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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Autoren: Petros Markaris
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er nicht ins Haus kann. Er hat nur den Schlüssel zum Garten, den Zugangscode für die Villa kennt er nicht.«
    »Gibt es noch weiteres Hauspersonal?«
    »Noch zwei Bulgarinnen, die zweimal die Woche zum Reinemachen kommen.«
    »Und der Afrikaner?«
    »Herr Bill kümmert sich…« Sie hält inne und korrigiert sich: »…kümmerte sich ausschließlich um Herrn Sissimopoulos.«
    »Und was ist Ihr Aufgabenbereich?«
    »Ich komme morgens und bringe das Gröbste in Ordnung. Dann bestelle ich die Einkäufe, bereite das Essen zu und halte mich bis fünf vorwiegend in der Küche auf. Zum Schluss richte ich das Abendessen her, das Herr Bill dann serviert.«
    Da sie für Bill stets die Anrede »Herr« verwendet, muss sie ihn als eine Art Vorgesetzten betrachten.
    »Sind Ihr Chef und Bill gut miteinander ausgekommen?«
    Sie macht eine hilflose Handbewegung. »Schwer zu sagen, sie haben Englisch miteinander gesprochen. Ob sie sich jetzt beschimpft oder nur Freundlichkeiten ausgetauscht haben, kann ich nicht sagen, weil ich kein Wort verstand.« Nach einer kurzen Pause fügt sie mit einem Hauch von Bitterkeit hinzu: »Jedenfalls ist Herr Sissimopoulos gegen Herrn Bill nie laut geworden.«
    Logisch, denke ich mir. Selbst ein griechischer Banker ist im Verhältnis zu einem englischen Butler ein Bauerntölpel. Da ich kaum mehr aus ihr herausbekommen werde, beschließe ich, den Afrikaner aufzusuchen. Von Frau Maria erfahre ich, dass er in der ersten Etage wartet.
    Das Zimmer des Afrikaners ist klein und mit Schrank und Nachttischchen schlicht möbliert. Mit hängendem Kopf sitzt er auf dem Rand seines Einzelbettes. Als er mich erblickt, steht er auf, tritt auf mich zu und bleibt hoch aufgerichtet und mit ernstem Gesicht vor mir stehen. Er trägt eine dunkle Hose mit weißem Hemd, darüber ein dunkles Gilet. Er ist schwarz und ein richtiger Hüne mit kahlrasiertem Kopf.
    »Haritos, from the police.« Mit diesen Worten stelle ich mich vor.
    »Ja, bitte«, entgegnet er auf Griechisch mit fremdländischem Akzent.
    »Ah, Sie können Griechisch? Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Bevor ich hergekommen bin, war ich bei griechische Familie in Johannesburg. Dort habe ich die Sprache gelernt.« Daraus schließe ich, dass er Südafrikaner sein muss. »Und wie lange sind Sie schon hier im Haus?«
    »Drei Jahre.«
    »In welcher Eigenschaft?«
    » Servant«, erklärt er. »Dienstbote.«
    »Butler, wohl eher.« Jetzt, da ich das Wort schon mal gelernt habe, sollte es auch zum Einsatz kommen. »Nein, nein. No butler. Dienstbote.«
    »Und was waren Ihre Aufgaben?«
    »Ich habe ihm das Frühstück gemacht. Habe mich um die Wäsche gekümmert. Took care of his medication.«
    »Medication? Hat er regelmäßig Medikamente eingenommen?«
    »Ja, wegen sein Herz.«
    »Zeigen Sie mir mal sein Schlafzimmer.«
    Es ist geräumig, mit einem Doppelbett und Einbauschränken, und liegt gleich nebenan. Hinter der Tür steht ein kleines Bücherregal und davor ein Lehnsessel. Das Bett ist noch zerwühlt, was daraufhinweist, dass er wahrscheinlich heute Morgen umgebracht wurde.
    »Sind Sie heute früh nicht zu Sissimopoulos ins Schlafzimmer gegangen?«
    »No. I always waited for his call. Immer erst, wenn er mich gerufen hat.«
    »Wann ist er denn normalerweise in den Garten gegangen?«
    »Abends, morgens, den ganzen Tag war er in Garten. Bei Regen war er schlecht gelaunt.«
    So bestätigt sich die Aussage des Gärtners, dass er sich ständig mit seinem Grünzeug beschäftigte. Die Schubladen überlasse ich der Spurensicherung und inspiziere stattdessen die übrigen Räume des Obergeschosses, zwei weitere Schlafzimmer mit unberührten Betten. Offenbar übernachteten dort seine Söhne, wenn sie ihn besuchten.
    Dann begebe ich mich wieder hinunter ins Erdgeschoss und erneut in den Garten. Stavropoulos ist immer noch über die Leiche gebeugt, während die Kriminaltechniker die Gartenanlage durchkämmen. Als ich gerade einen Blick in den Geräteschuppen werfen will, läutet mein Handy, und Vlassopoulos ist dran.
    »Herr Kommissar, Sissimopoulos hat sich nicht oft in Koropi sehen lassen. Wir haben aber den Immobilienmakler ausfindig gemacht, der ihm das Grundstück vermittelt hat. Der sagt, er wisse so allerhand. Wollen Sie mit ihm sprechen?«
    »Ja, ich komme.«
    Der Schuppen ist mit Gartengeräten aller Art ausgestattet, doch der aufgeräumte Zustand und die perfekte Ordnung lassen mein Interesse erlahmen, und ich kehre zu Stavropoulos zurück.
    »Spontan würde ich
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