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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Minuten, bis der Computer hochgefahren war. Benno trommelte nervös auf den Schreibtisch. Endlich erschien eine Programmübersicht. Doch plötzlich schaltete sich ein Fenster davor. Der Rechner wollte ein Paßwort. Benno fluchte. Dann fing er an herumzuprobieren. Pankratius, Pankratius-Klinik, Pankratius-Krankenhaus. Pank. Der Bildschirm flimmerte. Es hatte tatsächlich funktioniert. Pank. Gar nicht mal so einfallslos, fand Benno. Wenn man bedachte, daß Zahlenmenschen ihn ausgedacht hatten. Benno klickte den Personalordner an. Dann wählte er den Ordner Mitarbeiter. Eine Liste von Namen tat sich auf, leider wieder ohne Vornamen. Benno hätte beinahe auf die Tastatur gedonnert. Dann riß er sich zusammen. Es mußte einen anderen Weg geben. Benno ging zurück in die Übersicht des Personalordners. Geburtstagsliste. Es gab tatsächlich eine Datei Geburtstagsliste. Offensichtlich wurde dafür gesorgt, daß kein Fünfzigster ungefeiert blieb. Benno ging in die Datei hinein. Hier standen die Mitarbeiter nach Geburtstagen geordnet, angefangen im Januar bis hin zum Dezember. Und noch besser. Hier waren auch die Vornamen mit angegeben. Hier würde er Stefan auf jeden Fall finden. Es gab zwei Stefans. Einen Stefan Bergmann, geboren 1954. Und dann Stefan Kirchner, geboren 1968. Das mußte Pfleger Stefan sein. Aber er war trotzdem zu jung. Stefan Kirchner. Benno klickte sich wieder in die Mitarbeiteraufstellung ein und wählte den Namen Kirchner. Jetzt stand Stefan Kirchners Personalbogen vor ihm. Pfleger in der chirurgischen Abteilung. Auf jeden Fall hatte er wirklich den richtigen erwischt. Geboren 3. Oktober 1968 in Mönchengladbach. Fehlanzeige. Stefan paßte weder altersmäßig ganz genau, noch stimmte der Geburtsort. Es sei denn, Familie Kirchner war schon in den ersten Jahren nach Stefans Geburt nach Paderborn gezogen. Benno wechselte wieder in das Geburtstagsregister. Zumindest konnte er jetzt noch die anderen Namen durchsehen. Er konnte eine Liste machen, welche Männer im betreffenden Jahr geboren waren. Und dann konnte er sogar nachschauen, wer von ihnen in Paderborn zur Welt gekommen war. Benno streckte sich kurz. Er mußte sich beeilen. Sonst würde irgend jemand ihn gleich überraschen.
    Nach zehn Minuten hatte er acht Namen aufgeschrieben. Acht Männer, die in den Jahren 1965 bis 1967 geboren waren. Benno hatte sich entschieden, sich nicht auf ein Jahr zu beschränken. Die Altersangabe in der Zeitung konnte ungenau sein. Mit der Ausweitung fühlte er sich sicherer. Acht Männer fielen in die Sparte, von denen er vier kannte. Bei allen Vieren war er sich sicher, daß sie nichts mit einem Mord zu tun hatten. Trotzdem hatte er sich entschlossen, alle zu prüfen. Als Benno zurück in die Mitarbeiterdatei wechselte, merkte er, daß er nervös war. Was, wenn jetzt irgendwo Paderborn auftauchte? Natürlich war es das, worauf er hinarbeitete, aber was, wenn es wirklich passierte?
    Nummer eins kam aus Litauen, ein junger Assistenzarzt aus der Gyn. Nummer zwei war in Arnsberg geboren. Nummer drei in Brilon. Nummer vier stammte aus Berlin, na, endlich mal was Neues. Nummer fünf kam aus Menden, Nummer sechs – Paderborn. Da stand es. Heinrich Reineken, Krankengymnast. Er kam aus Paderborn. Henry! Benno zitterten die Finger. Im ersten Moment war er entschlossen, die Nummer der Polizei zu wählen. Dann entschied er weiterzumachen. Er mußte alle acht Namen abhaken. Alles andere wäre nicht korrekt. Nummer sieben kam aus Neuenrade. Nummer acht – Paderborn. Benno schluckte. Er konnte es nicht fassen. Noch einer von denen, die er kannte. Michael Greitner. Hol- und Bringedienst. Michael, der Bettenläufer. Hektisch fuhr Benno den Computer runter. Was sollte er jetzt tun? Die Polizei anrufen? Benno ging zur Tür und knipste das Licht aus. Er würde zunächst zum Jakobs gehen und sich mit ihm beraten. Zunächst mal zum Jakobs und dann zur Polizei.
    +
    Er schwitzte. Ja, er zitterte geradezu. Das war nicht gut. Man mußte ausgeglichen sein. Man mußte lernen, mit Krisen umzugehen. Das hatte schon der Psychologe immer gesagt. Damals, kurz nachdem es passiert war. Er hatte gesagt: Man kann die Dinge nicht rückgängig machen, aber man muß lernen, mit ihnen zu leben. Er hatte auch gesagt, es sei niemand schuld an diesem Unfall. Es sei niemand schuld. Nicht der Fahrer des Wagens. Nicht seine Mutter, die mit Grippe im Bett gelegen hatte, noch sein Vater, der so selten zu Hause war. Auch nicht er, der er seiner Schwester erlaubt hatte,
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