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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten
Autoren: Jutta Profijt
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in der Klinik. Anhand der Befunde stelle ich mir
     das so vor: Er soll sich ausziehen und auf den O P-Tisch legen, aber da bekommt er Panik. Er will weg, jemand haut ihm die Narkose rein und hält ihn an Händen und Füßen fest, bis
     sie wirkt. Die entsprechenden Spuren an Hand- und Fußgelenken sind da. Der Arzt ist jetzt nervös, vergisst Schmerzmittel und
     Muskelrelaxans, schiebt nur die Hose runter und das Hemd hoch, desinfiziert denBauch und setzt das Skalpell an. Da unser Freund von seinem ersten Fluchtversuch noch Adrenalin im Blut hat und durch reichlichen
     Drogenkonsum sowieso einen hohen Toleranzlevel besitzt, bringt ihn der Schnitt wieder zu sich. Er reißt sich die Kanüle aus
     dem Arm und den Tubus aus dem Hals und flieht.«
    »Das heißt, der sogenannte Messerstich war ein   …«, sagte Martin.
    »…   O P-Schnitt , der direkt unter dem Rippenbogen angesetzt wurde und senkrecht nach unten wies«, vervollständigte Katrin. Sie seufzte. »Wenn
     in der Nacht, als er gefunden wurde, ein Kollege den Leichnam gesehen hätte, wären wir gleich auf diese Idee gekommen.«
    Gregor nickte grimmig. »Manchmal geht einfach alles schief.«
    »Und der Mann, den Jochen obduzierte?«
    »Der ›Chefarzt‹ der Migrantenmedizin konnte sich an ihn erinnnern. Der Mann war vor etwa einem Jahr in der Praxis. Achillessehnenruptur.
     Offenbar hat Irina ihm ebenfalls Blut abgenommen. Als sie einen Kunden für ihn hatte, musste er als Spender gewonnen werden.
     Freiwillig oder mit Gewalt.«
    »Du meinst, der Überfall war vorgetäuscht?«, fragte Birgit entsetzt.
    »Nein, nicht vorgetäuscht«, erwiderte Gregor. »Der Überfall diente dazu, den Mann in die Finger zu bekommen, um ihn auszuschlachten.«
    »Aber wenn er tot ist, kann man doch die Organe gar nicht mehr verwenden, oder?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Das ist ein Irrglaube, weil das deutsche Recht eine Organentnahme nur zulässt, sofern ein Hirntod
     vorliegt ohne Herztod. Aber tatsächlich können Organe innerhalb einer Stunde nach dem Herztod noch gut verwendet werden.«
    »Genau«, sagte Katrin. »Bei diesem Opfer gibt es deutliche Kampfspuren. Es sieht so aus, als hätte man ihn nicht gleich töten
     wollen, aber als er sich wehrte   … Dann wurden die Angreifer gestört, bevor sie die Leiche in den Wagen laden konnten, und mussten sie daher später wieder
     klauen.«
    »Mein Gott«, hauchte Birgit.
    »Und dann hat man ihm alles entnommen, was sich verkaufen lässt. Organe, Gewebe, Knochen, Sehnen   … Die Leiche, die in Holland gefunden wurde, wog nur noch fünfunddreißig Kilo.«
    »Wer sind die Männer fürs Grobe?«, fragte Martin.
    »Das waren die beiden, die wir bei Medex festgenommen haben«, sagte Gregor. »Sie gehören zu Irinas Vater.«
    »Hat Irina ihnen das Skalpell aus dem Institut besorgt?«, fragte Martin.
    Katrin grinste. »Negativ. Unsere sind vollzählig. Der eine der Gorillas hat seine Faszination für die Medizin entdeckt und
     sich selbst einen ganzen Satz dieser Skalpelle bestellt.«
    »Wird Hagenbeck denn nun belangt oder redet er sich damit heraus, dass er nichts wusste?«, fragte Martin.
    »Hagenbeck hat in vollem Umfang gestanden. Er hat den Tätowierten gegen dessen Willen narkotisiert, das hat auch die Narkoseärztin
     so bestätigt. Hagenbeck hatte sie bestochen, damit sie nicht zur Polizei geht. Zweitens hat Hagenbeck Organe zur Transplantation
     verwendet, die nicht von der offiziellen Organvermittlung kamen. Und er hat Organe von sogenannten Organ-›Spendern‹ an Medex
     weiterverkauft, wenn er sie selbst nicht brauchte. Er wusste genau, was er tat, und wird für jedes einzelne Vergehen belangt.«
    »Und die Augen?«
    »Die hat der medizinisch interessierte Gorilla tatsächlichselbst und auf eigene Rechnung geklaut. Er hatte inzwischen so viel Einblick in den Organhandel, dass er sich diesen kleinen
     Nebenverdienst erlauben wollte. Er kam am Wochenende nachts und hat die Augen an einen Zwischenhändler verscherbelt. Er ist
     bei Irina und ihrem Papa unten durch, deshalb singt er wie ein Vögelchen, damit wir ihn nicht nach Russland zurückschicken.
     Dort hätte er sicher keine vierundzwanzig Stunden mehr zu leben.«
    »Das heißt, Medex hat nicht nur die Patienten der Klinik mit Organen versorgt, sondern auch damit gehandelt?«, fragte Birgit.
    »Wenn ein ›Spender‹ auf dem O P-Tisch starb oder sowieso schon getötet werden musste, um an das gewünschte Organ zu kommen, wurde der Rest auch entnommen und
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