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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr
Autoren: Jojo Moyes
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    Prolog
    2007
    A ls er aus dem Bad kommt, ist sie wach, hat sich gegen das Kopfkissen gelehnt und blättert durch die Reiseprospekte, die neben seinem Bett gelegen haben. Sie trägt eines seiner T-Shirts, und ihr langes Haar ist auf eine Art zerzaust, die ihn unwillkürlich an die vergangene Nacht denken lässt. Er steht im Schlafzimmer und genießt die Erinnerung, während er sich mit einem Handtuch die Haare trocken rubbelt.
    Sie schaut von einem Prospekt auf und zieht einen Schmollmund. Sie ist ein bisschen zu alt, um einen Schmollmund zu ziehen, aber sie sind erst so kurz zusammen, dass er es noch süß findet.
    « Müssen wir unbedingt einen Berg besteigen oder über einer Schlucht baumeln? Das ist unser erster richtiger Urlaub zusammen, und hier drin gibt es keine einzige Reise, bei der man sich nicht entweder irgendwo runterstürzen oder», sie tut so, als würde sie erschauern, « Fleecejacken tragen muss.»
    Sie wirft die Prospekte aufs Bett und streckt ihre karamellfarbenen Arme über dem Kopf. Ihre Stimme ist belegt, weil sie so wenig geschlafen hat. «Wie wär’s mit einem Luxus-Spa in Bali? Da könnten wir am Strand faulenzen … uns stundenlang verwöhnen lassen … lange, entspannende Nächte …»
    «So ein Urlaub ist nichts für mich. Ich muss was tun.»
    «Zum Beispiel aus Flugzeugen springen.»
    «Probier’s doch erst mal aus, bevor du es ablehnst.»
    Sie zieht ein Gesicht. «Wenn es dir nichts ausmacht, bleibe ich lieber gleich bei der Ablehnung.»
    Sein Hemd liegt nach dem Duschen mit einem Hauch Feuchtigkeit an seiner Haut. Er fährt sich mit einem Kamm durchs Haar, stellt sein Handy an und zuckt angesichts der langen Liste neu eingegangener Nachrichten, die sich durch das kleine Display schiebt, leicht zusammen.
    «Okay», sagt er. «Ich muss los. Du nimmst dir was zum Frühstück, ja?» Er beugt sich über das Bett und küsst sie. Ihr warmer Körper riecht ganz leicht nach Parfüm und sehr sexy. Er atmet den Duft durch ihr Haar ein und lässt sich ablenken, als sie ihm die Arme um den Nacken legt und ihn zu sich herunterzieht.
    «Fahren wir dieses Wochenende wirklich zusammen weg?»
    Widerstrebend macht er sich von ihr los. «Kommt darauf an, wie der Deal läuft. Zurzeit hängt alles ein bisschen in der Luft. Es kann immer noch sein, dass ich nach New York muss. Aber auf jeden Fall können wir am Donnerstagabend irgendwo schick essen gehen. Du darfst das Restaurant aussuchen.» Er greift hinter der Tür nach seiner Motorradkombi aus Leder.
    Sie verengt die Augen. «Abendessen. Mit oder ohne Mr. Blackberry?»
    «Was?»
    «Wenn Mr. Blackberry mitkommt, fühle ich mich wie das fünfte Rad am Wagen.» Sie zieht wieder ihren Schmollmund. «Als müsste ich mit jemand anderem um deine Aufmerksamkeit konkurrieren.»
    «Ich stelle ihn auf lautlos.»
    «Will Traynor!», schimpft sie. «Es muss doch möglich sein, dass du das Ding einmal ausstellst.»
    «Das habe ich doch gerade erst heute Nacht gemacht, oder etwa nicht?»
    «Aber erst nach heftiger Nötigung.»
    Er grinst. «So nennt man das also heutzutage?» Er steigt in seine Lederhose. Der Bann ist gebrochen. Er nimmt die Motorradjacke und wirft ihr im Hinausgehen noch eine Kusshand zu.
    Auf seinem Blackberry sind zweiundzwanzig neue Nachrichten, von denen die erste nachts um 3:42 Uhr aus New York gekommen ist. Ein juristisches Problem. Er fährt mit dem Lift zum Parkhaus im Untergeschoss und versucht, sich einen Überblick über die Nachrichten zu verschaffen.
    «Morgen, Mr. Traynor.»
    Der Wachmann tritt aus seinem Häuschen. Es ist wetterfest, obwohl es hier unten kein Wetter gibt, vor dem man sich schützen müsste. Will fragt sich manchmal, was der Wachmann nach Mitternacht noch zu tun hat, außer auf den Bildschirm der Videoüberwachung und die glänzenden Stoßstangen von 60000-Pfund-Autos zu starren, die niemals schmutzig werden.
    Er streift die Lederjacke über. «Wie ist es draußen, Mick?»
    «Schrecklich. Es gießt in Strömen.»
    Will hält inne. «Wirklich? Also kein Wetter zum Motorradfahren?»
    Mick schüttelt den Kopf. «Nein, Sir. Es sei denn, Sie haben ein Schlauchboot im Gepäck. Oder Selbstmordgedanken.»
    Will betrachtet sein Motorrad, dann legt er die Ledermontur ab. Auch wenn Lissa es anders sieht, er ist kein Mann, der unnötige Risiken eingeht. Er schließt den Motorradkoffer auf dem Gepäckträger auf, legt die Ledermontur hinein, schließt wieder ab und wirft die Schlüssel Mick zu, der
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