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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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Empfang, als ich die Tür des Vernehmungsraums öffne. Dann fahre ich in die fünfte Etage hoch.
    Gikas erwartet mich so ungeduldig wie ein Kind den Weihnachtsmann mit den Geschenken. »Was gibt’s? Sind wir weitergekommen?«
    »Es gibt zwei Festnahmen wegen Beihilfe zum Mord.«
    Dann erzähle ich die Geschichte von Stefanos Varoulkos und Eftychia Sgouridou.
    »Wer ist der Kopf, der hinter alldem steckt?«, fragt er mich.
    »Ich bin mir fast sicher, dass es Charis Tsolakis ist.«
    »Wer ist das?«
    Ohne Fanis’ Namen zu erwähnen, gebe ich Charis Tsolakis’ Lebensgeschichte zum Besten.
    »Warum nehmen wir ihn nicht fest?«
    »Weil uns noch ein paar Fakten fehlen. Vor allem müssen wir beweisen, dass er der Auftraggeber der Geldsendungen ist. Mavromatis sucht nach dem Bankkonto, das hinter dem ganzen Geldtransfer steckt und das Geld über die Bank auf den Kaimaninseln an die drei Empfänger geschickt hat. Wenn er ihn ausfindig macht, dann wissen wir mit Gewissheit, dass Tsolakis dahintersteckt. Doch dann fehlt uns immer noch der Mörder.«
    »Ist das nicht Tsolakis?«
    »Tsolakis sitzt im Rollstuhl und kann ohne fremde Hilfe gar nicht aufstehen. Er kann die Opfer auf keinen Fall getötet haben.«
    Ohne weitere Fragen konferiert er mit dem Minister. Nachdem er das Gespräch beendet hat, meint er: »Morgen früh um zehn in seinem Büro.«

45
     
    Mir fehlt die Erfahrung, wie es in Ministerien und Parteigremien beim Arbeitsfrühstück zugeht. Meinen sogenannten griechischen Mokka, der alles andere als griechisch ist, da er von einer Espressomaschine zubereitet wird, trinke ich nämlich immer allein in meinem Büro und ertrage es überhaupt nicht, wenn mir jemand oder etwas diesen ersten - und oft einzigen - Genuss des Tages verdirbt.
    Die Stimmung im Ministerbüro ähnelt der morgendlichen Kaffeerunde beim Jahrestreffen eines Wandervereins. Der Minister scherzt mit dem Polizeipräsidenten und dem Generalsekretär, der heute auch mit von der Partie ist, und hört sich die flotten Sprüche der beiden an, mit denen sie sich bei ihm einzuschleimen versuchen. Als Gikas von Sjiffels Besuch und der Drohung mit einer Diplomatischen Note berichtet, antwortet der Minister mit Gleichmut: »Sollen sie ruhig, dadurch werden sie auch nicht mehr erfahren.«
    Danach wendet er sich an mich: »Nun, Herr Kommissar? Heraus mit der Sprache!«
    Damit erklärt sich die fröhliche Stimmung beim Arbeitsfrühstück: Es ist bereits bis hierher durchgedrungen, dass es gute Nachrichten gibt, und der Vorgeschmack allein erfreut die Herren schon. Ob Krise oder nicht, die Griechen konsumieren gerne im Voraus und leben stets von Vorschüssen und Vorauszahlungen.
    Dann lege ich mit meiner Berichterstattung los, die - wie früher die alten Dampfloks - keinen Zwischenhalt auslässt. Zunächst beginne ich mit der Erkenntnis, dass Stefanos Varoulkos und Eftychia Sgouridou früher Leistungssportler waren und beim Doping erwischt wurden. Dann stelle ich eine Verbindung zu Okamba her und beende meine Darstellung mit dem Auftritt der beiden Bettler.
    Alle lauschen mit offenem Mund. »Ein gerissener Plan«, bemerkt der Generalsekretär.
    »Und wir haben nach Terroristen gefahndet!«, seufzt der Minister mit einem Seitenblick zum Polizeipräsidenten.
    »In einem Punkt hatten Sie allerdings vollkommen recht, Herr Polizeipräsident.«
    »Ach ja?«, fragt er mich.
    »Der Schlüssel zu dem Fall lag bei den fünfzigtausend Euro.«
    »Sehen Sie?«, ruft er eifrig. »Genau das habe ich Ihnen doch gesagt.«
    »An welchem Punkt stehen die Ermittlungen jetzt?«, fragt mich der Minister.
    »Wir halten die beiden wegen Beihilfe zum Mord fest, wobei es bei Varoulkos um einen Fall und bei der Sgouridou um zwei Fälle geht.«
    »Wobei Varoulkos auch der Aufkleberaktion Vorschub geleistet hat«, meint der Generalsekretär.
    »Ich weiß nicht, ob da die Verdachtsmomente für eine Anklage ausreichen. Das muss der Staatsanwalt entscheiden.«
    »Warum nehmen wir nicht auch Tsolakis fest?«, fragt der Polizeipräsident. »Er ist doch der Drahtzieher.«
    »Weil Tsolakis zwar die Überweisungen getätigt hat, wir es ihm aber nicht nachweisen können und er bestimmt alles abstreiten wird. Unsere einzige Möglichkeit ist, das Konto zu eruieren, von dem alle Überweisungen ursprünglich ausgegangen sind. Damit hätten wir den eigentlichen Auftraggeber. Staatsanwalt Mavromatis sucht fieberhaft danach. Außerdem wissen wir auch noch nicht, wer die Morde ausgeführt hat. Tsolakis kennt
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