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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone
Autoren: Mark Brandis
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verbergen.
    Aber was war der Grund dafür, daß er vor Entsetzen fast außer sich war? Es ging doch nur um ein paar Blutkonserven - und die waren, wie er selbst sagte, seit gestern überlagert.
    Auf dem Rampengelände ging es mittlerweile zu wie im Krieg. Ein halbes Hundert bewaffneter Gestalten in enganliegenden roten Overalls war ausgestiegen und hatte sich sichernd über den Platz verteilt. Eine weitere Gruppe stürmte die SCOUT. Ich konnte sehen, wie sie das Cockpit durchstöberte. Was hoffte sie dort zu finden?
    Und nun erschien oben auf der Gangway ein stiernackiger Hüne. Auch er war von Kopf bis Fuß in Rot gekleidet - nur daß sein Rot noch gleißender war als das der anderen. Es umspielte die bullige Erscheinung wie eine züngelnde Flamme. Der Kopf darüber war kahl wie eine Billardkugel. Auf der Plattform blieb der Hüne stehen und sah sich langsam nach allen Seiten hin um. Einen Atemzug lang fühlte ich mich von seinem Blick gestreift. Es war, als träfe mich eine geballte Ladung Schmutz. Mich fröstelte.
    Doktor Saul bewegte die Lippen zu einem kaum hörbaren Flüstern:
    „Das ist er - Malus XIV., der amtierende Antigott "
    Malus' rechte Hand umschloß den Griff einer elektronischen Peitsche. Im ganzen Universum gab es kein grausameres Instrument zum Foltern und Töten.
    Doktor Saul bewegte noch einmal die Lippen.
    „Sie sind in Gefahr. Er schreckt vor nichts zurück. Sobald er merkt, was mit den Blutkonserven los ist, wird er sich an lebendiges Blut halten. Und da unser Blut auch nicht mehr das Frischeste ist..."
    Ich streckte die Hand aus und riß Ruth vom Fenster weg.
    „Oh Mark!"
    Zitternd lag sie an meiner Brust. Doktor Saul übertrieb nicht. Wir waren in höchster Gefahr - zwei unbewaffnete Kosmonen gegen eine ganze fanatisierte Armee unter dem Befehl eines skrupellosen Sadisten und Egomanen.
    Was immer auch zu unserer Rettung unternommen werden konnte, mußte sofort geschehen.
    Aber was? Astropol war für mich ein unbekannter Himmelskörper. Ich kannte mich darauf nicht aus. Doch zumindest Ruth durfte nicht in die Hand dieser Horde fallen. Ich mußte Doktor Saul dazu bringen, sie irgendwo in diesem Gebäude zu verstecken - doch schon im vorhinein war ich überzeugt, daß es ganzen Klinikum kein Versteck geben mochte, das sich nicht aufspüren ließ.
    Der kahlköpfige Hüne auf der Gangway nahm mir die Entscheidung ab. Die elektronische Peitsche wies plötzlich in unsere Richtung.
    Zu lange hatte ich gezögert.
    „Sie kommen!" Die Stimme des Patriarchen im weißen Kittel klang wieder ruhig und beherrscht. „Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Kommen Sie!"
    Doktor Saul öffnete eine Tür. Unter dem klaren Licht einer fahrbaren Leuchte standen dicht nebeneinander zwei Operationstische.
    „Schnell! Legen Sie die Kleider ab und strecken Sie sich aus! Wir täuschen eine Organübertragung vor. Vielleicht kommen wir damit durch - und die Kerle halten euch für unbrauchbare Astriden."
    Es gibt Momente, in denen man handelt, ohne zu diskutieren. Als die knallenden Stiefelschritte die Halle erdröhnen ließen, lagen Ruth und ich entkleidet auf den weißen Operationstischen, und Doktor Saul hatte davor sein chirurgisches Besteck ausgebreitet.
    „Verhalten Sie sich still!" warnte er, bevor er uns verließ. „Kein Wort! Ich rede."
    Mit einem langen Seufzer schloß sich hinter ihm die Tür. Wir waren allein.
    Neben mir, zum Greifen nahe, war Ruths angstvolles Atmen zu hören. Wahrscheinlich atmete ich genau so flach und unregelmäßig. Das Warten geriet zur Qual. Falls die Täuschung mißlang , war dieser Raum eine ausweglose Falle. Und trotzdem mußten wir ausharren, ohne uns zu rühren, ohne auch nur ein Wort miteinander zu wechseln.
    Über meinem starren Blick wölbte sich eine transparente Kuppel und trennte uns von dem großen leeren Nichts, in dem ein heller Punkt glomm.
    Der Stern.
    Irgendwo schlug eine Uhr.
    Die Tür wurde aufgerissen, und mit halbgeschlossenen Augen erkannte ich einen roten Overall, der sich über mich beugte.
    „Und diese beiden? Ich warte auf eine Erklärung!" Eine Stimme wie ein Mülleimer, gemein schon im Klang.
    „Zwei normale Transplantationsfälle." Die Stimme von Doktor Saul, kühl und beherrscht. „Sie platzen in die Vorbereitungen hinein. Sobald Assistent und Schwester zur Stelle sind, wird's hier ernst. Darf ich erfahren, was Sie mit Ihren Maßnahmen bezwecken?"
    „Draußen parkt ein Raumkreuzer, der nicht hierher gehört. Die Crew muß sich hier irgendwo
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