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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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Zustimmung. »Worum ging es bei dem Anruf?«, frage ich die Sgouridou.
    »Der Anrufer sagte, die fünfzigtausend stammten von ihm. Ich fragte sofort nach seinem Namen, aber er antwortete, das spiele keine Rolle und er wisse, dass ich das Geld brauchte. Danach fragte er, ob ich ihm einen Gefallen tun könnte. Ich sollte als Bettlerin verkleidet in die Malakassi-Straße gehen und ihm dann sagen, wann ein gewisser Robinson, den er mir dann beschrieb, jeden Morgen aus dem Haus ging. Natürlich sagte ich zu, denn was war dieser Gefallen angesichts der fünfzigtausend, die er mir geschenkt hat?«
    »Und wie haben Sie die Person kontaktiert?«
    »Ich? Gar nicht. Es kam wieder ein Anruf, und dabei habe ich erzählt, wann Robinson das Haus verlässt: einmal um sieben, dann um acht, am nächsten Tag um neun… Das war alles.«
    »Wo haben Sie die Kleider der Bettlerin gekauft?«
    »Gar nicht, sie wurden mir per Post zugeschickt.«
    »Und beim zweiten Mal?«
    »Da hat er mich wieder angerufen und mir durchgegeben, wohin ich gehen und wen ich beobachten sollte. Aber diesmal wurden mir keine Kleider zugeschickt, sondern nur gesagt, ich solle mich schwarz anziehen.«
    Von der Sgouridou wechsle ich zu Varoulkos über. »Was wurde Ihnen denn am Telefon gesagt?«
    »Ungefähr das Gleiche wie Frau Sgouridou. Der Anrufer hat mir gesagt, wohin ich gehen und wen ich beobachten sollte und dass ich besser meine ältesten Sachen anziehe. Das war nicht weiter schwierig, weil ich nur alte Kleider habe.«
    »Und was war mit den Aufklebern?«
    »Die hat er mir per Post zugeschickt und danach wieder telefonisch Anweisungen gegeben.«
    »Haben Sie sich überhaupt keine Gedanken gemacht, als Sie von Robinsons Ermordung gelesen oder gehört haben? Ist Ihnen da nicht klargeworden, dass er Sie zur Beobachtung des künftigen Opfers engagiert hatte?«, frage ich die Sgouridou.
    »Wieso sollte ich das daraus schließen, Herr Kommissar? Ich habe doch nur Robinsons Wohnhaus beobachtet, er ist aber in seinem Büro umgebracht worden. Warum sollte ich da misstrauisch werden?«
    »Na schön, nehmen wir Ihnen das mal ab. Aber beim zweiten Mal, bei Fanariotis, geschah der Mord genau dort, wo Sie ihn ausspioniert haben. Sie müssen doch mitbekommen haben, wozu der unbekannte Freund um diesen >Gefallen< gebeten hat! Doch auch beim zweiten Mal haben Sie nicht Anzeige erstattet.«
    Die Sgouridou schweigt, da sie darauf keine Antwort hat, und so wende ich mich wieder an Varoulkos. »Für Sie gilt dasselbe. Er lässt Sie eine fremde Person observieren, und dann wird sie ermordet. Ist Ihnen da nie der Gedanke gekommen, zur Polizei zu gehen?«
    Wieder erhalte ich keine Antwort. »Hat er Ihnen noch mehr Geld versprochen?«, frage ich die beiden.
    »Nein, wirklich nicht«, entgegnen beide wie aus einem Mund.
    »Aber Sie haben sich gedacht: >Wenn er uns schon fünfzigtausend Euro ohne jede Gegenleistung schenkt, gibt er uns jetzt, da wir ihm zweimal eine Gefälligkeit erwiesen haben, vielleicht noch mal etwas.<«
    »Was hätte ich denn tun sollen?«, fragt mich die Sgouridou. »Ich stecke bis zum Hals in Schulden, und die fünfzigtausend waren für mich ein Geschenk des Himmels. Da habe ich mir gedacht: Wenn ich alles tue, was er von mir verlangt, gibt er mir vielleicht noch mal etwas. Dann stünde ich wieder schuldenfrei da.«
    »Haben Sie genauso gedacht?«, frage ich Varoulkos.
    »Ich habe mir gesagt: Wenn er mir noch ein bisschen mehr Geld gibt, könnte ich mir einen Keller und einen Anbau leisten und damit einen Neuanfang machen.«
    Der Typ ist unheimlich gerissen, ob nun Tsolakis sich das ausgedacht hat oder ein anderer. Er wusste nicht nur, dass die beiden das Geld brauchten, er wusste auch genau, wie sie tickten. Tsolakis würde in jedem Fall ins Bild passen - als intelligenter, wenn nicht gar genialer Verbrecher.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragt mich die Sgouridou.
    »Sie haben in drei Mordfällen Beihilfe geleistet. Daher muss ich Sie festnehmen und der Staatsanwaltschaft übergeben.«
    »Aber wir sind unschuldig!«, ruft die Sgouridou. »Wir hatten doch keine Ahnung, dass er jemanden töten wollte.«
    »Darüber wird der Staatsanwalt entscheiden. Er wird Ihnen zur Last legen, dass Sie nichts unternommen haben, als die von Ihnen beobachteten Personen schließlich ermordet wurden. Besser, Sie rufen Ihren Rechtsanwalt an.«
    Die Sgouridou schlägt die Hände vors Gesicht, Varoulkos starrt apathisch vor sich hin.
    Vlassopoulos und Dermitsakis nehmen sie in
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