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Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen
Autoren: Max Kruse
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chinesisch eingeredet wird, obwohl er kein Wort davon versteht.
    »Es ist ein schönes Kaufhaus«, sagte Pips. »Ich habe von Onkel Pitt immer Lutschbonbons geschenkt bekommen.«
    »Aha!« sagte Totokatapi. Aber er wurde davon auch nicht klüger.
    »Das beste wird sein, wenn wir den Brief lesen!« sagte das Kamel.
    Dok übergab Totokatapi den Briefumschlag. Der drehte ihn erst mehrfach in der Hand herum, betrachtete die Vorder- und die Rückseite...
    »Nun mach ihn schon auf!« rief Pips.
    »Er ist noch so ordentlich!« sagte der Minister für Angelegenheiten des angenehmen Lebens. Er steckte aber doch die Spitze seines Dolches, den er im Gürtel trug, in den Umschlag, schlitzte ihn auf, faltete das weiße Blatt auseinander und las den Brief.
    Dann faltete er das Blatt wieder zusammen und steckte es in den Umschlag zurück.
    »Ich brauche kein Kaufhaus!« meinte er.
    »Natürlich nicht!« sagte Dok. »Das Kaufhaus braucht dich. Es braucht jemanden, dem es gehört, jemanden, der Fräulein Suchviel sagt, was sie machen muß.«
    »Ich mag niemanden, dem ich sagen muß, was er machen soll. Ich bin Minister für Angelegenheiten des angenehmen Lebens.«
    »Das ist es ja, was ich vorhin meinte!« sagte Dok. Er seufzte und faltete ergeben die Hände. »Der arme Rechtsanwalt Schlau. Ich glaube, das überlebt er nicht.« »Und ich überlebe das Kaufhaus nicht«, sagte Totokatapi. »Ich möchte hier bleiben, in Ruhe leben und abends auf meinem Cello spielen. Ich habe nämlich Cello spielen gelernt.«
    Das Kamel nickte verträumt mit dem Kopf, und der Sultan sagte: »Es ist wundervoll, Totokatapi spielt sehr angenehm.«

Löwe — und ein Krokodil

    In genau diesem Augenblick öffnete sich die Saaltür, und ein großes gelbes Tier mit einer mächtigen Mähne kam herein.
    »Oh, Löwe«, rief Pips.
    »Hallo, kleines Mädchen«, brummte Löwe.
    »Alles gesund?« fragte Dok. »Die Zähne, die Ohren, die Mandeln, der Magen?«
    »Manchmal schlafe ich schlecht!« sagte Löwe. »Aber das kommt wohl von den vielen Sorgen, die ich jetzt als Polizeipräsident habe. Es ist nicht einfach, auf alles gleichzeitig aufzupassen. Es sind entschieden zuviel Menschen überall — besonders im Basar. Man kann sie kaum im Auge behalten. Heute hat Jussuf, der Schlingel, doch wieder versucht, Orangen zu stehlen. Ja, und jetzt kommen auch noch so viele Fremde dazu.«
    »Soso?« sagte das Kamel und runzelte die Stirn.
    »Mich hat heute einer angesprochen«, fuhr Löwe fort. »Ein ganz merkwürdiger Herr. Trug einen graukarierten Anzug und einen Zylinder. Und führte ein Krokodil an der Hundeleine.«
    »Igitt«, sagte das Kamel.
    »Merkst du was?« sagte Wu zu Schipp und fragte Löwe: »Fuhr er in einer Riesenzigarre durch die Luft?«
    »Unsinn, er drängte sich mit seinem Krokodil durch die Menschenmenge. Der Geschmack der Menschen bei Haustieren ist nicht der allerbeste.«
    Dok sagte: »Ich glaube, in unserem Zoo hätte noch ein Krokodil Platz.«
    »Da würde es auch am besten hinpassen!« sagte Löwe. »Ich habe dem graukarierten Herrn befohlen, für das Krokodil einen Maulkorb zu kaufen. Darüber hat es sich furchtbar geärgert.«
    »O bitte, Löwe«, raunte Wu ihm leise zu, »würdest du in meiner Nähe bleiben?«

    »Ph«, machte Schipp und sagte: »Ich würde das Krokodil mit dem Maulkorb an der Hundeleine zu gerne einmal sehen.«
    »Du wirst dazu Gelegenheit haben«, sagte Löwe. »Der graukarierte Herr will nämlich dem Sultan seine Aufwartung machen. Er will ihn besuchen, ihm die Hand geben, ihm guten Tag wünschen, ihn fotografieren, damit er zu Hause damit prahlen kann, daß er den Sultan persönlich kennt.«
    »Es ist anstrengend, Sultan zu sein«, seufzte der Sultan.
    Pips klatschte in die Hände und rief: »Vielleicht ist das Krokodil in Wirklichkeit sehr nett und sehr unglücklich darüber, daß niemand es mag und schön findet?«
    »Aber«, fragte Kim, »was wird aus Totokatapis Kaufhaus?«
    »Seit wann hat Totokatapi etwas so Wundervolles wie ein Kaufhaus?« Löwe war erstaunt.
    »Du findest ein Kaufhaus wundervoll?« fragte Totokatapi.
    »Natürlich«, brummte Löwe. »Damals, als ich noch im Zoo eingesperrt war, unterhielten sich viele Leute vor dem Gehege über das, was sie alles im Kaufhaus gekauft hatten oder kaufen wollten, weil es so hübsch im Schaufenster aussah. Daher weiß ich, daß es dort viele Dinge gibt, die Menschen brauchen oder gerne haben, und viele Dinge, mit denen man Kinder und kleine Mädchen beschenken
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