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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone
Autoren: Mark Brandis
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Welt wuchsen.
    Die Neue Welt - für mich war das Astropol. Und so von weitem betrachtet, unterschied sich der Kunstplanet kaum von Cosmopol, seinem Zwilling im All. Die Existenz von einem Zwilling war bisher nichts als ein unbeweisbares Gerücht gewesen. Nun hatte ich ihn vor mir - und ich hatte den ersten Beweis dafür, daß ich durchaus nicht der tumbe Tor war, für den mich andere halten mochten. In den Legenden, in die ich mein Vertrauen gesetzt hatte, gab es einen wahren Kern.
    In der Hoffnung auf die Gemeinsamkeit der Sprache, meldete Ruth uns an und bat um Landeerlaubnis. Die Bestätigung klang alles andere als begeistert.
    „Wie zum Teufel haben Sie uns gefunden?"
    Ruth schickte einen fragenden Blick zu mir herüber. Ich hob die Schultern. Sie war der Co-Pilot und mußte klarkommen. Sie beugte sich bereits über das Mikrofon.
    „Sie werden lachen. Ein guter Stern hat uns geführt."
    „Ach der schon wieder!" erwiderte die Stimme von Astropol verdrossen. „Seitdem der da ist, ticken hier die ollen Uhren wie verrückt. Keine Ordnung mehr! Alles geht drunter und drüber. Und jetzt kommen auch noch Sie!" Ein Seufzer. Dann: „Sehen Sie zu, wie Sie runterkommen. Ich kann Ihnen nicht helfen. Mit der Zeit habe ich nichts am Hut. Taugt nur was zum Müdemachen ."
    Ich nahm Ruth das Mikrofon aus der Hand.
    „Meister, alles was ich brauche, sind ein paar Werte."
    „Fragen Sie doch Ihren Stern!" Der Meister gähnte und schaltete ab.
    Was tun? Ich studierte das fremde Objekt und entschied mich.
    „Landeanflug wie auf Cosmopol !"
    Eine vorschnelle Entscheidung. Denn nur äußerlich war Astropol unser Zwilling. Die SCOUT bekam das zu spüren, als sie in den atmosphärischen Gürtel geriet und die Temperaturmelder Alarm schrien. Gerade noch rechtzeitig bekam ich das Schiff in den Griff. Im Cockpit roch es brenzlig nach Überhitzung.
    „Das war knapp, Mark." Ruth hatte einen Block auf den Knien und war damit beschäftigt, die Folie mit irgendwelchen physikalischen Formeln zu bekritzeln. „Zu spitzer Winkel! Mußte ja Reibung geben."
    „Kein Programm", erläuterte ich, „nicht mal 'ne lausige Tabelle! Was hilft's? Also, noch mal 'rein ins Vergnügen!"
    Der mißglückte Landeversuch nagte an meinem Selbstbewußtsein . Mehr noch - er machte mich wütend.
    Da schwebte sie vor uns, diese silbern schimmernde Oase in einer Wüste aus Nichts, und alles was ich wollte, war bescheiden genug. Ich wollte endlich die SCOUT auf die verdammte Rampe knallen, und mir in der Stationsbar ein kühles Bier genehmigen.
    Auch der zweite Landeanflug ging daneben. Diesmal war der Winkel der Annäherung zu stumpf. Die SCOUT hüpfte über den Gürtel wie der springende Stein auf dem Wasser. Sie prallte ab und hielt beschleunigend auf die gähnende Leere zu. Ich fluchte.
    „Mist! Keinerlei Unterlagen - und in der Raumkontrolle nur dieser Penner!"
    Ruths Schreibstift glitt über die Folie.
    „Du willst landen?"
    „Auf jeden Fall will ich mir den Affenstall aus der Nähe besehen."
    Sie trennte die Folie vom Block und legte sie vor mir aufs Pult.
    „Versuch's doch mal damit, Mark!"
    Vor mir lag die Formel einer Ansteuerung. Der Schweiß trat mir auf die Stirn, als ich die Zahlen eintippte.
    „Na denn", knurrte ich. „Zur Hölle fährt man nur einmal."
    Alles ging gut. Die SCOUT schwebte plötzlich über der Rampe und tarierte aus. Ich wandte den Kopf.
    „Aus welchem Zylinderhut hast du bloß diese Formel her?"
    Sie hob das anmutige Kinn.
    „Jeder tut eben, was er kann", gab sie zurück.
    Die SCOUT setzte auf. Ruth stieg als erste aus. Nach ihr setzte ich den Fuß auf den fremden Beton.
    Im Kontrollbunker hatte der Stationsmeister den Oberkörper auf das Kommandopult gelegt und gab leise Schnarchtöne von sich. Vor ihm lag die aufgeschlagene Verkehrskladde. Ruth blätterte sie rasch durch und schob sie dann zu mir herüber. Ihre Lippen bewegten sich fast lautlos.
    „Sieh selbst!"
    Es war nicht nur nicht zu fassen. Es war erschütternd. Vor mir lag das Protokoll vergeblichen Wartens. Die Verkehrskladde enthielt nur leere Seiten. Aber jede davon war am rechten unteren Rand abgestempelt und mit einer verschnörkelten Unterschrift versehen: Dokument einer sinnentleerten Routine. Kein Wunder, daß dem guten Mann irgendwann die Augen zufallen mußten .
    Als ich ihn antippte, wurde er wach und sofort dienstlich. Ein ganzer Fragenkatalog prasselte fast schneller auf uns nieder, als ich antworten konnte.
    „Schiffsname?"
    „Kein Name."
    Er
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