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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd
Autoren: Florian Homm
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einer erstklassigen Analyse muss genau bestimmt werden, welche Therapien bei geringstmöglichen Stückkosten die größten gesundheitlichen Nutzen für die Patienten und die größten wirtschaftlichen Nutzen für die betreffende Region beziehungsweise das Land bieten. Die Analysesoftware muss hochdynamisch und leicht skalierbar sein. Glücklicherweise bietet die WHO für viele Krankheiten nützliche Informationen über die Behandlungskosten nach Nationen und Regionen. Zweifellos sind diese Informationen weder optimal noch vollständig, aber sie sind ein guter Ausgangspunkt. Ich weiß, wie die Analyse beschaffen sein muss, aber MIM wird sehr kompetente Programmierer brauchen, damit die Software die richtigen Ergebnisse liefert.
    Beschaffung, Lagerung und Vertrieb werden weitere zentrale Erfolgsfaktoren sein. Es liegt auf der Hand, dass MIM bei Pharmakonzernen, Regierungen, NGOs und medizinischen Verbänden um Medikamenten- und Impfspenden werben wird. Allerdings werden wir je nach Gelegenheit auch große Chargen an stark rabattierten Medikamenten und Impfstoffen kaufen. Es wird ganz entscheidend darauf ankommen, mit Pharmakonzernen und Organisationen, die die Medikamente lagern, vertreiben und lokal anwenden, strategische Beschaffungsvereinbarungen zu erzielen. Marketing und Fundraising sind der Kern jeder erfolgreichen Non-Profit-Initiative. Es gibt zahlreiche vielversprechende Wege zur Maximierung der Spenden sowohl von Institutionen als auch von Privatpersonen. Wir werden alle unsere Spender wie Superstars behandeln, denn jeder Einzelne ist ein Lebensretter. Unsere Spender werden unvergleichliche emotionale Renditen auf ihr Engagement und eine ausgezeichnete PR erhalten. Wir werden gemeinnützige Aktivitäten für Highschool- und College-Studenten auf der ganzen Welt veranstalten. Die Botschaft von MIM in die Welt zu tragen ist ein Kinderspiel.
    Die Organisation selbst muss möglichst schlank sein, um zu gewährleisten, dass der höchstmögliche Prozentsatz der Einnahmen der Patientenbehandlung zugutekommt. Meine wichtigen Unternehmen waren auch stets die schlanksten und profitabelsten Organisationen der jeweiligen Branche. Meine Mission lautet, eine der kostengünstigsten, effektivsten Beschaffungs-, Vertriebs- und Allokationsstrukturen auf dem Gebiet der karitativen Medizin zu schaffen. Alternativ denke ich darüber nach, mit hocheffizienten Non-Profit-Organisationen zusammenzuarbeiten, wie zum Beispiel die Brother’s Brother Foundation, um zu gewährleisten, dass die Medikamente auf effektivstmögliche Weise an die Endempfänger gelangen.
    Seien Sie versichert, dass MIM seine administrativen Kosten streng überwacht. Unsere Spender müssen wissen, dass weniger als zehn Cent für Betriebskosten und Verwaltung ausgegeben werden, sobald wir die kritische Größe erreicht haben. Diese Gewissheit wird ihre Spendenbereitschaft fördern. Angesichts meines umstrittenen Images müssen Transparenz, Rechenschaftslegung und die ethischen Standards die höchsten der Wohltätigkeits­industrie sein. Jeder vorstellbare und potenzielle Interessenkonflikt muss vermieden werden. Wir müssen unbefleckter sein als die Jungfrau Maria.
    Ich würde dieses Vorhaben wirklich gerne realisieren. Ich habe noch gut 25 produktive Jahre vor mir. Hoffentlich wird in naher Zukunft kein internationaler Haftbefehl gegen mich erlassen; hoffentlich bekomme ich keine Kugel in den Kopf, werde entführt oder verrotte in irgendeinem Gefängnis. Das würde die Entwicklung dieser karitativen Initiative schwer behindern. Auch sollte ich möglichst nicht in jahrelange Gerichtsverfahren verwickelt sein, die mich für Monate von der Arbeit abhalten. Die meisten Menschen würden mir angesichts meines schlechten Rufes davon abraten, über diese Idee auch nur nachzudenken. Auf der anderen Seite glaube ich, dass ich meine Bekanntheit und meine Medienpräsenz dazu nutzen kann, für ein positives Anliegen zu werben. Mir gefällt die Vorstellung, mich wie Phönix aus der Asche zu erheben. Falls ich nicht effektiv bin und sich eine geeignetere Person für diese Aufgabe finden lässt, werde ich gerne beiseitetreten.
    Ich freue mich darauf, zu reisen. Die Arbeit in Armutsregionen reinigt die Seele und fördert die eigene Dankbarkeit. Außerdem gibt es viele Länder, die ich gerne kennenlernen würde. Ich bin noch nie in Äthiopien, in der Darfur-­Region im westlichen Sudan, in Eritrea, Sierra Leone, Sri Lanka, Papua-Neuguinea und vielen anderen Regionen und Ländern
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