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Alles, was ich will, bist du

Alles, was ich will, bist du

Titel: Alles, was ich will, bist du
Autoren: Abby Green
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1. KAPITEL
    Als Rocco de Marco sich umschaute, durchströmte ihn tiefe Befriedigung. Er befand sich in einem wunderschönen Raum in einem weltbekannten Museum, mitten im Herzen der Weltstadt London. Das Design stammte von einem berühmten französischen Art-déco-Künstler. Aus der ganzen Welt reisten Kunstliebhaber an, um die atemberaubenden Buntglasfenster zu bewundern.
    Die heute hier versammelten Menschen waren nicht weniger exklusiv: hochrangige Politiker, bekannte Intellektuelle, Filmstars und steinreiche Sponsoren, die den Börsenmarkt mit einem Fingerschnippen oder dem Heben einer Augenbraue kontrollierten.
    Er gehörte zur letzten Kategorie. Mit zweiunddreißig Jahren hatte er es bis ganz an die Spitze geschafft. Allgemein wurde ehrfürchtig spekuliert, wie er in dieser kurzen Zeit in eine so unerreichbare Position gelangen konnte.
    In diesem Augenblick fing er quer durch den Raum den Blick einer eleganten, aristokratischen Blondine auf. Ihr glänzendes Haar trug sie im Nacken zu einem klassischen Knoten aufgesteckt. Als er sie anschaute, erwärmte sich der hochmütige Ausdruck ihrer blauen Augen. Rocco bemerkte, dass auf ihren sorgfältig geschminkten Wangen nicht der kleinste Hauch echter Farbe zu sehen war. Von Kopf bis Fuß trug sie schimmerndes Schwarz. Er wusste genau, dass sie härter war, als die Diamanten an ihrem Hals und ihren Ohren. In einer kleinen, aber vielsagenden Geste lächelte sie ihm zu und hob ihr Glas.
    Triumph durchfuhr Rocco, als er ihr ebenfalls zuprostete. Die Aussicht, eine Frau von so makelloser Geburt zu umwerben, machte ihn an. Dies war der Augenblick! Endlich hatte er alles erreicht, wofür er so lange und so hart gekämpft hatte. Er hatte nie gewagt, sich vorzustellen, dass er jemals eine derartige Position erlangen würde – Gastgeber für eine erlesene Schar wie die hier Anwesenden. Und bald würde er ganz und gar zu ihrem Kreis gehören.
    Er war in den Elendsvierteln einer italienischen Stadt aufgewachsen. Damals war er kaum mehr gewesen als ein Straßenkind. Ohne jeden Ausweg. Aber jetzt hatte er endlich die Schande seiner Kindheit weit hinter sich gelassen.
    Sein eigener Vater hatte ihn angespuckt, und er musste mit ansehen, wie seine Halbschwestern ohne einen einzigen Blick an ihm vorübergingen. Aber er hatte sich aus dem Elend bis ganz nach oben gekämpft, mit Mut und Entschlossenheit und seinem mittlerweile schon berüchtigten Verstand. Bis heute kannte niemand hier seine Vergangenheit.
    Rocco stellte sein leeres Glas auf das Tablett eines Kellners und lehnte ein frisches ab.
    Er musste all seine Sinne beisammenhalten, dieser Leitspruch gehörte mittlerweile zu ihm, als wäre er in seine Haut tätowiert. Für eine Sekunde dachte er zurück an die grobe Tätowierung, die er jahrelang getragen hatte. Seine Haut prickelte bei der unangenehmen Erinnerung. Direkt nach seiner Ankunft in London vor fünfzehn Jahren hatte er das verräterische Tattoo entfernen lassen.
    Mit einem Schulterzucken schüttelte er seine Gedanken ab. Jetzt würde er allen hier zeigen, dass Miss Honora Winthrop ihm gehörte. Für einen winzigen Moment hatte er plötzlich das Gefühl zu ersticken, aber er kämpfte es rasch nieder.
    Er war genau dort, wo er sein wollte. Für diesen Platz habe ich hart gekämpft, sagte er sich ärgerlich. Woher kam jetzt plötzlich das Bedürfnis, sich einfach umzudrehen und wegzulaufen?
    Während er sich wieder sammelte, fiel sein Blick auf eine einsame Gestalt. Eine weibliche Gestalt. Sie war nicht halb so glamourös und verführerisch wie die anderen Frauen im Raum. Ihr Kleid saß schlecht, das Haar war ein langes, wildes, leuchtend rotes Gewirr und verlieh ihr etwas Ungezähmtes, das irgendetwas tief in ihm ansprach.
    Rocco vergaß, was er eigentlich vorgehabt hatte. Er konnte seine Augen nicht von der seltsamen Fremden lösen.
    Bevor er selbst begriffen hatte, was er tat, bewegte er sich in ihre Richtung …
    Gracie O’Brian versuchte, ganz ungezwungen und selbstsicher auszusehen, so als wäre sie ständiger Gast auf Londons glamourösesten Partys.
    In Wahrheit war sie es allerdings mehr gewohnt zu kellnern, und zwar an weitaus weniger vornehmen Orten. An Orten, wo Männer sie wie selbstverständlich ins Hinterteil zwickten und ihr unhöfliche Bemerkungen über ihre zu klein geratene Oberweite zuriefen.
    Ein hart erarbeiteter, aber mäßiger Universitätsabschluss in Kunstwissenschaften ist in der heutigen Berufswelt nichts mehr wert, dachte sie bitter. Sie
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