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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd
Autoren: Florian Homm
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Dollar pro Patient. Die Kosten für die Spritzen und Medikamente zur Behandlung weit verbreiteter Infektionskrankheiten verblassten dagegen. Hätte sich jeder der Ärzte darauf beschränkt, Medikamente und Spritzen zu verteilen, wären die Kosten geringer gewesen und sie hätten das Leben von mindestens 200 Menschen verbessert, wenn nicht sogar ihr Leben gerettet. Die Wirkung wäre um das Fünfzigfache größer gewesen. Kein Wunder, dass dieser Arzt frustriert war. In der Zwischenzeit hätte ein Schimpanse 20 Patienten eine Spritze setzen und weiteren 20 Medikamente gegen das Trachom geben können. Der gesundheitliche Nutzen für die Gesamtbevölkerung wäre zehnmal so groß gewesen wie der Nutzen der Operationen, die die Chirurgen der Hilfsorganisation aus New York durchführten.
    Mit einem Mal war ich hellwach. Der völlige Mangel an Logik und die offensichtliche Chance für Verbesserung waren einfach nicht zu übersehen. Die Liberia Renaissance Foundation gab jedes Jahr rund 1.000 Dollar pro Kind für Nahrung und eine erstklassige Bildung aus. Für 1.000 Dollar konnten wir 1.000 Patienten ermöglichen, zu arbeiten und ein normales Leben zu führen. Bis zu diesem Dokumentarfilm hatte ich keine Ahnung, dass die Behandlung weit verbreiteter Infektionskrankheiten so kostengünstig und unkompliziert war.
    Ich erinnerte mich an meine ausgedehnten Reisen durch Lateinamerika, durch ganz Afrika und Südasien, die ich seit dem Alter von 13 Jahren unternommen hatte. Dabei hatte ich zahllose der Krankheitsfälle gesehen, die dieser Arzt behandelte. Viele der Erkrankten waren nicht in der Lage zu arbeiten, hätten aber ohne Weiteres geheilt werden können. Sie waren an einem Virus oder durch verunreinigtes Wasser erkrankt, und ihre Erkrankung verhinderte, dass sie ein produktiveres und zufriedenstellendes Leben führen konnten. In den gottverlassenen Gebieten, in denen sie lebten, gab es üblicherweise keine Medikamente, und so verschlimmerten sich die Krankheiten und endeten oft in einer dauerhaften Behinderung oder führten sogar zum Tod.
    Hieß das, dass eine Million Dollar, die wir ausgegeben hatten, um den Liberia Renaissance Educational Complex zu bauen, das Leben von einer Million Menschen positiv verändern konnte? Hieß das, dass eine wohltätige Organisation damit werben kann, dass sie mit jedem Dollar Spende, den sie gewinnt, nach Abzug aller Kosten ein Leben retten oder zumindest erheblich verbessern kann? Ich vertiefte mich für mehrere Tage in dieses Thema. Und dann kam ich zu einem atemberaubenden Ergebnis: Wenn man von einer intelligenten Beschaffung und Logistik und gewissen Skaleneffekten ausgeht, würde ein Dollar leicht ein Leben retten oder verbessern. Das war Wahnsinn. Ich war für die Idee entbrannt und mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Bis heute glaube ich, dass es kein Zufall war, dass ich um zwei Uhr morgens diese Fernsehsendung ansah. Die Götter hatten einen Riesenknochen in meine Richtung geworfen und wetteten nun darauf, ob ich ihn finden und verspeisen würde.
    Es gibt ungefähr ein Dutzend wichtige kräftezehrende und lebensbedrohliche Krankheiten, die sich leicht medikamentös behandeln oder durch Impfungen verhindern lassen, und das zu Kosten, die unter einem Dollar pro Patient liegen. Zum Beispiel leiden mehr als 35 Millionen Menschen weltweit an dem Trachom, einer bakteriellen und hochansteckenden Augenentzündung, die zur Erblindung führt, wenn sie unbehandelt bleibt. Dabei ist sie schon mit wenig Geld vermeidbar. Diphtherie, eine Erkrankung der oberen Atemwege, an der rund zehn Millionen Menschen leiden, lässt sich mit einer Impfung vermeiden und mit Antibiotika und Antitoxinen behandeln. Diese Krankheiten sind vor allem in Afrika, Südasien, Mittel- und Südamerika verbreitet. Oder nehmen wir die Filariose, auch als Elefantiasis bekannt. Sie führt zu einer abnormen und schmerzhaften Vergrößerung und Schwellung der Gliedmaßen, die erhebliche Beeinträchtigungen zur Folge hat. 120 Millionen Menschen sind daran erkrankt und 40 Millionen sind entstellt und erheblich behindert. Diese Krankheit lässt sich mit einer einzigen Dosis, einer Kombination aus zwei Medikamenten, die zusammen verabreicht werden, heilen. Die meisten Westler glauben, Elefantiasis sei irgendeine obskure Krankheit aus einem vergangenen Jahrhundert, wie in dem Film Der Elefantenmensch dargestellt. Tatsächlich wurde sie jedoch in 81 Ländern diagnostiziert.
    Es gibt noch weitere Infektionskrankheiten. In der
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