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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd
Autoren: Florian Homm
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dir das vorstellen? All diese Frauen hier flirten mit mir. Können sie nicht sehen, dass ich mit dir zusammen bin?«
    14. Pläne für eine sinnstiftende ­Zukunft
    Geld hat mich nie glücklich gemacht und wird mich auch nie glücklich machen. Es hat nichts an sich, das ein Glücksgefühl erzeugen könnte. Je mehr man davon hat, desto mehr will man. Benjamin Franklin
    Zwar stimme ich Benjamin Franklin voll und ganz zu, aber Geld kann eine erhebliche Flexibilität und Unabhängigkeit bieten, vor allem klugen Menschen mit einem felsenfesten Wertesystem. Fast drei Jahrzehnte lang glaubte ich, Geld bedeute Glück. Begriffsstutzige Menschen wie ich müssen erst ihre Familie und ihr Vermögen verlieren, um zu begreifen, dass es keinerlei Verbindung zwischen Geld und Glück gibt.
    Das Schwerste in den letzten Jahren seit meinem Ausscheiden aus der Finanzwelt war nicht der Druck von Resch und seinen Auftraggebern oder die gnadenlose und einseitige Medienberichterstattung, sondern die Boshaftigkeit und Charakterlosigkeit, mit der Personen, denen ich geholfen hatte, mir später in den Rücken gefallen sind. Gott sei Dank, dass einige wenige einfache Menschen, die über weit geringere Ressourcen verfügten, mir in meinen dunkelsten Stunden zur Seite standen. Ausnahmslos waren meine falschen Freunde alle sehr gut situierte, gut verdienende, privilegierte Menschen. Diese Enttäuschung sitzt tief in den Knochen und stimmt mich traurig. Andererseits waren mir diese Umstände auch ein Zeichen, meine karitativen Bemühungen fernab von luxuriösen Charity-Festen auf diejenigen zu konzentrieren, die machtlos und mittellos sind: das große Heer der Unterprivilegierten und Notleidenden in Afrika, Asien und Südamerika.
    Nach meiner Wiederauferstehung von den Toten ist es viel sinnvoller, meine emotionale Rendite zu maximieren, und nicht meine finanzielle. Außerdem sieht es so aus, als könne ich mein Humankapital durch Geben und Teilen wesentlich besser steigern als durch Nehmen und Anhäufen. Überdies empfinde ich wieder Spaß und Freude und lache oft, gelegentlich sogar über mich selber. Das Beste, was ich in Zukunft machen kann, ist, die Wiederholung von Kardinalfehlern zu vermeiden und meine Energie auf Dinge zu konzentrieren, die mich glücklich machen, mir positive Herausforderungen bieten und mir das Gefühl größerer Vollkommenheit geben. Maximum Impact Medicine ist Teil dieses Plans. Und darum geht es:
    Mitte 2011 schaltete ich spätnachts CNN ein. Der Dokumentarfilm, der gezeigt wurde, handelte von einigen jüdischen Ärzten, die irgendwo in der ärmsten Region Afrikas bedürftige Patienten operierten. In seiner Freizeit äußerte einer der Ärzte seinen Unmut darüber, dass sich schon mit ein paar Dollar das Leben mehrerer Menschen retten oder zumindest dramatisch verbessern ließe, die an einem Trachom – einer ansteckenden, bakteriellen Binde- und Hornhautentzündung –, an Elefantiasis oder an von Würmern ausgelösten Infektionen leiden. Jedes Mal, wenn er für seine karitative medizinische Organisation in Äthiopien oder Eritrea unterwegs war, brachte er Tabletten und Spritzen mit. Er und seine Arztkollegen verbrachten den größten Teil ihrer Zeit damit, Kinder zu operieren. Einige dieser Operationen, an denen zum Teil mehrere Ärzte beteiligt waren, dauerten mehrere Stunden. Nach getaner Arbeit fuhr der Arzt ins Dorf, um Patienten Spritzen und Tabletten zu verabreichen, die unter häufig auftretenden Infektionen und Krankheiten litten, wie zum Beispiel schwere Bindehautentzündungen, geschwollene Gliedmaßen und Hautkrankheiten. Ich sah, wie dieser Arzt in weniger als zehn Minuten und zu Kosten von weniger als fünf Dollar das Leben von fünf Menschen positiv veränderte.
    Ich war tief beeindruckt. Nicht wenige seiner ehemaligen Patienten, die er behandelt hatte, kamen Monate später zurück, um sich bei ihm zu bedanken. Sie sagten ihm, es gehe ihnen gut, sie hätten Arbeit und würden eine Familie gründen. Der Arzt selber war eher niedergeschlagen. Er fragte sich frustriert, warum niemand sonst durch Äthiopien reiste und es sich zur Aufgabe machte, den Menschen zu helfen, wo der Aufwand doch so gering war. Die Ärzte der Non-Profit-Organisation führten jeden Tag unter Einsatz von Hochtechnologie anspruchsvolle, teure Operationen durch, um einige wenige Deformierungen zu korrigieren. Ich rechnete mir das aus. An einem wirklich guten Tag operierten sie durchschnittlich vier Patienten zu Operationskosten von 600
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