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Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit
Autoren: Karlheinz Deschner
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schwarzen Geldern des italienischen Großgangstertums spekulierten. Mafioso Sindona, »der wahrscheinlich reichste Mann Italiens« (Lo Bello), der »von Papst Paul VI. den Auftrag erhalten, die Kirchenfinanzen neu zu ordnen«
(Süddeutsche Zeitung),
wurde 1980 als Verantwortlicher für den größten Bankenzusammenbruch in der Geschichte der USA zu 25 Jahren Haft verurteilt, dann an Italien ausgeliefert, dort aber 1986 zwei Tage nach seiner Verurteilung (wegen Anstiftung zum Mord) zu lebenslanger Haft im Gefängnis, trotz aller nur denkbaren Absicherungen, durch Zyankali vergiftet. Vielsagend meinte der zwölf Jahre Sindonas Finanzaktionen (allein in Italien eineinhalb Milliarden Mark Verluste) verfolgende Mailänder Staatsanwalt Guido Viola: »Wir haben den Dreck, der in diesem Topf kocht, auch mit dem Prozeß nicht ausgeräumt.« Ebenso gehörte Roberto Calvi, ein weiterer Mafia-Bankier, der 1982 erhängt unter einer Themsebrücke in London endete, unter Paul VI. zum exklusiven Zirkel der kurialen »uomini di fiducia« und verbreitete als »Bankier Gottes«, wie er in Italien hieß, »das Krebsgeschwür vatikanisch inspirierter Wirtschaftskriminalität über die ganze Welt«. (Zum Beispiel präsentierte der Leiter der Abteilung für Organisiertes Verbrechen und Korruption beim amerikanischen Justizministerium, Lynch, begleitet von Polizei- und FBI-Beamten, am 25. und 26. April 1973 im vatikanischen Staatssekretariat »das Originalschreiben, in dem der Vatikan« bei der New Yorker Mafia, »gefälschte Wertpapiere im fiktiven Gegenwert von nahezu einer Milliarde Dollar bestellte«, »eine der größten Betrügereien aller Zeiten«, die anscheinend kein anderer als Erzbischof Marcinkus, der »sehr gute Freund« Sindonas, »eingefädelt hatte« [Yallop].) Der Vorgänger Pauls, Papst Pius XII., starb 1958 mit einem
Privat
vermögen – das er angeblich ganz zur Rettung von Juden unter Hitler verwendet hatte! – von 80 Millionen DM in Gold und Valuten. Der Nepotismus unter ihm hatte renaissancehafte Ausmaße. Sicher an der Erlösung ist nur der Erlös daraus. 23
    Die Habgier der Prälaten wird durch alle Jahrhunderte belegt, die private Bereicherung von Päpsten, Bischöfen, Äbten dokumentiert, ihr meist ungeheurer Luxus, die Verschleuderung von Kirchengütern an Verwandte, Simonie, Pfründenerwerb, Verdrängung der Pfründeninhaber, der Schacher von der Papstwahl bis zum Einsetzen der Landpfarrer, vom Stimmenkauf auf Synoden bis zum Verkauf von Wein, Bier, Salböl, Hostien, Antibabypillen (!) namens »Luteolas«, bis zu Bestechungsgeldern noch der berühmtesten Kirchenlehrer, Papst Gregor I., des hl. Kyrill, der mit Hilfe riesiger Summen ein Mariendogma durchsetzte und anderes mehr – Zinsgeschäfte, Handel, Wucher, Peterspfennig, Ablaß, Kollekte, Erbschleicherei durch zwei Jahrtausende, riesige Rüstungsgewinne. Die Folgen der Überhäufung des hohen Klerus mit Privilegien, mit Immunitätsrechten, mit Grafenrechten, Marktrechten, Zollrechten, Steuervorteilen, mit strafrechtlichen Ausnahmestellungen, milderen Strafen natürlich statt schärferen! Ganz zu schweigen von der Selbstherrlichkeit des römischen Pontifex: sic volo, sic jubeo (so will ich's, also befehl ich's). – Die ökonomische Seite der Heiden-, Juden-, »Ketzer«–, Hexen-, Indianer-, Negerausmerzung. – Der wirtschaftliche Faktor des Wunderkults, der Heiligenviten, Mirakelbücher, Wallfahrtsorte und anderer Dinge mehr. 24
    Die »pia fraus« mit ihren verschiedenen Fälschungstypen (Apostolisation, Pilgerkonkurrenz, Besitzsicherung, Rechtssicherung) wird in eigenen größeren Komplexen untersucht, zumal in Europa bis ins hohe Mittelalter hinein die Fälscher fast durchweg Geistliche waren. Überall in Klöstern und an Bischofssitzen suchten sie aus kirchenpolitischen Gründen ihre rivalisierenden Ansprüche durchzusetzen mittels Fabrikation falscher Diplome oder der Interpolation originaler. Die Behauptung, es habe im Mittelalter fast ebenso viele unechte Urkunden, Annalen, Chroniken gegeben wie echte, ist kaum übertrieben; der »fromme« Betrug wurde zu einem politischen Faktor, »die Fälscherwerkstatt zur Ordnungsinstanz von Kirche und Recht« (Schreiner). 25
    Die skrupellose Ausnutzung von Unwissenheit und Aberglauben, wobei der Reliquien-, Heiltumsbüchlein-, der Wunder- und Legendenschwindel (wissenschaftlich gesagt: die »Umdeutung der historischen Ereignisse im Sinne einer hagiologischen Kausalität«: Lotter) Triumphe feiert, lenkt den
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