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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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beiden.
    »Nur vom Sehen«, entgegnet die Sgouridou.
    »Sind Sie einander nie bei Wettkämpfen begegnet?« Stumm blicken sie mich an. »Kommen Sie schon, wir wissen, dass Sie beide Leichtathleten waren und aufgrund von Dopingvorfällen Ihre Karriere beenden mussten.«
    Keiner der beiden drängt sich mit seiner Antwort vor. Zufrieden verbuche ich, dass ich sie offenbar aus dem Konzept gebracht habe.
    »Ich wusste nichts von den Substanzen«, sagt die Sgouridou gepresst. »Mein Trainer, dieses Arschloch, hat mir damals Tabletten gegeben und erklärt, das seien aufbauende Vitaminpräparate. Erst als ich erwischt wurde, habe ich begriffen, welches Spiel er die ganze Zeit mit mir getrieben hat.«
    Varoulkos hingegen hat sich mit seinem Schicksal abgefunden. »Ja, ich wurde positiv getestet. Was hat es noch für eine Bedeutung, ob ich wusste, was ich einnehme? Die Folge davon war jedenfalls, dass ich zum Rücktritt gezwungen war.«
    »Ist das der Grund, warum Sie uns vorgeladen haben, Herr Kommissar? Um uns vorzuhalten, dass wir beide gedopt haben? Hören Sie, mein Fall ist Vor Jahren schon vor dem Sportschiedsgericht verhandelt worden und somit abgeschlossen.« Die Sgouridou hat ihren Tonfall erneut verschärft.
    »Nur leider droht Ihnen diesmal nicht bloß die Verfolgung durch die Sportgerichtsbarkeit.«
    Dann ziehe ich die von Stratos bearbeitete Aufnahme aus dem Briefumschlag und lege sie der Sgouridou vor. Sie schaut sie sich an und bemüht sich, Haltung zu bewahren.
    »Was soll das?«, fragt sie, um sich aus der Verlegenheit zu helfen.
    »Das ist die Bettlerin, die in der Malakassi-Straße in Psychiko Robinsons Wohnhaus beobachtet hat. Der Wachmann der Wohnhausanlage, mein erster Zeuge, hat Sie wiedererkannt. Er hat Sie damals weggeschickt, doch Sie sind wiedergekommen. Der zweite Zeuge, der Sie wiedererkannt hat, ist der Kioskbesitzer in der Samou-Straße. Dort haben Sie sich an der Ecke zur Stratigou-Rongakou-Straße als Bettlerin ausgegeben, als Sie Fanariotis ausspioniert haben.
    Hierzu habe ich zwar kein Bild, aber das ist auch nicht nötig, denn dort waren Sie ganz unauffällig in Schwarz gekleidet.«
    Vergeblich warte ich auf irgendeine Reaktion, zum ersten Mal habe ich die Sgouridou mundtot gemacht. Nun ziehe ich Varoulkos’ Bild aus dem Umschlag und lege es ihm vor.
    »Die Kurzwarenhändlerin in der Athanassias-Straße hat Sie wiedererkannt. Sie hatte damals Ihnen gegenüber die Bemerkung fallen lassen, dass Sie Umsatzsteuer für die eingenommenen Almosen abführen müssten. Es gibt jedoch noch weitere Zeugen, und zwar die Jungs aus Keratsini, denen Sie die Etiketten für die Aufkleberaktion übergeben haben.«
    Diesmal umgibt sich Varoulkos mit einer Mauer des Schweigens.
    »Jedes Mal, wenn einer von Ihnen als Bettler verkleidet aufgetaucht ist, kam es bald darauf zum Mord: Zuerst war es Richard Robinson, dann Henryk de Moor und zuletzt Kyriakos Fanariotis. Dadurch haben Sie Beihilfe zu drei Morden geleistet, was Ihnen die Staatsanwaltschaft mit Leichtigkeit nachweisen wird.«
    Nach wie vor bleiben sie stumm, starren vor sich hin und vermeiden auch jeden Blickkontakt untereinander. Es ist, als wollten sie sagen: »Wir haben nichts miteinander zu tun.« Schließlich ergreift wieder die Sgouridou als Erste das Wort.
    »Ja, aber ich wusste doch nicht, dass man ihn umbringen würde.«
    »Genauso wenig wie ich«, sekundiert Varoulkos.
    »Das glaube ich Ihnen gerne. Und genauso glaube ich Ihnen, dass Sie nicht gewusst haben, wer Ihnen die fünfzigtausend geschickt hat. Doch Sie haben mir alle beide etwas verheimlicht.«
    »Was denn verheimlicht?«, fragt Varoulkos.
    »Sie haben kein Wort über die Nachricht verloren, die auf den beiden Überweisungen stand.«
    »So was nennen Sie Nachricht?«, fragt mich die Sgouridou. »Bei der letzten Überweisung tauchte eine kleine Notiz auf, die lautete: >Von einem Freund, der Dich kennt<. Na, ich kannte ihn jedenfalls nicht. Was hätte ich Ihnen also erzählen sollen? So habe ich eben gesagt, dass es ein Unbekannter war.«
    »Das haben Sie doch gar nicht, Sie haben gelogen und erzählt, das Geld stamme von einem Ihrer Kunden, dem Sie steuerliche Erleichterungen verschafft hätten. Und was stand bei Ihnen auf der Überweisung?«, wende ich mich an Varoulkos.
    »Genau das Gleiche.«
    »So weit, so gut. Aber ein paar Tage später folgte ein Anruf, den Sie mir ebenfalls verschwiegen haben, richtig?« Wieder sagen beide nichts, doch diesmal signalisiert ihr Schweigen
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