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Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit
Autoren: Karlheinz Deschner
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zum ausführenden Organ der Kirche erklärt; eine in der Bulle »Unam Sanctam« durch Bonifaz VIII. formulierte Prätention, von der sich erst Leo XIII. (gest. 1903) offiziell distanzierte, was aber nichts heißen will. Die abendländische Christenheit jedenfalls »war wesentlich die Schöpfung der katholischen Kirche«; »die unter der päpstlichen Hierokratie bis ins letzte organisierte Kirche die Hauptinstitution der mittelalterlichen Ordnung« (Toynbee). 15
    In diesen Zusammenhang gehören die Kriege, die auf Drängen, mit Beteiligung oder unter dem Kommando der Kirche geführt worden sind: die Vernichtung ganzer Völker, der Wandalen, der Goten, im Osten die unentwegte Niedermetzelung der Slawen – für die christlichen Chronisten der Karolinger und Ottonen bloß in heidnischer Finsternis befangene Verbrecher, die mit allen Mitteln, des Verrats, Betrugs, der Grausamkeit bekehrt werden mußten. Im Hochmittelalter ist jede Glaubensbelehrung vor allem auf Streit und Kampf für Christus ausgerichtet, die Schwertmission, der »Heilige Krieg«, die »nova religio«, die Garantie für alles Gute, Große, Ewige. Christus, schon in den frühmittelalterlichen Hymnen als Kämpfer besungen, wird nun Heerführer, der König, der Sieger überhaupt. Wer für ihn, für Jerusalem, sein »altes Erbeland«, das »Heilige Land«, sich schlägt, mit dem fechten die Engel, die Heiligen, er erträgt jederlei Drangsal, Verzweiflung, Hunger, Not, Tod. Denn fällt er, harrt höchster Lohn auf ihn, durch die Priester tausendfach verbürgt. Er gelangt, ohne Fegfeuer und Höllenqualen, vom Schlachtfeld gleich ins Paradies, geradeswegs an Christi Herz, gewinnt der »ewigen saelde heil«, »die liechte Himmelskrone«, requies aeterna, vita aeterna, salus perpetua ... Diese Verführten wähnen sich – wie noch die Millionen von Feldpfaffen Mißbrauchten der Weltkriegszeit – gefeit gegen alles; offnen Augs und blind zugleich taumeln sie ins Verderben. 16
    Hierher gehören natürlich die Kreuzzüge, im Mittelalter rein römisch-katholische Kriege, Großverbrechen des Papsttums, wobei man predigt: »Selbst wenn nur Waisen, kleine Kinder, Witwen und Verfolgte streiten, werden wir über die Teufelsmenschen den Sieg gewinnen.« Doch schon den ersten christlichen Kaiser hindert nur sein Tod an einem Kreuzzug gegen die Perser (S. 284). Und bald reißen diese »bewaffneten Wallfahrten« kaum mehr ab. Sie werden ein Verhalten »von langer Dauer«, eine Idee, ein Thema, »das in endloser Wiederholung durch die Gesellschaften geht, durch die Menschheit und die verschiedenen psychischen Strukturen« (Braudel). Denn die ganze Welt will der Christ mit seinen »höheren Werten« beglücken, seiner »alleinseligmachenden Wahrheit«, seiner »Erlösung«, die oft zu einer Art Endlösung führt: eineinhalb Jahrtausende vor Hitler schon zum erstenmal gegenüber den Juden im großen christkatholischen Stil durch den hl. Kyrill von Alexandrien. Fast überall, in Europa, Afrika, Asien, in Mittel- und Südamerika, zieht der Europäer als »Kreuzfahrer« ins Feld – »auch wenn es dabei nur um Baumwolle und Erdöl geht« (Friedrich Heer). Noch den Vietnamkrieg erklärten US-Bischöfe zum Kreuzzug und forderten während des Zweiten Vatikanum sogar den Abwurf der Atombombe auf Vietnam zur Verteidigung der katholischen Schule! Denn: »Selbst Atombomben können in den Dienst der Nächstenliebe treten« (Protestant Künneth, 13 Jahre nach Hiroshima). 17
    Die Kreuzzugspsychose: ein Phänomen, das noch im Ost-West-Konflikt der Gegenwart virulent ist – indes man da und dort Minikreuzzüge probt; 1971 etwa in Bolivien. »Als nächstes Objekt wurde die Universität gestürmt«, renommiert der
Antonius,
die Monatsschrift der Franziskaner in Bayern. »Man kämpfte unter dem Schlachtruf: Für Gott, Vaterland und Ehre gegen den Kommunismus ... Held des Tages war der Chef des Regiments ... Cl. Celich ...: Ich bin gekommen in meinem eigenen Namen, um in Bolivien den Kommunismus auszurotten. Er legte alle Bürschchen um, die er mit Waffen antraf ... Celich ist jetzt Innenminister und wird sicher durchgreifen. Es ist zu erwarten, daß es nun etwas besser wird, nachdem die Muttergottes wirklich hier dem Kommunismus den Garaus gemacht hat.« 18
    Neben ungezählten Verwicklungen der Kirchen in weitere »weltliche« Greuel werden spezifisch klerikale Aktivitäten des Terrors erfaßt, Heidenbekämpfung, Inquisition, Judenpogrome, Hexen- und Indianerausrottung et cetera, bis hin zu
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