, das auf den Namen Giglio hörte und dessen Massen über den Stuhlrand quollen.
    Cordiano hatte den Mann als „Geschäftspartner“ vorgestellt. Capo war wohl die wahrheitsgemäße Bezeichnung. Der obligatorische Gorilla als Begleitperson eines jeden Gauners, der etwas auf sich hielt.
    Dieser capo ließ die Augen nicht von Rafe. Kleine, eng zusammenstehende Augen, in denen die pure Ruchlosigkeit glitzerte. Rafe hatte sich vorgenommen, es zu ignorieren, doch langsam merkte er, dass dieser Blick ihm zusetzte. Aus irgendeinem Grund mochte der fette Typ ihn nicht. Nun, das beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Hinzu kam, dass Cordiano fest entschlossen schien, sämtliche alten Geschichten von früher zu erzählen, als Männer noch Männer waren, und in den Erinnerungen an jene glorreichen Tage zu schwelgen.
    Rafe wollte nur noch hier raus, zurück nach Palermo und wieder in die Staaten, zurück in die Welt, die Sinn ergab. Doch alle seine Ansätze, das Ganze zu beschleunigen, waren ergebnislos verpufft. Und solange sie nicht zum Wesentlichen kamen, saß er hier fest.
    Nach dem Handschlag und den üblichen Floskeln – Wie war Ihre Reise? – Bestens. Rafe würde diesem alten Fuchs ganz sicherlich nichts davon sagen, dass er unterwegs von einem tattrigen Straßenräuber und einer Frau überfallen worden war – und nach dem Aufdrängen von Begrüßungsgrappa und -zigarre hatte Raffaele Cordiano den versiegelten Brief seines Vaters überreicht.
    „Grazie“ , hatte der don nur gesagt und den Umschlag ungeöffnet auf den Schreibtisch geworfen. Und jedes Mal, wenn Cordiano eine Atempause machte, setzte Raffaele an, um die Entschuldigung seines Vaters auch mündlich vorzubringen. Ohne Erfolg. Cordiano ließ ihm keine Chance.
    Zumindest war bisher kein Wort über die Heirat gefallen. Vielleicht hatte Cesare ja bereits
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