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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen
Autoren: William Napier
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1. DAS STADTFEST VON MARGUS
    Am Südufer der Donau, Anno Domini 449
    E in Morgen im Frühsommer. Gemächlich windet sich der breite Strom durch die fruchtbaren Ebenen Moesias nach Osten, auf das Schwarze Meer zu. Ein Flickenteppich aus Acker- und Weideland, alten Wäldern sowie blühenden Obstgärten in der Nähe der Stadt. Aus den Bergen kommend strömt die March, ein kleinerer Fluss, in Richtung Norden und mündet schließlich in die majestätische Donau.
    Metallisch grün schillernd sausen dicht über der Wasseroberfläche Libellen dahin, Kolonnen winziger Wassermücken tanzen in der lauen Frühsommerluft auf und ab. Weiden und Erlen säumen das Flussufer. Schwarzpappeln lassen ihre wolligen weißen Samen in Wölkchen auf das Wasser hinabregnen, wo sie sich um sich selbst drehen und weiter flussabwärts getragen werden. Silbrig glänzende Elritzen huschen in den Untiefen dahin, zwischen den braunen Felsen tummeln sich Forellen und hübsch getüpfelte Äschen. Im Wasser spiegeln sich leicht gebeugte Sumpfdotterblumen, die Wiesen ringsum sind übersät mit leuchtend gelben Ringelblumen und Schwertlilien. Es herrscht tiefe Stille. Nur der Wind raschelt im Schilf, und vereinzelt ist das Piepsen eines Entleins zu vernehmen, das aufgeregt mit den kleinen Stummelflügeln schlägt, um übers Wasser zu seiner Mutter zurückzuflitzen.
    Ein Morgen Anfang Mai, und hier in den Flussauen ist die Natur so friedlich und heiter, dass man sich in den Garten Eden zurückversetzt fühlen könnte, lange vor dem Sündenfall.
    Jetzt fällt der Schatten eines Fischreihers aufs Wasser, lautlos und in geringer Höhe dahingleitend. Mit kalten, gefühllosen gelben Augen hält er in der Tiefe unter sich nach Beute Ausschau.
    * * *
    Nähert man sich dem Städtchen Margus mit seinen alten Mauern und dem Kirchturm mit der einsamen eisernen Glocke, sind Stimmen und die geschäftigen Geräusche von Menschen zu vernehmen. Nackte Kinder, braun und glänzend wie Kiesel, tummeln sich lachend im flachen Wasser am Ufer, wo sie aus Schabernack die hölzernen Fischreusen öffnen und die schon gefangenen Fische in die Freiheit entkommen lassen. Frohes Gelächter schallt über die Straßen und dann auch über die Wiesen vor den Mauern der Stadt, die mit bunter Farbenpracht geschmückt und von einem Sprachengewirr vieler verschiedener Völker erfüllt sind. Hier wird gerade das große, berühmte Stadtfest von Margus begangen.
    Es ist ein riesiges, lärmendes, vielsprachiges Lager, das vor Tatkraft, Unternehmungsgeist und auch Habgier nur so summt und brummt. Weit offen stehende Zelte aus Leinwand, bunte Markisen, Verkaufsstände aus geschnitztem und bemaltem Holz. Menschen, die kaufen und verkaufen, zungeschnalzend und mit einer ganz eigenen Sprache aus Gesten, Augenzwinkern und Handzeichen. Käufer, die bedächtig aus ihren Gewändern abgewetzte Lederbeutel hervorkramen, und Verkäufer, die prüfend in Geldstücke beißen – es sind viele Bronzemünzen in Umlauf, die mit Arsen gespült wurden, damit sie wie Silber aussehen. Pelzhändler aus dem hohen Norden, von jenseits der Grenzen des Römischen Imperiums, die Felle von Bären und Mardern, Bibern und Zobeln feilbieten. Singvögel mit glänzenden Augen, die in ihren weidengeflochtenen Käfigen um die Wette trillern. Mädchen, die Wein in einfachen Holzbechern direkt vom Fass anbieten, daneben regelrechte Garküchen und Schänken unter aufgespannter Leinwand. Überall der Duft von geräuchertem Fisch und schmurgelndem Fleisch. Auch Taschendiebe sind natürlich unterwegs, die es auf Betrunkene und unachtsame Besucher abgesehen haben, und Frauen, die hier Ausschau halten nach einem Ehemann – oder wenigstens nach klingender Münze. Leichtfüßig, hüftenschwingend und mit verführerischem Augenaufschlag stolzieren sie zwischen den Männern umher, die in Grüppchen beisammenstehen.
    Weiter abseits der warme, durchdringende Geruch von Vieh in bretterumzäunten Pferchen. Viehhändler, Schafshändler, die sich in ihrer ganz eigenen Sprache und Zahlensymbolik verständigen und ihre Verkäufe mit kaum wahrnehmbarem Kopfnicken und Zwinkern abschließen. Überall ist die Luft erfüllt von Begrüßungen und Flüchen, Scherzen und wüsten Zoten, den hellen Stimmen aufgeregter Kinder, dem Schnattern von Gänsen und dem Gezeter eines einzelnen Affen in einem Käfig. Er stammt aus dem Land der Nubier, wie der Verkäufer wenig überzeugend behauptet. Der Affe streckt immer wieder die Hand durch die Käfiggitter und
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