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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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Blicke á la »Ohne mich hättet ihr das nie so gut auf die Reihe gekriegt…« zu. Ich begnüge mich damit, Fanis’ Eltern zuzulächeln und Adrianis Blick schlicht zu ignorieren.
    Durch ein Gespräch mit meiner Tochter und ihrem Angetrauten könnte ich mich jetzt aus der Affäre ziehen, doch die beiden unterhalten sich gerade angeregt mit ihren Gästen. Daran nehme ich mir ein Beispiel und steuere auf meine Kollegen zu, doch ich beginne nicht bei den Ranghöchsten, sondern bei meinen beiden Assistenten.
    »Herzlichen Glückwunsch, Herr Kommissar«, sagen Dermitsakis und Gattin wie aus einem Munde, und Letztere fügt die berühmte Floskel hinzu: »Was für ein schönes Paar!«
    Und Vlassopoulos sagt: »Unsere kleine Katerina, ich bin so stolz auf sie…« Ganz offensichtlich kämpft er gegen seine Rührung an. »Ich kenne sie doch schon, seit ich auf der Dienststelle bin. Hoffentlich halten die beiden immer zusammen. Denn wenn eine Beziehung erst mal zu bröckeln beginnt, dann wird’s kritisch.«
    »Lass gut sein, mein Lieber«, meint Dermitsakis. »Das ist jetzt der falsche Zeitpunkt für intime Geständnisse.«
    »Was denn für Geständnisse?« Vlassopoulos ist verärgert. »Es ist doch unbestritten, dass eine von drei Ehen vor dem Scheidungsrichter endet. Die Schulen sind heutzutage voll von Scheidungswaisen.«
    »Ja schon, aber das heißt noch lange nicht, dass die Ehe von Katerina und Fanis nicht hält.« Dermitsakis versucht es mit Besonnenheit, doch das kann den Eindruck nicht verhindern, dass schon am Hochzeitstag das Scheitern von Katerinas Ehe heraufbeschworen wird.
    »Das meinte ich ja auch gar nicht. Ich sagte nur, Zusammenhalten ist das A und O einer Beziehung. Wenn es nicht damit enden soll, dass man bloß samstags seine Kinder zu sehen bekommt, so wie man einmal wöchentlich zum Großeinkauf geht.«
    Vlassopoulos erhebt sich abrupt und bleibt knapp vor mir stehen. »Tut mir leid, Herr Kommissar«, wispert er. »Aber meine Kinder fehlen mir. Sehr sogar.« Dann setzt er seinen Weg zur Toilette fort.
    »Muntere ihn ein wenig auf, er ist ja völlig durcheinander«, sage ich zu Dermitsakis. Ich bin heilfroh, dass wir im Moment keinen schwierigen Fall zu bearbeiten haben.
    »Ich versuch’s ja, aber leicht ist das nicht. Er ist todtraurig. Er nimmt sich die Sache ziemlich zu Herzen.«
    »Sein Ego ist getroffen«, bemerkt Frau Dermitsakis. »Seit Jahren waren sie zerstritten, aber jetzt wurmt es ihn, dass sie ihn verlassen hat. Wäre es umgekehrt gelaufen, würde sich das ganz anders anhören. Hier geht’s nur um verletzte Eitelkeit…«
    »Hör doch auf mit deiner Psychoanalyse! Der Mann ist am Boden zerstört, siehst du das nicht?«
    Koula, Gikas’ Privatsekretärin, kommt vom Nebentisch, an dem die Spurensicherung sitzt, auf uns zu.
    »Ich will mich ja nicht einmischen«, flüstert sie, »aber der ganze Saal hört mit. Wenn bei Vlassopoulos demnächst im Dienst irgendetwas schiefläuft, schickt ihn die Führungsetage schnurstracks in psychiatrische Behandlung.«
    Dermitsakis und seine Gattin schweigen betroffen, und ich nutze die Gelegenheit, mich zum Tisch der Rauschgift - und Wirtschaftsdelikte mit Sechtaridis und Lasaridis abzuseilen.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagt Sechtaridis. »Du warst ja schon immer vernarrt in Katerina.«
    »Was, ich? Vernarrt?«
    »Wir waren früher zusammen bei der Rauschgiftfahndung«, erläutert Sechtaridis den anderen. »Da war Katerina noch ganz klein, und Kostas hat uns jeden Tag ausführlich berichtet, was seine Tochter wieder alles ausgeheckt hatte. Heute kann ich das verstehen, wenn ich sehe, was aus ihr geworden ist«, fügt er noch hinzu.
    Am besten, ich stecke das Lob ein und setze mich ab, bevor er wieder unpassende Scherze macht. Fanis und Katerina sind auch gerade zurückgekehrt. Als ich meinen Platz neben dem Brautpaar wieder einnehme, nähert sich der Mann im Rollstuhl.
    »Ich muss jetzt an den Tropf zurück«, sagt er zu Fanis, dann wendet er sich an mich: »Ich wünsche dem Brautpaar alles Gute.« Er drückt mir die Hand, und bevor er sich entfernt, fügt er hinzu: »Ihr Schwiegersohn ist ein großartiger Arzt.«
    »Ist das ein Kollege von dir?«, frage ich Fanis.
    »Wer? Tsolakis? Nein, ein Patient. Er lässt sich von niemandem behandeln außer von mir, und er richtet es immer so ein, dass er während meiner Dienstzeit zur Kontrolle kommt. Aber besser, ich erzähle dir erst gar nicht, woran er alles leidet. Das würde dir wahrscheinlich aufs Gemüt
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