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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten
Autoren: Jutta Profijt
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erkannt haben, dass die Medizin ein Wachstumsmarkt ist.«
    »Wie finden Sie die geeigneten Spender? Testen Sie die ganze Familie durch?«
    »Nein, die Tests sind üblicherweise bereits abgeschlossen, wenn die Patienten mich kontaktieren. Die Patienten nennen mir
     den Namen des Familienmitglieds, das zu der Spende bereit ist, und schicken mir alle medizinischen Unterlagen sowie die unterzeichnete
     Einverständniserklärung des Spenders. Zum festgesetzten Termin kommen Spender und Empfänger in die Klinik, es werden ein paar
     abschließende Tests durchgeführt und dann kann die Transplantation stattfinden.«
     
    Hagenbeck erklärte, die Spender bestmöglich medizinisch zu versorgen, solange sie in seiner Klinik blieben, aber die ambulante
     Nachsorge den jeweiligen Hausärzten zu überlassen, für die er eine Überweisung schrieb.
    »Haben Sie jemals mit einem dieser Hausärzte telefonischen oder persönlichen Kontakt gehabt?«
    »Nein, nie.«
    »Kam Ihnen das nie seltsam vor?«
    »Nein.«
     
    Natürlich konnte ich Gregors Gedanken nicht lesen, aber sein Gesicht sprach Bände. Er sah seinen wasserdichten Fall den Bach
     runtergehen, weil Hagenbeck nichts Illegalesnachzuweisen war. Vielleicht war das sogar die Wahrheit. Vielleicht war Hagenbeck einfach dämlich und hatte alles geglaubt,
     was Irina ihm untergeschoben hatte. Die seltsamen Verwandten, die von weit entfernten Kontinenten stammten, die gefälschte
     Einverständniserklärung des Spenders. Gregors gesamte Hoffnungen mussten nun auf dem Latino ruhen, aber im Zweifelsfall würde
     auch der nur Irina belasten. Sie hatte ihm erzählt, seine Niere sei krank, sie hatte ihm vermutlich die Papiere mit der Einverständniserklärung
     zur Unterschrift vorgelegt, die sie dann an Hagenbeck weiterleitete.
     
    »Was ist mit einem Mann namens Yan Yu?«
    »Yan Yu? Hm   … War das der mit dem schönen Drachen-Tatoo? Ich erinnere mich. Das war der junge Mann, der im letzten Moment gekniffen hat.
     Er ist nicht zum Termin erschienen.«
    »Hat er angerufen und abgesagt?«
    »Nein, er ist einfach nicht erschienen.«
    »In welcher Beziehung stand er zu dem Empfänger des Organs?«
    »Er war sein Neffe, glaube ich. Aber das steht sicher alles in den Unterlagen.«
     
    Gregor kritzelte hektisch etwas auf seinen Block. Ich düste rüber und las: Leiche finden! Ich sag ja, Gregor ist clever.
     
    Gregor war verzweifelt damit beschäftigt, den Fall trotz des widerspenstigen Chefarztes und trotz fehlender Beweise wasserdicht
     zu machen, Katrin steckte bis über beide Ohren in Arbeit, die ihr ohne Chef, ohne Martin und ohne Jochen über den Kopf wuchs,
     und Birgit machte Überstunden in der Bank. Nur Martin hatte nichts zu tun. Er saßeinsam und verlassen auf seinem Sofa und katalogisierte die Straßennamen in alten Stadtplänen. Sollte ich   …
    Nein, ich rief mich zur Ordnung. Erstens hatte ich meinen Schwur, ihn in Ruhe zu lassen, bereits einmal gebrochen, und zweitens
     hatte auch ich diesen Fall noch nicht abgeschlossen.
     
    Ich machte mich auf den Weg in die Stadt. Es sollte der letzte heiße Tag werden, hatten die Wetterfrösche versprochen, und
     die Leute hingen in dicken Trauben in den Straßen herum. Ich mischte mich unter die ausgelassenen Kölner und genoss noch einmal
     den Blick auf bauchfreie Tops, kurze Röcke und schweißfeuchte Haut. Es wurde Eis gegessen, Bier getrunken, geflirtet und sogar
     getanzt. Einen Moment lang dachte ich, das Leben sei herrlich.
    Aber das stimmte nicht.
    Das Leben war scheiße.
    Ich hatte die große Liebe meines Lebens verloren. Irina. Sie war kein unschuldiger Engel, sondern eine abgebrühte Kriminelle.
     Ich hasste sie dafür, dass sie mich an der Nase herumgeführt hatte. Dafür, dass sie ihren kleinen, dicken Großvater hintergangen
     und in den Selbstmord getrieben hatte. Dafür, dass sie jetzt weg war und sich mit ihrem kriminellen Vater ins Fäustchen lachte
     und an einem anderen Ort genau dieselbe Masche wieder abziehen würde. Weitere Menschen würden zu einem Arzt gehen, von dem
     sie glaubten, dass er ihnen helfen wollte, während Irina im Hintergrund wie die Spinne im Netz hockte und darauf wartete,
     ein geeignetes Opfer zu finden, dem sie eine Niere klauen konnte. Und dann hatte das Opfer noch Glück, denn mit nur einer
     Niere konnte es weiterleben, sofern es sich nicht in einer postoperativen Depression vor den Zug warf. Wurde eine Leber oder
     ein Herz benötigt, würde das Opfer einfach von der Bildfläche
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