Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Titel: Die leise Stimme des Todes (German Edition)
Autoren: David Kenlock
Vom Netzwerk:
Prolog
     
    Die Luft in dem kleinen Zimmer war stickig; dicke Rauchschwaden unzähliger Zigaretten, die in den letzten Stunden geraucht worden waren, hingen darin. Trübes Licht aus einer verbogenen Stehlampe tauchte den Raum in eine gespenstische Atmosphäre, die durch den blauen Schimmer des Monitors noch verstärkt wurde.
    Die drei Männer starrten gebannt auf den Bildschirm, über den lange Reihen von Zahlenkolonnen wanderten. Zwei von ihnen trugen dunkle Anzüge, weiße Hemden und Lederschuhe. Die Kleidung des dritten unterschied sich stark vom eleganten Aussehen der anderen. Über einer ausgebleichten Jeans trug er ein schwarzes T-Shirt. Seine nackten Füße steckten in Turnschuhen, die aussahen, als hätte er sie gerade aus einer Mülltonne gezogen. Unruhig rutschte er auf einem drehbaren Bürostuhl herum.
    Er war schlank - fast hager. Seine dünnen Arme endeten in langen Fingern, die unermüdlich über die Tastatur des Computers flogen. Das bleiche Gesicht wirkte ausgemergelt. Schweiß lief ihm über die Stirn, brannte in seinen Augen, rann ihm den Nacken hinunter und weichte den Kragen seines T-Shirts auf. In regelmäßigen Abständen durchlief ein Zittern seinen Körper, wenn das Verlangen nach Rauschgift durch jede Zelle seines Körpers raste, aber er wusste, dass er noch warten musste. Die Männer würden ihm den Stoff erst geben, wenn er den Job erledigt hatte.
    „Wie lange noch?“, fragte der schlanke, fast zierliche Mann, der hinter ihm stand. Der andere, ein Ungeheuer von Mensch, über zwei Meter groß und gebaut wie ein Gorilla, schwieg. Er schwieg immer. Der Hacker hatte ihn noch nie ein Wort sagen hören.
    „Wie lange noch?“, wiederholte die Stimme.
    Der Junkie zuckte mit den Schultern, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. Verflucht, er hatte es mindestens genau so eilig. Sein Körper schien in flüssiges Feuer getaucht zu werden, aber so war es immer, wenn er mehr als acht Stunden nichts bekommen hatte.
    Er zündete sich eine weitere Zigarette an, ohne zu bemerken, dass noch eine im überquellenden Aschenbecher neben ihm brannte.
    Obwohl er hoch konzentriert wirkte, wanderten seine Gedanken immer wieder ab. Er dachte an seine Freundin, die zwei Straßen weiter in ihrer winzigen Einzimmerwohnung saß und auf ihn wartete. Wartete, dass er kam, und dass in seinen Händen eine Glasampulle lag, die für wenige Stunden das Fieber vertrieb und sie glücklich machte.
    Mann, so viel Stoff, dachte er. Er konnte es kaum glauben. Wenn sie sich das Heroin einteilten, konnte es für zwei Wochen reichen. Vielleicht würde er es strecken und einen Teil davon auf der Straße verhökern.
    Wenn wir doch nur von diesem Scheiß loskommen würden.
    Vielleicht war dieser Job die Chance, auf die er so lange gewartet hatte. Wenn er gute Arbeit leistete, würden die Männer wiederkommen. Mit neuen Aufträgen, mit neuem Geld.
    Plötzlich kamen die Zahlenreihen zum Stehen. Er zögerte kurz und hackte dann wild in die Tastatur. Schließlich lehnte er sich zufrieden zurück.
    „Ich hab’s geschafft!“, murmelte er mit einem leisen Seufzen. „Wir sind drin.“
    „Drucken Sie die Liste aus“, befahl der Schlanke.
    Wenige Minuten später öffnete der Auftraggeber eine schwarze Aktentasche und schob die eng bedruckten Seiten hinein.
    „Was ist mit meinem Stoff?“ Die Stimme des Junkies bebte.
    Der Hüne sah seinen Chef an. Der nickte. Dann ging alles schnell. Die Arme des Riesen schossen vor und packten den Hacker. Sein Griff war stahlhart und trieb dem anderen das Wasser in die Augen.
    „Wa...wa...?“
    Eine prankenartige Hand legte sich über seinen Mund und löschte jedes weitere Wort aus. Mit aufgerissenen Augen verfolgte der Junkie, wie der zweite Mann ein Etui aus der Innentasche seines Jacketts zog, es aufklappte und eine Spritze entnahm. Eine Glasampulle wurde zerbrochen und das bereits aufgekochte, reine Heroin aufgezogen. Der Schlanke lächelte, während er den Kolben ein wenig in die Spritze drückte und einen feinen Strahl des tödlichen Rauchgifts herauspresste. Grinsend kam er näher. Die Pupillen des Hackers weiteten sich in Panik, ließen das Weiß seiner Augen verschwinden, als er begriff. Verzweifelt bäumte sich sein Körper auf, aber es war sinnlos - es gab kein Entkommen.
    Er spürte den Einstich in einer Deutlichkeit, die jede andere Erfahrung seines Lebens verblassen ließ. Dann war da nur noch der Sturz in eine glühende Sonne.
     
    Der Riese ließ den Leichnam zu Boden sinken. Weißer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher