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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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den Mörder natürlich, aber solange wir ihn nicht mit Beweisen festnageln können, wird er uns den Namen nicht verraten.«
    »Kennen wir denn sein Motiv? Warum hat er das alles getan?«
    »Leider noch nicht. Zwei der Opfer, Robinson und de Moor, kannte er nicht einmal persönlich, bei Sissimopoulos und Fanariotis wissen wir es nicht, aber selbst wenn er sie gekannt hätte, sehe ich keinen Grund, warum er sie hätte töten sollen. Das einzige plausible Motiv ist Rache.«
    »Ja, aber Rache wofür?«, wundert sich der Polizeipräsident.
    »Hm, diese Frage stellen wir uns auch«, entgegnet Gikas. »Was können wir von alldem offiziell verlautbaren?«, fragt der Minister.
    Wieder ergreift Gikas das Wort. »Meiner Meinung nach noch gar nichts, Herr Minister. Wir sollten erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn wir Tsolakis beziehungsweise den Auftraggeber der Überweisungen auf gesicherter Grundlage festnehmen können.«
    »Jedenfalls sind wir auf dem richtigen Weg und schon ein gutes Stück vorangekommen«, stellt der Minister befriedigt fest.
    Und genau das bestätigt sich, als ich in der Dienststelle eintreffe.
    »Herr Mavromatis hat dringend um Rückruf gebeten«, informiert mich Koula.
    »Wir haben das ursprüngliche Bankkonto gefunden«, verkündet der Staatsanwalt freudig, sobald er mich in der Leitung hat.
    »Wem gehört es?« Ich sitze auf glühenden Kohlen, da ich immer noch hoffe, dass es nicht Tsolakis ist.
    »Einer Stiftung mit Sitz in Liechtenstein. Sie heißt fosdat, Foundation for Supporting Doped Athletes.«
    Demnach hat eine Stiftung, die Sportler nach Dopingfällen unterstützt, Überweisungen zu je fünfzigtausend Euro an drei ehemalige Dopingsünder getätigt. Alles ist vollkommen legal, und auf den ersten Blick ist nichts daran auszusetzen.
    »Sie müssen wissen, dass Liechtenstein ein Stiftungsparadies ist«, unterbricht Mavromatis meine Gedanken. »Wieso?«
    »Weil unter dem Deckmantel der Stiftungen Steuern hinterzogen werden.«
    »Kann sein, aber das ist für mich weniger relevant. Viel brennender interessiert mich, wer der Leiter dieser Stiftung ist, von der die Geldsendungen ausgegangen sind.«
    »Ein gewisser Kleon Rokanas.«
    »Nie gehört.«
    »Tja, nicht weiter verwunderlich, aber Kleon Rokanas ist der Ehemann von Aristea Tsolaki und somit Charis Tsolakis’ Schwager. Ihre Mitarbeiterin hat uns auf die richtige Spur gebracht. Wenn sie uns nicht den Namen von Aristea Tsolaki genannt hätte, würden wir und Europol immer noch nach ihm suchen.«
    »Vielen Dank, Sie haben hervorragende Arbeit geleistet.«
    »Wir haben nur unsere Pflicht getan«, erwidert Mavromatis geschmeichelt, bevor er auflegt.
    Jetzt haben wir ihn in der Hand, denke ich mir, doch ein Triumphgefühl will dabei nicht aufkommen. Ich kann nicht anders: Vor Tsolakis ziehe ich den Hut. Wer sollte bei einer Stiftung zur Unterstützung ehemaliger Dopingsünder Verdacht schöpfen, wenn sie den ruinierten Leistungssportlern finanziell unter die Arme greift? Und vor allem auch dann, wenn der Name des Stiftungsleiters auf den ersten Blick in keiner Weise auf die Person verweist, die das ganze Ränkespiel ersonnen hat. Man könnte es so sagen: Um diesen Fall zu durchschauen, muss man seine Gedanken durch ein Nadelöhr zwängen. Und Tsolakis hat alles Erdenkliche getan, um das Nadelöhr so eng wie möglich zu machen.
    Als mir bei meinen Nachforschungen die Erkenntnisse quasi zufällig vor die Füße fielen, konnte ich das Offensichtliche nicht mehr erkennen. Und leider passiert mir das nicht zum ersten Mal. Bislang hatte ich nur die gedopten Athleten im Visier, und der Mann im Rollstuhl war mir - vermutlich, weil ich ihn mag - aus dem Blickfeld geraten. Ein behinderter Mensch ist jedoch ständig auf Unterstützung durch einen bestimmten Personenkreis angewiesen, sonst ist er hilflos. Um Tsolakis haben sich sein Arzt Fanis, seine Schwester und deren Mann und sein schwarzer Diener gekümmert. Diesen Leuten vertraute er, und dank ihrer Fürsorge war er überhaupt noch am Leben. Jetzt könnte ich mich schwarzärgern, dass ich nicht früher an den Butler gedacht habe.
    Dann versuche ich, Katerina auf ihrem Handy zu erreichen. »Wie geht es euch, Kleines?«
    »Wunderbar, Papa. Es ist paradiesisch hier.«
    »Gleich geht’s dir noch besser, wenn ich dir erzähle, dass Leonidis nur Gutes über dich gesagt hat.«
    »Leonidis?«, wiederholt sie ungläubig. »Woher kennt er mich denn?«
    »Seimenis hat dich in den höchsten Tönen gelobt.«
    »Papa,
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