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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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Peugeot. Damit sind Sie auf der sicheren Seite. Das sind noch Autos!«
    Am Ende kam Fanis und sagte: »Kauf dir einen Seat Ibiza.«
    »Wieso gerade den?«, fragte ich.
    »Aus Solidarität. Die Spanier stecken doch momentan genauso in der Klemme wie wir. Zusammen mit Portugal, Italien und Irland zählen wir doch zu den PiiGS -Staaten. Aber im Schweinestall lebt es sich immer noch besser als im Hainschbecken. Bislang haben wir versucht, dort mitzuschwimmen, aber wir sind kläglich abgesoffen. Schweine können eben nicht schwimmen. Also kauf dir einen Seat.«
    Das überzeugte mich. Der Seat-Händler musterte den alten Mirafiori wie einen Dinosaurier.
    »Darf ich Ihnen einen Rat geben, Herr Kommissar?«
    »Gerne.«
    »Überlassen Sie ihn lieber dem Fiat-Museum, da kriegen Sie mehr dafür.«
    Dann absolvierte ich ein intensives Lernprogramm, das etwa eine Woche dauerte. Jedes Mal, wenn ich das Lenkrad einschlug, drohte ich in einem Pfeiler oder Schaufenster zu landen. Und jedes Mal, wenn ich Gas gab, sprang der Seat los wie eine Raubkatze. Der armselige Mirafiori hatte noch eine hydraulische Lenkung, und schnell losfahren konnte man nur, wenn man das Gaspedal durchtrat.
    Adriani sitzt neben mir. Sie überlässt Katerina beide Rücksitze, damit das Brautkleid nicht zerknittert. Katerina und ich hatten für die Trauung eigentlich die Himmelfahrtskirche ausgesucht, die nur zwei Querstraßen von unserer Wohnung entfernt ist.
    »Unter gar keinen Umständen!«, lautete Adrianis kategorisches Urteil. »Wie sollen alle Bekannten von Fanis und alle deine Kollegen plus Verwandtschaft von beiden Seiten in der Himmelfahrtskirche Platz haben? Die Trauung findet in der Agios-Spyridon-Kirche statt, und damit basta.«
    Als wir nun in den Vorhof treten, muss ich zugeben, dass Adriani richtig entschieden hat. Erstens wäre die Himmelfahrtskirche viel zu klein gewesen, denn selbst hier ist der Vorhof mit unseren Hochzeitsgästen, darunter eine lange Reihe von Uniformträgern, zum Bersten gefüllt. Zweitens ist noch eine andere Trauung im Gange, so dass wir vor dem Portal warten müssen.
    Da geschieht etwas Unerwartetes: Als Braut und Brautvater den Vorhof betreten, spielt die Polizeikapelle, die neben den Portalstufen Aufstellung genommen hat, einen Tusch.
    »Papa, das wirst du mir büßen«, zischt mir Katerina ins Ohr. Ich spüre, wie ihre Hand vor Wut zittert.
    »Ich plädiere auf Freispruch«, flüstere ich zurück. »Ich bin weder der Täter noch der Anstifter.« Der Auftritt der Polizeikapelle war garantiert Gikas’ Idee. Und morgen im Büro muss ich mich dafür auch noch bedanken.
    »Gut, dass heute kein Nationalfeiertag ist. Sonst hättet ihr auch noch die Panzerbrigade auffahren lassen«, flüstert Fanis, als ich ihm Katerina zuführe.
    Auf der anderen Seite des Hofes herrscht der gegenteilige Eindruck. »Glückwunsch, lieber Kostas. Die Philharmoniker machen das Ganze zu einem einzigartigen Erlebnis«, bemerkt Adriani mit zuckersüßer Miene. Prodromos, Fanis’ Vater, kommt begeistert auf mich zu. »Bravo, mein Lieber. Dadurch wird die Hochzeit allen unvergesslich bleiben«.
    Die unverdienten Lobeshymnen nehme ich gelassen entgegen. Mein Schweigen wird als Bescheidenheit gedeutet, dabei verbirgt sich bloß mein schlechtes Gewissen dahinter.
    Zum Glück ist die andere Trauung jetzt zu Ende. Fanis und Katerina schreiten die Treppe hinauf, die Polizeikapelle spielt den Hochzeitsmarsch, und alle Gäste strömen in die Kirche.
    Wenn gleich mehrere Trauungen stattfinden, dauert die Zeremonie meist nicht länger als zwanzig Minuten. Der Pope spult die Hymnen und Fürbitten herunter und überspringt das halbe Brevier, um schnell zur nächsten Trauung überzugehen. Doch dem Popen sind weder die Fanfaren noch die Uniformen entgangen. Dadurch kommen wir in den Genuss des vollen Programms mit besonders langgezogenen Psalmengesängen. Es dauert eine Dreiviertelstunde, bis wir zum »Tanz des Jesaja« kommen. Am Schluss nehmen wir die Glückwünsche der Gäste entgegen, was wiederum eine halbe Stunde in Anspruch nimmt.
    Sissis fällt mir erst auf, als er den Jungvermählten gratuliert. Er trägt zu seinem altmodischen Anzug ein weißes Hemd, aber keine Krawatte. Da ich um Katerinas Besuche bei ihm weiß, nehme ich an, dass sie ihn eingeladen hat. Sissis drückt erst Fanis und dann Katerina die Hand. Sie umarmt ihn herzlich. Dann kommt er auf mich zu.
    »Alles, alles Gute«, meint er. »Deine Tochter ist ein Schatz, und mit dem Schwiegersohn
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