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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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sein.< Und so war es dann auch. Hat er nicht genug bezahlt, frage ich Sie? Wir sind selbst in unser Verderben gerannt, doch er wurde unschuldig reingelegt. Muss er wirklich noch mehr bezahlen? Eins beruhigt mich, Herr Kommissar: Wenigstens seine Familie ist abgesichert, sollte er doch noch ausgeliefert werden.«
    Ich lasse seine Worte im Raum stehen, da ich nichts hinzuzufügen habe. Es hat keine Bedeutung, ob ich zustimme oder anderer Meinung bin. Ausschlaggebend ist nur, dass er meint, im Recht zu sein, und dafür zu sterben bereit ist. Ob das nun durch die Haftbedingungen oder durch das Absetzen der Medikamente geschieht, ist zweitrangig.
    »Wo ist das Schwert?«, frage ich ihn.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie? Sie wissen es nicht? Kommen Sie mir jetzt nicht auf die Tour.«
    »Rashid wollte es vor seiner Abreise verschwinden lassen. Ich weiß nicht, was er damit gemacht hat. Sie können gerne das Haus und auch alles Weitere durchsuchen.«
    Das hebe ich mir für später auf. Die Wahrscheinlichkeit, es zu finden, ist ohnehin minimal. Unterm Strich sieht es nun also so aus: Wir haben zwar den führenden Kopf und zwei seiner Helfershelfer, doch der Mörder und die Tatwaffe sind uns entgangen.
    »Wenn jetzt alles gesagt ist, können wir ja gehen«, meint er, zieht einen Schlüsselbund aus seiner Jackentasche und überreicht ihn mir.
    »Was sind das für Schlüssel?«
    »Zum Haus. Sie werden ja alles durchsuchen wollen. Danach können Sie sie meiner Schwester übergeben.«
    Ich trete hinter ihn und schiebe den Rollstuhl über eine hölzerne Rampe zur Hauseinfahrt. Vlassopoulos und Dermitsakis sind ihm beim Einsteigen in den ersten Streifenwagen behilflich. Danach klappen sie den Rollstuhl zusammen und verstauen ihn im Kofferraum.
    »Keine Handschellen«, sage ich zu ihnen. »Das ist nicht nötig.«
    Dermitsakis sitzt neben ihm, während ich auf dem Beifahrersitz Platz genommen habe. Dann fahren wir den Kifissias-Boulevard hinunter zu unserem Bestimmungsort, dem Präsidium auf dem Alexandras-Boulevard. Im Mittelspiegel beobachte ich, wie Tsolakis die Häuser und Straßen mustert, während wir mit schriller Sirene vorüberbrausen. Nach dem Rot-Kreuz-Krankenhaus verdichtet sich der Verkehr.
    »Früher, in meiner aktiven Zeit, haben mich immer wieder Fans auf der Straße angesprochen und mir zu meinen Erfolgen gratuliert. Jetzt erkennt mich keiner mehr«, meint Tsolakis.
    »Vermissen Sie das?«
    »Anfangs hat mir das schon etwas ausgemacht, jetzt aber nicht mehr. Nicht einmal die Straßen der Stadt werden mir fehlen.« Ich sehe, wie er lächelt. »Und es werden mir auch keine Fans mehr gratulieren können, dass ich mich mit den Banken angelegt habe, weil ich ja nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten werde.«
    Er spricht gelassen, ohne jede Bitterkeit. Als wir auf dem Alexandras-Boulevard eintreffen, lasse ich den Wagen in die Tiefgarage fahren, um den Journalisten auszuweichen, die möglicherweise Wind von der Sache bekommen haben und uns auflauern.
    Dermitsakis und Vlassopoulos heben ihn aus dem Streifenwagen und helfen ihm in den Rollstuhl.
    »Wir bleiben in Kontakt«, sage ich zu ihm, als wir uns trennen. Er schlägt den Weg zum Häftlingstrakt ein, ich den zu meinem Büro.
    Als Erstes rufe ich Gikas an. Die Nachricht, dass uns der Mörder entwischt ist, gefällt ihm ganz und gar nicht. »Man wird ihn nicht ausliefern, auch wenn wir es beantragen. Wann habe ich Ihren Bericht?«, fragt er.
    »Morgen«, erwidere ich kurz angebunden. Ich bin nicht in der Stimmung, jetzt einen Rapport zu schreiben.
    Er nimmt es kommentarlos hin. »In Ordnung, ich informiere den Minister mündlich.«
    »Was ist mit dem Polizeiarzt?«
    »Der ist gleich bei Ihnen.«
    Er muss vor der Tür gewartet haben, da unmittelbar darauf ein hochgewachsener Mann in T-Shirt, Jeans und Sportschuhen hereintritt. »Dr. Kalentsidis, Facharzt für Innere Medizin«, sagt er zur Begrüßung. Ein Kardiologe wäre mir lieber gewesen, aber weder habe ich rechtzeitig daran gedacht, noch hat mich Fanis darauf hingewiesen.
    »Ist der Häftling eingetroffen? Kann ich ihn untersuchen?«
    »Nun, soweit ich weiß, ist er in einem sehr schlechten Zustand. Daher würde ich Ihnen empfehlen, mit seinem behandelnden Arzt zu sprechen, damit es zu keinen Komplikationen kommt.«
    »Wer ist der behandelnde Arzt?«
    »Der Kardiologe Fanis Ousounidis.«
    »Fanis?«, fragt er überrascht. »Na so ein Zufall! Wie geht es ihm?«
    »Kennen Sie ihn?«, wundere ich mich.
    »Wir haben
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