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Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit
Autoren: Karlheinz Deschner
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Unternehmen in weiten Teilen Kirchengeschichte, eine Darstellung von institutionellen Kirchentümern, Kirchenvätern, Kirchenführern, von rein kirchlichen Machtambitionen und Gewaltunternehmen, rein kirchlicher Ausbeutung, rein kirchlichem Betrug, rein kirchlicher Verdummung.
    Gewiß werden die sogenannten christlichen Großkirchen eingehend betrachtet, besonders das Papsttum, »das künstlichste aller Gebäude«, das Schiller »nur durch eine fortgesetzte Verleugnung der Wahrheit erhalten« sieht, das Goethe »Babel« und »Babylon« schimpft, »Mutter so vieles Betrugs und Irrtums«. Doch noch die außerkirchlichen Formen des Christentums werden ausführlich einbezogen, die Häresiarchen neben den Häresiologen, die Sekten, Sonderbünde, und alle gemessen nicht nur an den generellen Begriffen des Kriminellen, Humanen, sondern auch an den zentralen ethischen Gedanken der Synoptiker, am christlichen Selbstverständnis als Religion der Frohen Botschaft, der Liebe, des Friedens, als »Heilsgeschichte« auch; ein freilich erst im 19. Jahrhundert entstandener, im 20. von evangelischen Theologen wie Barth und Bultmann bekämpfter, inzwischen aber selbst von Protestanten gern gebrauchter Begriff, der den Zeitraum von der »Erschaffung« der Welt (oder der ersten »Ankunft Christi«) bis zum »Jüngsten Gericht« umschließt – »alles Sichereignen von Heil (und Unheil)«: Darlapp 8 .
    Gemessen wird das Christentum aber auch an den mißachteten Forderungen der späteren Kirche, wie Verbot des Kriegsdienstes zunächst für alle Christen, dann für den Klerus, Verbot der Simonie, des Zinses, des Wuchers und anderer Dinge mehr. »Das Christentum ist die Frohbotschaft der Freude«, schrieb der hl. Franz von Sales, »und wenn es keine Freude bringt, ist es kein Christentum.« Und für Papst Leo XIII. »wird auch das übernatürliche Prinzip der Kirche daran erkennbar, daß man sieht, was durch sie geschieht und getan wird« 9 .
    Nun besteht bekanntlich ein schreiender Widerspruch zwischen dem Leben der Christen und ihrer Lehre, ein Widerspruch, den man seit je durch den ewigen Gegensatz von Ideal und Wirklichkeit zu entschärfen, zu bagatellisieren sucht – vergeblich. Verdammt doch keiner das Christentum, weil es seine Ideale nicht ganz, nicht halb oder noch weniger realisiert. Aber es faßt, so sagte ich 1969 in einer Rede, die mich vor den Richter brachte, »den Begriff des Menschlichen und selbst des Allzumenschlichen doch etwas weit, wenn man von Jahrhundert zu Jahrhundert, von Jahrtausend zu Jahrtausend genau das Gegenteil realisiert, kurz, wenn man durch seine ganze Geschichte als Inbegriff und leibhaftige Verkörperung und absoluter Gipfel welthistorischen Verbrechertums ausgewiesen ist« 10 .
    Darum also geht es. Man verfehlt das Ideal nicht nur partiell, nur gradweise, nein, man schlägt ihm sozusagen ständig ins Gesicht und spielt sich zugleich mit aller Prätention als Verfechter seines Ideals auf, ja, als erste Moralinstanz der Welt. Der Erkenntnis solcher Heuchelei, Ausdruck nicht »menschlicher Schwäche«, sondern geistlicher Niedertracht ohnegleichen, entsprang diese Kriminalgeschichte:
Gott geht in den Schuhen des Teufels
(s. Nachbemerkung).
    Dabei ist meine Arbeit aber nicht nur Kirchengeschichte, sondern eben, wie der Titel sagt, eine Historie des
Christentums,
eine Geschichte christlicher Dynastien, christlicher Fürsten, christlicher Kriege und Scheußlichkeiten, eine Geschichte jenseits aller institutionellen oder konfessionellen Schranken, eine Geschichte vieler Handlungs- und Verhaltensformen der Christenheit, einschließlich der säkularisierten Folgen, die sich, gelöst vom Ausgangspunkt, innerhalb der Kultur, Wirtschaft, Politik, in der ganzen Breite des gesellschaftlichen Lebens, entwickelt haben. Sind doch die christlichen Kirchengeschichtler selbst darin einig, ihre Disziplin umspanne »den weitestmöglichen Radius christlicher Lebensäußerungen« (K. Bornkamm), integriere alle »nur denkbaren Dimensionen geschichtlicher Wirklichkeit« (Ebeling), sogar »mit allen Veränderungen inhaltlicher, sachlicher Art« (Rendtorff). 11
    Die Geschichtsschreibung unterscheidet zwar zwischen sogenannter Profangeschichte (ein von Theologen wie Historikern gebrauchter Begriff: der Gegensatz zu Heil, zu heilig) und Kirchengeschichte, freilich erst seit dem 16. Jahrhundert eine eigene Disziplin. Doch wie sehr sich beide – nicht zufällig! – auch auseinanderschrieben, tatsächlich ist Kirchengeschichte
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