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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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sagen, er muss zwischen dem späten gestrigen Abend und dem heutigen Morgen getötet worden sein. Genaueres kann ich erst nach der Autopsie sagen.«
    »Nicht nötig. Das Bett wurde benutzt, was darauf hindeutet, dass er heute früh umgebracht wurde.«
    »Schön, dann ist das ja schon mal geklärt. Und wie ich schon sagte, Todesursache ist eindeutig die Enthauptung. Der Körper weist keine anderen Verletzungen auf. Vermutlich wurde der Hieb von hinten ausgeführt, doch dazu kann ich erst nach der Obduktion Stellung nehmen. Der Mörder muss sehr geübt im Umgang mit der Waffe sein, weil er mit einem einzigen Hieb zum Ziel kam. Die Tatwaffe kann nur ein Schwert sein. So etwas schafft man mit einem Messer nicht.«
    »Welcher Grieche kann heutzutage noch mit dem Schwert umgehen? Die letzten bekannten Schwertkämpfer waren, soweit ich weiß, unsere legendären Freiheitshelden, die gegen die Türkenherrschaft revoltierten.«
    »Da fragen Sie mich zu viel. Morgen kann ich jedenfalls mehr sagen.«
    Zwei Fragen treiben mich um: Wer ist dieser Schwertkämpfer? Und was steckt hinter diesem »D«? Mir gefällt weder die eine noch die andere.

5
     
    Das Maklerunternehmen nennt sich Immobilien - Real Estate Koropi. Das Schaufenster ist mit Annoncen dermaßen zugekleistert, dass man dahinter kaum mehr den Geschäftsraum erkennen kann.
    Da gibt es auch nicht viel zu sehen: Die gesamte Einrichtung besteht aus einem großen Schreibtisch, hinter dem der Inhaber Jannis Mertikas sitzt, und einem kleineren, an dem seine Tochter arbeitet.
    »Sie haben ja eine Unmenge von Angeboten«, eröffne ich das Gespräch mit Mertikas.
    »Tja, der neue Jeep Cherokee ist gerade auf den Markt gekommen. Bei jedem Modell, das neu lanciert wird, vor allem bei Jeep oder Landrover, kriege ich viele Immobilienangebote«, erläutert er lachend.
    »Wieso?«
    »Weil jeder Zweite ein Grundstück verkauft, um sich das neue Modell zu leisten.«
    »So hat auch Sissimopoulos sein Grundstück erworben? Von jemandem, der einen Jeep Cherokee kaufen wollte?«
    »Sissimopoulos’ Immobilie besteht aus zwei Teilstücken. Der Besitzer des einen wollte eine Wohnung im Stadtzentrum erwerben. Das andere gehörte zwei Geschwistern. Die Schwester wollte verkaufen, als die Grundstückspreise noch hoch waren. Doch ihr Bruder konnte sich nicht davon trennen. Für ihn war es eine Art Erbstück, das man in Ehren hält, so etwas wie eine Silberschale oder ein Kerzenleuchter. Trotz allen Drängens seiner Schwester blieb er stur. Am Schluss steckte sie Sissimopoulos zu, dass ihr Bruder bei einer Bank um einen Kredit angesucht hatte, um ein Haus auf Syros zu bauen. Sissimopoulos setzte Himmel und Erde in Bewegung, um die Kreditvergabe hinauszuzögern, bis dem Bruder das Geld ausging. Wenn er weiterbauen wollte, musste er verkaufen.«
    »Was für ein Mensch war Sissimopoulos?«
    Mertikas zuckt mit den Schultern. »Ein Banker eben. Er war knallhart, aber an Abmachungen hat er sich gehalten. Andererseits hat er jeden vor Gericht zitiert, der wortbrüchig wurde.«
    »Demnach hat er sich nicht viele Freunde gemacht.«
    »Bis auf die Grundmauern hat er den größten Teil seiner Villa von auswärtigen Handwerkern bauen lassen. Er hat keine hiesigen Firmen beauftragt.« Nach einer kurzen Pause fügt er gepresst hinzu: »Wenn man sogar den Kammerdiener aus England importiert, dann macht man sich hier keine Freunde.«
    »Wieso aus England? Der kommt doch aus Afrika.«
    »Ja schon, aber Sissimopoulos’ Söhne haben ihn aus London rübergeschickt. Als ob man hier niemanden gefunden hätte, der sich um ihn kümmert! Es gibt doch eine Riesenauswahl von Griechinnen, Russinnen, Bulgarinnen und Ukrainerinnen. Doch er hat sich auf einen Schwarzen kapriziert, der sich benimmt wie ein Lord. Wir jedenfalls nennen ihn Zulu. Das ist nicht diskriminierend, denn er hat Frau Maria erzählt, dass er von den Zulu abstammt. Und die sind ja bekanntlich sehr kriegerisch und kennen sich mit Waffen jeder Art gut aus.«
    Bei diesen Worten wirft er mir einen bedeutungsschwangeren Blick zu. Ich halte mich zwar mit Kommentaren zurück, doch ich habe schon begriffen, was er meint. Vielleicht sind Sissimopoulos und Bill tatsächlich immer ruhig und zivilisiert miteinander umgegangen, wie Frau Maria erzählt, doch das sagt wenig aus. Schwarze Südafrikaner wie Bill sind es nach so vielen Jahren der Unterdrückung gewohnt, den Kopf einzuziehen und dann ganz unerwartet, lautlos und aus dem Hinterhalt zuzuschlagen. Das behaupten
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