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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei
Autoren: Kathrin Heinrichs
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nicht hätte helfen wollen, hätte ich abgesagt.«
    Alexa lächelte. Was Susanne sagte, stimmte. Susanne hatte immer schon das getan, was sie tun wollte. Sie hatte nach dem Abitur zunächst ein Studium angefangen, Jura, glaubte Alexa, was sie aber schon nach einem Semester abgebrochen hatte. Danach war sie mit einer Theatergruppe durchs Land gezogen. Ein Trüppchen, das Kindertheater machte. Aber in einer Größenordnung, bei der Alexa sich heute noch fragte, wovon Susanne sich damals über Wasser gehalten hatte. Später dann hatte sie zu schreiben begonnen, zunächst für ein alternatives Stadtmagazin, anschließend hatte sie sich für ein Volontariat qualifiziert. Sie hatte Glück gehabt, war noch hineingerutscht. Nach einigen Umwegen arbeitete sie jetzt als Redakteurin hier in Paderborn. Susanne war eine der wenigen in Alexas Abiturjahrgang, die sich ein paar Extratouren gegönnt hatten. Und die waren ihr anzusehen. Ihr Gesicht sah ein wenig verlebt aus. Aber sie schien glücklich, zufrieden. Offensichtlich war sie richtig angekommen.
    »Das ist übrigens Max, ein guter Freund. Wir haben die Sache mit dem Unfall gemeinsam herausgekriegt. Hast du in den Zeitungen schon etwas gefunden?«
    »Schon, aber eure Angaben sind sehr ungenau. Innerhalb der drei Monate, auf die ich mich konzentrieren sollte, habe ich drei tödliche Unfälle gefunden.«
    »Bevor du loslegst«, schaltete sich plötzlich Kollege Rossman ein, der immer noch hinter ihnen stand, »ich muß wieder nach oben – Spätschicht in der Redaktion.«
    »Alles klar, vielen Dank«, Susanne winkte ihm abwesend nach. Dann wandte sie sich wieder an Alexa.
    »Also, hier sind die drei«, sie griff nach zwei Mappen, die sie sich auf dem Boden zurechtgelegt hatte. »Am besten gehen wir drüben an den Tisch.« Tatsächlich stand mitten im Raum ein alter Tisch. Er war komplett eingestaubt.
    »Stühle gibt’s hier nicht«, erklärte Susanne. »Ich hoffe, es geht auch so.«
    Alexa nickte flüchtig und schaute gespannt auf die Mappen.
    »Also, der erste Vorfall passierte Ende April 1975, auf der B1 Richtung Salzkotten. Hier ist ein Bericht vom 28. April 1975. Ein Motorradfahrer hat an einer unübersichtlichen Stelle überholt und ist unter einen Sattelschlepper geraten. Er war sofort tot.«
    »Ein Sattelschlepper«, murmelte Max, »in unserem Fall eher unwahrscheinlich.«
    Susanne schaute Alexa an. Als die nickte, machte sie weiter.
    »Der nächste Fall war Anfang Juni. Eine Gruppe junger Leute in Papas Wagen. Hier ist der Bericht, datiert am 3. Juni 1975. Der Fahrer hatte etwas getrunken und ist zu schnell gefahren. Als er mit vollem Karacho gegen einen Baum raste, wurde der Beifahrer schwer verletzt. Er starb einen Tag später im Krankenhaus.«
    »Im Krankenhaus«, murmelte Max und wandte sich an Alexa. »Was hältst du davon?«
    »Es stimmt nicht mit dem überein, was Frau Rotbusch uns sagen wollte. Aber man kann nie wissen. Steht irgend etwas im Artikel über den Fahrer? Und saßen noch mehr Leute im Auto?«
    Susanne beugte sich tiefer über den Artikel. »Das Ganze passierte in Elsen, also ganz hier in der Nähe. Der Fahrer hieß Jürgen P., der verstorbene Beifahrer Günter S. So steht es jedenfalls hierdrin. Eine weitere Mitfahrerin wurde leicht verletzt. Ich kann euch den Bericht auf jeden Fall kopieren.«
    Alexa nickte. »Unmöglich ist es nicht, daß unsere Geschichte damit zusammenhängt. Worum geht’s denn bei dem dritten Fall?«
    »Zwei Fahrradfahrer«, antwortete Susanne. »Kurz vor Mönkeloh außerhalb der Ortschaft.«
    »Beide tot?« wollte Max wissen.
    »Nein, ganz anders«, Susanne legte sich die Zeitung zurecht. »Zwei Kinder waren auf dem Heimweg vom Spielen.
    Ein Junge, neun Jahre, und seine kleine Schwester, fünf. Der Junge fuhr auf seinem Fahrrad, das Mädchen saß hinten auf dem Gepäckträger. Plötzlich sprang das Mädchen ab und lief auf die Straße. Dort wurde es vom Auto erfaßt«
    »Zwei Kinder«, murmelte Alexa. Max dachte dasselbe.
    »Deshalb hat sie immer auf deinen Bauch gezeigt. Es waren Kinder.«
    »Wer hat das Auto gefahren?«
    »Ein Paar. Mehr steht hier nicht. Auch kein Namenskürzel. Wenn es stimmt, was hier drinsteht, haben die beiden keine Schuld. Sie sind nicht mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren. Ein tragischer Unfall.«
    Alexa quetschte sich noch enger an Susanne und schaute ihr über die Schulter. Als sie das Foto sah, wußte sie Bescheid. Im Hintergrund war zu erkennen, wie ein Verletzter versorgt wurde. Zwei
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