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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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an. Zwei Motorradfahrer der mobilen Einsatztruppe, die nach dem Anruf der Hausangestellten als Erste am Tatort waren, zeigen uns den Weg.
    Das terrassierte Haus erstreckt sich über zwei Etagen. Der vordere Teil des Gartens, der vom Eingangstor bis zur Mitte des Grundstücks reicht, beeindruckt durch seine üppigen Rosenbeete. Danach folgt eine Abteilung mit Tomaten und anderem Gemüse. Eine weitreichende, verzweigte Bewässerungsanlage versorgt das ganze Gelände, und zwischen den Beeten verlaufen kleine Wege. Wir betreten einen der beiden Pfade, die den Gemüsegarten einfassen.
    Am Haus vorbei gelangen wir in den hinteren Teil der Anlage mit einem reichen Baumbestand, der von Zypressen über Platanen bis hin zu Apfel-, Birn- und Kirschbäumen reicht. Der Rest besteht aus einer gepflegten Rasenfläche.
    »Hier haben wir ihn gefunden«, erklärt der Motorradfahrer an der Spitze des Zuges.
    Auf einer kleinen Lichtung linker Hand liegt ein von Weinreben umrankter Pavillon, der grau aus dem Grün des Gartens hervorsticht. Im Schatten der Weinranke stehen ein Gartentisch und zwei einfache Klappstühle. Vor dem Pavillon ist unter einem weißen Laken der Umriss eines Körpers zu erkennen.
    Getrieben von professioneller Neugier, lüftet Stavropoulos als Erster das Laken: Sissimopoulos’ kopflose Leiche kommt zum Vorschein. Es würgt mich in der Kehle, doch ich kämpfe den aufsteigenden Brechreiz nieder.
    Zum Todeszeitpunkt trug der füllige Sissimopoulos ein khakifarbenes Hemd und eine gleichfarbige Hose, die mit Socken bekleideten Füße stecken in Sandalen.
    Stavropoulos wirft einen schnellen Blick auf die Leiche. »Zunächst einmal sehe ich keine weitere Verletzung. Das heißt, der Kopf wurde nicht nachträglich abgetrennt. Sein Tod ist durch die Enthauptung eingetreten.«
    An der linken Seite des Hemdes wurde ein weißes din- A4 -Blatt mit einem riesigen »D« angeheftet.
    »Ein Computerausdruck. Das gefällt mir gar nicht.«
    »Mir auch nicht.«
    Uns beiden ist klar, was dieses »D« alles bedeuten kann: eine Botschaft, die Handschrift eines Serienmörders, ein persönliches Markenzeichen. Dieses »D« und die Tatsache, dass er enthauptet wurde, deuten darauf hin, dass es noch weitere Morde geben wird. Und wir haben keine Ahnung, wer das nächste Opfer sein wird.
    »Habt ihr den Kopf gefunden?«, fragt Stavropoulos.
    Der zweite Motorradfahrer deutet auf einen kleineren Umriss, zehn Schritte entfernt am Fuß eines Apfelbaums. Diesmal ist Dimitriou schneller und lüftet als Erster das darübergebreitete Tuch. Als ich drankomme, sehe ich den Kopf eines fünfundsechzig bis siebzig Jahre alten Mannes. Er trägt einen Kinnbart, und das verbliebene Haar an den Schläfen ist schütter. Seine Augen sind weit aufgerissen und starren voller Entsetzen in den Apfelbaum hoch. Der abstoßende Anblick der zerstückelten Leiche ruft allseits betretenes Schweigen hervor.
    »Seine Kleidung lässt darauf schließen, dass er bei der Gartenarbeit überrascht wurde«, sagt Fakidis nach einer Weile.
    »Geh, hol mir den Gärtner, der die Leiche gefunden hat«, sage ich zu Dermitsakis. Suchend blicke ich mich um. »Doch wenn er im Garten gearbeitet hat, müssen entsprechende Geräte herumliegen. Auf den ersten Blick sehe ich aber nichts.«
    Vlassopoulos rüttelt an der Tür eines nahe gelegenen Schuppens. Dass sie verschlossen ist, entkräftet erneut die Hypothese der Gartenarbeit.
    »Ich gehe den Schlüssel holen.«
    »Spar dir die Mühe. Den hat der Gärtner bestimmt dabei«, entgegne ich, da der junge Mann gerade in Dermitsakis’ Begleitung auf uns zukommt. Er ist in den Dreißigern, trägt einen Overall und Sportschuhe und erinnert eher an den Mitarbeiter eines Kurierdienstes als an einen Gärtner.
    »Liegt Sissimopoulos noch genau so da, wie Sie ihn vorgefunden haben?«
    Er heftet seinen Blick auf den Geräteschuppen, bevor er mir antwortet: »Ja, genau so.«
    »Schauen Sie auch wirklich hin, damit ein Irrtum ausgeschlossen ist«, beharrt Vlassopoulos.
    »Glauben Sie mir, wie er dagelegen hat, vergesse ich mein Lebtag nicht mehr. Der Anblick wird mich bis in meine Träume verfolgen«, erwidert der Gärtner.
    Da die Frage rein theoretischer Natur ist, bestehe ich nicht weiter darauf. Wer hätte denn ein Interesse haben können, in den Garten einzudringen und die Position der Leiche zu verändern?
    »Können Sie sich an die genaue Uhrzeit erinnern?«, frage ich.
    »Ich komme jeden Morgen um sieben. Es kann heute auch eine Viertelstunde
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