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Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen
Autoren: Max Kruse
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steckte den Zeigefinger in ihr Taschentuch und fuhr Mister Knister damit rasch über die Backe, so, wie es eine Mutter macht, wenn sie sehen will, ob ihr Kind sauber gewaschen ist. Ritsch — da erschien ein weißer Streifen auf der Backe, und das Taschentuch hatte einen schwarzen Fleck.
    »Verhaftet — Schluß — Bums!« sagte Poch und trat auf Mister Knister zu.
    Da sagte der Herr mit dem roten Kopf: »Ganz gleich... Das Kaufhaus gehört jedenfalls mir. Ich habe es eben gekauft und bezahlt.«
    »Wir sind zu spät gekommen!« meinte Kim enttäuscht.
    »Unsinn«, sagte Poch. »Was dem Dieb nicht gehört, kann er auch nicht verkaufen. Sie bekommen Ihr Geld wieder.«
    »Vielleicht wollen Sie mein Geschäftsführer werden?« fragte Totokatapi.
    »Her mit dem Geld!« sagte Poch mit drohender Stimme zu Mister Knister.
    Aber — der war nicht mehr da. Während die anderen sich unterhalten hatten, war er mit einem Satz aus dem Fenster gesprungen — genau hinter das Steuer von Pochs altem grünen Auto.
    »Hätte ich ihn doch gefressen!« brüllte Löwe.
    Der Motor des Autos heulte auf, Mister Knister jagte durch die Straßen der kleinen Stadt Irgendwo.
    »Ihm nach!« befahl Poch.
    Löwe sprang aus dem Fenster und setzte sich auf die Fährte des Fliehenden. Ra schwang sich in die Luft, die anderen zeigten, daß sie laufen konnten — die Treppe krachte fast zusammen unter all den stolpernden und polternden Füßen. Poch war sein Säbel sehr hinderlich. Er schwang ihn schließlich in der Hand. Totokatapi sauste wie noch nie in seinem Leben. Dok geriet außer Atem, Pips’ Zöpfe flogen, Kim entwickelte sich zu einem Weltrekordläufer, das Kamel galoppierte allen voran, gleich hinter Löwe, und der Sultan stolperte in seinen roten Pantoffeln hinterher.
    Es war eine wilde Jagd durch die Gassen und um die Häuserecken, übers freie Feld und über die Landstraße.

    Aber vergeblich. Das alte grüne Auto des Polizisten war schneller. Mister Knister erreichte die Bucht, wo das Kro-zeppon ankerte, lange vor ihnen.
    Höhnisch rief er, als er aus dem Auto sprang: »Ich hetze das Krokodil auf euch!«
    Doch jetzt war er der Genarrte. Statt des Krokodils fand er nur einen alten Baumstamm. Er fluchte laut. Aber das nützte nichts. Er gab dem Baumstamm mit der Fußspitze, sozusagen stellvertretend für Krodi, einen heftigen Kick, sauste in die Höhle, ergriff den Koffer mit dem geraubten Geld und spurtete zum Krozeppon.
    Da sah er Löwes Kopf über dem Hügelrand der Bucht auftauchen.
    Rasch riß er den Strick, der das Krozeppon an der Wurzel festhielt, ab und sprang in den Korb.
    Das Krozeppon schwankte. Langsam stieg es in den hellen Himmel. Mister Knister beugte sich über den Korbrand, winkte und rief zu der enttäuschten Gesellschaft hinunter: »Haha! Da müßt ihr euch schon mehr anstrengen, wenn ihr mich fangen wollt!«
    »Oje, der ist weg!« jammerte der Polizist Poch.
    »Hätten wir nur den fliegenden Teppich hier!« seufzte der Sultan.
    »Oder mein gutes, rotes Flugzeug«, sagte Dok enttäuscht.
    Da hörten sie es plötzlich von hoch oben ganz unerwartet krächzen.
    »Achtung, Achtung! Ich bin hier oben! Ich, Ra. Ich hacke jetzt ein Loch in die Ballonhülle, dann entweicht das Gas, und das Ding sinkt zu Boden!«
    »Hurra, Ra!« rief man ihm von unten zu.
    »Mein Allerbester!« jauchzte Pips.
    »Ist es vielleicht mein Fehler, daß Hunde nicht fliegen können?« knurrte Wu.
    Sie sahen, wie Ra sich an die Ballonhülle klammerte und mehrmals mit seinem scharfen Schnabel zustieß. Dann hörten sie einen pfeifenden, langen Ton, und je mehr es pfiff, um so tiefer sank das Krozeppon. Mister Knister versuchte sich zu retten, indem er alles an Ballast abwarf, was er nur bei sich hatte: Sandsäcke, seine Jacke und Schuhe, seine Uhr, schließlich sogar den Koffer mit dem Geld.

    Aber vergeblich. Der zigarrenartige Ballon war nur noch eine hohle, flatternde Stoffhaut.
    Der Korb setzte unsanft auf dem Boden auf, die leere Ballonhülle schwankte herab und legte sich schwer über Mister Knister.
    Er war gefesselt und gefangen. Der Polizist Poch brauchte ihn nur noch hervorzuziehen und ihm Handschellen anzulegen.
    Später wurde auf dem Marktplatz der kleinen Stadt Irgendwo ein großes Fest gefeiert, mit Lampions und Blasmusik — der Polizist Poch hatte jedem seinen geraubten Besitz aus Mister Knisters Koffer zurückgegeben.
    Der Herr mit dem roten Kopf, der jetzt Geschäftsführer von Totokatapis Kaufhaus war, ließ viele rote Luftballons in
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