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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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schlagen.«
    »Papa, darf ich bitten?« Katerina fordert mich zum Tanz auf.
    »Ach, tanz doch mit Fanis.«
    »Lieber nicht. Der trampelt mir immer nur auf den Zehen herum.«
    »Außer Kalamatianos tanze ich aber nur Tango«, sage ich ausweichend.
    »Keine Sorge, alles schon arrangiert.«
    Und das kleine Ensemble, das vorhin noch Gikas die Gelegenheit bot, beim Seimbekiko zu glänzen, lässt nun La Comparsita erklingen: mit Geige, Akkordeon, Baglama und Bouzouki.

3
     
    Am Tag nach der Hochzeit betätige ich mich als Süßwarenlieferant. Ich bin mit zwei Tüten Mandelkonfekt ins Büro gekommen und verteile es an die Kollegen in den verschiedenen Stockwerken.
    Die Glückwünsche und Danksagungen kommen zwar von Herzen, sind jedoch kurz angebunden. Die Kollegen wahren die Form, obwohl ihre Gedanken bei ganz anderen, dringlicheren Themen sind. Angesichts der bevorstehenden drastischen Lohnkürzung werden wir nämlich aus Spargründen gezwungen sein, sogar noch unsere Scheiße zu trocknen, um sie weiterzuverwerten. Anderthalb Monatsgehälter weniger, das ist für niemanden ein Klacks.
    Ich bin heilfroh, dass uns für Katerinas Studium und Doktorarbeit vierzehn Monatsgehälter zur Verfügung standen. Nun vertraue ich auf Adrianis Talent, mit dem auszukommen, was sie in ihrem Portemonnaie hat. Unser privates Sparprogramm kann ich ihr gegenüber gut rechtfertigen, da ich mitten in der Wirtschaftskrise die Raten für den Seat Ibiza abstottern muss. Schließlich war es Adriani, die auf einem neuen Wagen bestanden hatte.
    Die Stimmung unter den Kollegen erinnert mich an die Mobilmachung unter der Junta im Jahr 74, als Griechenland auf die türkische Invasion in Zypern reagieren musste. So wie damals brodelt die Gerüchteküche, und jeder gibt seinen Senf dazu. Der eine sagt, das ganze dreizehnte Monatsgehalt würde gestrichen, ein anderer behauptet, nur das halbe Weihnachtsgeld, ein Dritter ist wieder anderer Meinung: Weihnachts-, Oster- und Urlaubsgeld würden zu einem Viertel gekürzt…
    Und in dieser Atmosphäre verteile ich das Hochzeitskonfekt! Besser wären ein paar Scheiben Zwieback, da ich auch noch ein Hochzeitsbankett mit Musikbegleitung abzubezahlen habe. Und das bei schrumpfendem Gehalt.
    »Da haben die Deutschen ihre Finger im Spiel«, meint Kalliopoulos von der Antiterrorabteilung. »Die üben Druck aus und ziehen die Strippen in der eu. Deshalb setzt man uns die Pistole auf die Brust.«
    »Unsinn«, wirft Stathakos ein, der Leiter der Antiterrortruppe. Er steht in der Tür und mustert seine Untergebenen mit ärgerlichem Blick. »Wieso die Deutschen? Wir haben selber den Karren in den Dreck gefahren, und jetzt erwarten wir auch noch, dass die Deutschen die Zeche zahlen.«
    Er streckt die Hand nach dem Mandelkonfekt aus, das ich ihm entgegenhalte, und murmelt eine Glückwunschfloskel, die genauso halbherzig ist wie meine eigene Geste. Dann verschwindet er in seinem Büro.
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, flüstert mir Sgouros, sein Stellvertreter, zu.
    »Wieso sagst du das?«
    »Weil er aus einer Familie stammt, die den Deutschen immer freundlich gesinnt war. Sein Großvater diente als Adjutant bei Tsolakoglou, dem Ministerpräsidenten unter der deutschen Besatzung.«
    »Ich verstehe nicht, warum die Deutschen unsere Errungenschaften verdammen, statt sie zu übernehmen«, fragt sich Kalliopoulos. »Wäre es denn so schlimm, wenn auch sie ein vierzehntes Monatsgehalt einführen würden? Statt uns das dreizehnte zu beschneiden?«
    Ich verpasse die Fortsetzung der iq -Analyse der Deutschen, die anscheinend zu dumm sind, um unsere Tricks und Bluffs zu imitieren, da mein Handy läutet.
    »Herr Kommissar, Gikas möchte Sie dringend sprechen«, höre ich Dermitsakis’ Stimme.
    Ich fahre mit meinen beiden halbvollen Tüten in die fünfte Etage hoch, als käme ich gerade vom Einkauf auf dem Wochenmarkt. »Gehen Sie rein, er erwartet Sie schon. Drinnen herrscht dicke Luft«, erläutert mir Koula, seine Sekretärin.
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun und das restliche Konfekt verteilen?«, frage ich sie.
    »Aber natürlich. Lassen Sie die Tüten hier, ich kümmere mich darum.«
    Gikas marschiert in seinem Büro auf und ab: ein schlechtes Zeichen. »Nichts als Scherereien«, meint er und bleibt bei meinem Anblick abrupt stehen. »Seien Sie froh, dass die Hochzeit schon vorüber ist, denn jetzt müsste ich Ihnen raten, sie aufzuschieben.«
    »Was ist passiert?«
    »Sissimopoulos wurde ermordet.«
    Als er meine
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