Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
ratlose Miene sieht, meint er: »Sagt Ihnen der Name nichts?«
    »Nein.«
    »Nikitas Sissimopoulos war Chef der Central Bank. Er hat ihren Börsengang organisiert und sie auf europäischen Standard gebracht. Unter seiner Leitung fuhr sie legendäre Gewinne ein. Vor fünf Jahren ist er in den Ruhestand gegangen, doch auf der von ihm geschaffenen Basis hat die Bank auch die letzte Krise gut überstanden.«
    »Wo wurde er umgebracht?«
    »Im Garten seiner Villa in Koropi.«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Der Gärtner. Seine Frau ist vor zwei Jahren verstorben, und seine beiden Söhne leben in London. Der Gärtner kommt jeden Morgen ganz früh, um die Pflanzen zu gießen. Eine Hausangestellte hat die Polizeiwache in Koropi verständigt. Zum Glück war der dortige Leiter klug genug, mich direkt zu kontaktieren. So konnten wir die Sache vor der Presse geheim halten.«
    »Wurde er erschossen?«
    »Nein…«, Gikas legt eine kleine Pause ein, »… enthauptet.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben ganz richtig gehört. Deshalb bin ich so froh, dass die Medien noch keinen Wind davon bekommen haben.«
    Ich frage mich, was gegen Pistolen, Jagdflinten, Messer oder auch Gift als Tatwaffen spricht. Köpfen wird als Hinrichtungsmethode weltweit nur noch selten eingesetzt, und auch in Griechenland sind seit den Tagen von Ali Pascha und den Räuberbanden des 19. Jahrhunderts keine Enthauptungen mehr vorgekommen.
    Früher wäre ich mit dem Mirafiori nach Koropi gefahren. Da ich meinen Seat noch schonend behandle, sitze ich nun mit meinen beiden Assistenten in einem Streifenwagen. Vor dem Bau der Attika-Ringstraße brauchten wir über eine Stunde von Messoja nach Koropi, denn auf der einspurigen Strecke half auch die lauteste Sirene nichts. Nun erreichen wir die entsprechende Abfahrt innerhalb von zehn Minuten. Das bringt mir die prachtvolle Zeit der Olympiade in Erinnerung, der wir den Ausbau der Strecke verdanken, und lässt mich die Schulden vergessen, die wir seitdem abstottern müssen.
    An der Ausfahrt erwartet uns bereits ein Streifenwagen der örtlichen Polizeiwache. Sissimopoulos’ Villa liegt ein wenig außerhalb von Koropi, in einer Straße mit lauter zweistöckigen Bauten, die alle durch großzügige Gärten voneinander getrennt sind.
    Die Villa befindet sich inmitten einer weitläufigen Grünanlage. Schon von weitem sind Reporter mitsamt ihren Mikrofonen vor dem Eingangstor zu erkennen, Fernsehteams und Fotografen blockieren die Einfahrt.
    »Hätte mich ja gewundert, wenn denen die Sache entgangen wäre«, sagt Vlassopoulos grinsend.
    »Blink die da vorne an, damit sie anhalten«, sage ich zu Dermitsakis und deute auf den vor uns fahrenden Streifenwagen.
    Wutentbrannt stürme ich nach vorne. »Wer hat die Medien informiert? Der Leitende Kriminaldirektor Gikas hat mir versichert, dass Ihr Vorgesetzter nur ihn persönlich benachrichtigt hat.«
    Der Beifahrer mustert die Landschaft zur Rechten, als beträfe ihn die Diskussion überhaupt nicht. Der Fahrer muss mir notgedrungen antworten und zuckt unschlüssig die Schultern: »Tja, Herr Kommissar.«
    »Tja? Ist das Ihre Antwort? Das wird Ihr Vorgesetzter Herrn Gikas aber erklären müssen.« Und ich bedeute ihm weiterzufahren.
    »Die undichte Stelle werden wir wohl kaum finden«, bemerkt Dermitsakis.
    »Prüf mal nach, wer in zwei Monaten mit einem neuen Wagen vorfährt, dann hast du sie«, halte ich ihm entgegen.
    »Bleiben wir realistisch, Herr Kommissar. Die Sender haben höchstens einen Monatslohn für die Information bezahlt.«
    »Du hast ja keine Ahnung. Der eine Sender übernimmt die Anzahlung für den neuen Wagen und ein anderer die Raten.«
    Mit unseren beiden Streifenwagen versperren wir die Einfahrt, um der Meute den Zutritt zu verwehren. Sobald wir aussteigen, gehen sie geschlossen zum Angriff über.
    »Was können Sie dazu sagen, Herr Kommissar?«
    »Stimmt es, dass man ihm den Kopf abgeschlagen hat?«
    »Gibt es irgendeinen Hinweis auf den Täter?«
    »Fassen Sie sich in Geduld, ich muss mir erst einmal die Leiche aus der Nähe ansehen«, erkläre ich und betrete die Gartenanlage.
    Aus der Ferne nähern sich ein Transporter und ein pkw: die Spurensicherung und Gerichtsmediziner Stavropoulos.

4
     
    Mit Gerichtsmediziner Stavropoulos gehe ich in den hinteren, sanft ansteigenden Teil des Gartens. Der Leiter der Kriminaltechnik, Fakidis, der bei diesem Einsatz persönlich dabei sein wollte, führt mit Dimitriou, seinem tüchtigsten Mitarbeiter, das Team der Spurensicherung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher