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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten
Autoren: Jutta Profijt
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Augenklauer war?
     
    Und wieder war ich in der Klemme. Die Bullen würden mit einem SEK anrücken, aber wären sie wirklich auf bewaffneten Widerstand
     gefasst? Ich musste Gregor warnen. Aber dafür brauchte ich Martin. Mein Schwur, ihn in Ruhe zu lassen, wurde vom Schicksal
     immer wieder gerammt. Zum Schluss gewann die Verantwortung gegenüber Gregor und seinen Kollegen. Ich musste sie warnen.
    Nach einer letzten Runde, in der ich außer den beiden Gürtelwaffen noch ein gut gefülltes Waffenlager im Keller entdeckte,
     hetzte ich zu Martin.
    »Du musst Gregor warnen«, rief ich.
    Martin erschrak. Er hatte auf dem Wohnzimmerboden gehockt und Stadtpläne betrachtet.
    »Er geht gleich mit einem SEK in das Haus, in dem Irina sich mit zwei Russen verschanzt hat. Die haben ein ganzes Waffenlager
     im Keller. Es sind zurzeit zwei Männer und Irina im Haus. Bitte, sag ihm das.«
    Martin griff ohne Zögern zum Hörer und gab Gregordie Warnung durch. Bevor er mich auf ewig verfluchen konnte, schaltete ich mich wieder weg.
     
    Der Zugriff war hart und erfolgreich. Die Eingangstür, die Hoftür und die Kellertür wurden gleichzeitig gestürmt, das Waffenlager
     besetzt und die bösen Buben und Irina innerhalb von siebenundfünfzig Sekunden schachmatt gesetzt. Der einzige Schuss wurde
     abgegeben von – Irina. Er ging daneben. Mit hasserfülltem Gesicht lag sie auf dem Boden, zwei Bullen hockten über ihr, fesselten
     Hände und Füße und rissen sie wieder auf die Beine.
    »Beeilung, Mädchen«, schnauzte der eine Bulle Irina an. Sie spuckte ihm mitten ins Gesicht. Mein himmlischer Engel hatte sich
     in einen schwefelstinkenden Teufel verwandelt. Enttäuscht und mit gebrochenem Herzen zog ich ab und hing den ganzen Tag in
     der Stadt herum, die unter einer tief hängenden Wolkendecke einen Regenguss nach dem anderen freudig ertrug.
    Nur mir schlug der Regen auf die Stimmung.
     
    Aus lauter Gewohnheit und um zum letzten Mal Abschied zu nehmen, machte ich mich am späten Nachmittag auf den Weg zu Martin.
     Wieder saß er allein auf seinem Sofa, aber er lächelte dieses dämliche Glücksgrinsen, während er im IKE A-Katalog blätterte.
    »Ich habe mein Versprechen gebrochen«, sagte ich in dem Heldentonfall zu ihm, den ich in unzähligen Actionfilmen gehört hatte.
     »Das kommt nicht wieder vor. Ich verabschiede mich jetzt von dir und dann bin ich weg. Ein für alle Mal.«
    Ich hatte Mühe, nicht loszuheulen, aber mein Entschluss stand fest. Ich war tot, daran war nichts zu rütteln. Natürlich war
     es schön, dass ich zu einem lebenden Menschen Kontakt aufnehmen konnte, aber das durfte ich nichttun, wenn ich damit dessen Leben versaute. Diese Entscheidung war die schwerste meines ganzen Lebens gewesen, und ich war
     mir nicht sicher, wie ich damit würde weiterleben können. Oder ob. Vielleicht würde ich mich sogar auf die Suche nach dem
     Licht machen, von dem Marlene mir erzählt hatte. Sie hatte gesagt, ich könne auch dorthin, wenn ich so weit sei. Ich seufzte.
     Ich war der tragische Held dieser Geschichte, der sein eigenes Wohl für die anderen verleugnet. Ich musste Martin und Birgit
     eine Chance geben. Und wenn ich dafür noch einmal und diesmal endgültig sterben musste.
    »Leb wohl«, krächzte ich und gondelte zur Tür.
    »Warte mal«, sagte Martin.
    Ich zischte in hundertfacher Lichtgeschwindigkeit zurück zum Sofa.
    »Du hast Forch das Leben gerettet«, sagte Martin nachdenklich.
    »Hm.« Ich kam mir vor wie ein Hund, der hechelnd auf ein Lob von seinem Herrchen wartet, und dann, wenn es kommt, seine Hand
     abschlabbert.
    »Und du hast mehrere Verbrechen aufgeklärt und damit weiteren Unschuldigen das Leben gerettet.«
    Ich versuchte, cool zu bleiben. Räusperte mich. »Das ist doch selbstverständlich.«
    »Und du hast Irina gefunden, wenn wir auch immer noch keine Ahnung haben, wie du das gemacht hast.«
    »Stimmt.« Ich hatte nicht vor, ihn jetzt noch mit diesen Details zu belasten.
    »Und abgesehen davon, wäre es wirklich zu grausam, dich zu verstoßen.«
    »JA!« Jetzt heulte ich hemmungslos. Jawohl, grausam wäre es. Unmenschlich, gnadenlos, höllisch grausam.
    »Aber so, wie es bisher war, kann es auch nicht weitergehen.«
    »Nein?« Ich hechelte wieder.
    »Das Bad und das Schlafzimmer sind für dich tabu.«
    »Aber wenn ich dich   …«
    »Wir werden eine technische Lösung finden, damit du mich in Notfällen benachrichtigen kannst.«
    Technische Lösung hörte sich scheiße an. Alles, was
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