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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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Kommissar, die Sportler, die gedopt haben, um Medaillen zu gewinnen und berühmt zu werden, haben einen sehr hohen Preis dafür bezahlt. Ich habe meine Gesundheit geopfert, die anderen drei, die Sie mittlerweile kennen, waren danach finanziell am Boden. Wir haben alle eine gerechte Strafe verdient, und wir haben alle für unseren Erfolg bezahlt. Aber haben die Banken denn etwas anderes gemacht? Was waren denn die Kreditkarten, die einem ungefragt nach Hause geschickt wurden, anderes als Finanzdoping? Genauso wie die Wohnungsbaukredite, die Verbraucherkredite, die Urlaubs- und Hochzeitsdarlehen, die freizügig nach allen Seiten verteilt wurden, schließlich auch die Hedgefonds und die Wetten auf den Bankrott eines Landes, mit dem die Zocker weiter nichts am Hut hatten?«
    »War das der Grund, warum der Mörder das >D< als Kennzeichen bei den Opfern hinterlassen hat?«
    Er weicht einer Antwort zunächst aus. »Sie haben eine seltene Gabe, Herr Kommissar«, meint er dann.
    »Und zwar?«
    »Auf den ersten Blick wirken Sie begriffsstutzig, aber dahinter verbirgt sich eine Genauigkeit im Denken.«
    »Es ist nicht so sehr eine Frage des Denkvermögens, eher eine Frage der Ausdauer, unermüdlich Hinweise zu sammeln und zu einem Puzzle zusammenzufügen.«
    »Jedenfalls sind Sie ein kluger Kopf.« Nach dieser Abschweifung kehrt er zu seinem ursprünglichen Gedankengang zurück. »Das >D< für Doping verweist auf den Hintergrund der Tode. Wir Leichtathleten haben auf unsere Weise gebüßt, die Opfer der Banken hingegen sind in den finanziellen Ruin getrieben worden. Sie haben ihre Wohnungen verloren, als sie ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten. Aber die Finanzdopingsünder sind nicht nur ungeschoren davongekommen, sondern auch noch belohnt worden. Sie haben Milliarden von den Staatshaushalten kassiert, nur damit sie weitermachen können. Ist es gerecht, dass ich als Sportdopingsünder zahlen muss, während die Banken mit Ihrem und mit meinem Geld aufgepäppelt werden? All die leichtgläubigen Opfer haben geschluckt, was ihnen ihre Regierungen erzählt haben: Ja, die Banken hätten sich zwar wie ein Rudel reißender Wölfe verhalten, seien jetzt aber handzahm geworden. Als ich merkte, dass ich als Sportdopingsünder, der seine Strafe bekommen hat, mit meinen Steuern das Finanzdoping unterstütze, hat mich ein unglaublicher Zorn gepackt. Da habe ich beschlossen, die Schuldigen zu bestrafen, die sonst unbehelligt geblieben wären. Da wir alle bezahlt haben, sollten auch sie bezahlen. Ich habe einen Weg gefunden, sie zu bestrafen, und diesen Plan habe ich einfach in die Tat umgesetzt. Verstehen Sie, was ich Ihnen sagen will? Ich würde mir wünschen, dass Sie meine Haltung nachvollziehen können - zum einen als Fanis’ Schwiegervater, zum anderen als eine Person, die ich schätzen gelernt habe.«
    »Ja, ich verstehe Sie«, bekenne ich freimütig. »Und ich verstehe auch, warum Sie bereit sind, die Folgen zu tragen. Aber Sie hätten Rashid nicht fortschicken dürfen. Auch er muss für die vier Morde geradestehen.«
    »Haben wir noch etwas Zeit, damit ich Ihnen Rashids Geschichte erzählen kann?«
    »Wir haben es nicht eilig.«
    »Rashid war ein großartiger Athlet, seine 1o.ooo-Meter-Rennen waren legendär. Wenn es einen Sportler gab, der nie gedopt hat, dann er. Ein so großes Talent wie er hatte es nicht nötig. Der Sportverband seines Landes hätschelte ihn und versprach ihm das Blaue vom Himmel. Als einfacher, argloser Bauer hat er alles geglaubt. Doch das Einzige, was er schließlich bekam, waren ein paar Almosen. Aber er hat nicht aufbegehrt, sondern er hat sich vom Sport zurückgezogen, ist in sein Dorf zurückgekehrt und hat wieder seine Felder bestellt. Eines Tages kamen ausländische Experten in sein Dorf und erzählten ihm, er solle seinen Mais lieber zur Bioethanolproduktion verwenden, weil ihm das mehr einbringen würde. Aber der Biodiesel erwies sich als Fehlinvestition, und er verlor seinen ganzen Grundbesitz. Doch er hatte eine Familie mit drei kleinen Kindern zu ernähren. Ist das nicht auch eine Art Dopingsünde, wenn man jemandem einredet, auf Biokraftstoff zu setzen, und er dadurch seine Existenzgrundlage verliert? Eines Tages hat er mir einen Brief geschrieben und gefragt, ob ich einen Job für ihn hätte, da er seine Familie nicht mehr ernähren könne. So kam es, dass ich ihn als meinen Butler eingestellt habe. Als ich ihm von meinem Plan erzählte, meinte er nur: >Lassen Sie mich die ausführende Hand
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