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Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen
Autoren: Max Kruse
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Schlüsselbund mit dem Schnabel vom Haken und flatterte zum Fenster hinaus. Dok schloß das Zootor auf, und gemeinsam schlichen sie über den knirschenden Kies zum Löwengehege.
    »Löwe, ich habe Hilfe geholt«, sagte Ra, der vorausgeflattert war.
    »Natürlich Pips!« brummte Löwe gerührt.
    »Umarmt euch später«, kläffte Wu leise.
    »Und wo ist die Krokodildame?« fragte das Krokodil.
    »Du mußt bis morgen früh warten«, sagte Dok. »Man kann nachts keine Dame besuchen. Ich schließe das Löwenhaus auf, Löwe kommt raus, wir nehmen auch seine Kiste mit, und das Krokodil nimmt seine Stelle ein. Morgen früh wird es der Wächter zu der Krokodilin ins Gehege lassen.«
    »Warum nicht heute abend?« fragte Krodi enttäuscht.
    Es war keine Zeit für lange Gespräche. Dok drängte zur Eile. Löwe kroch aus dem Löwenhaus, Dok, Kim und Pips schleppten die Kiste, und das Krokodil schlüpfte in den Käfig. Dann schloß Dok wieder ab.
    Rasch schlichen sie zum Eingangstor zurück. Sie hatten es gerade hinter sich geschlossen, und Ra hatte den Schlüssel hinter dem Wächter, der immer noch las, an den Haken gehängt, da sahen sie seine Frau mit der Vespertasche kommen. Eilig versteckten sie sich.
    »Guten Abend«, sagte die Frau des Wächters. »Hier ist der Kaffee. Und jetzt will ich gleich mal den Rundgang für dich machen.« »Nanu?« sagte der Wächter. »Du warst doch eben erst da und hattest Schnupfen...?«
    »Du hast geträumt!« meinte seine Frau.
    »Guck vor allem nach, ob der Löwe noch da ist«, rief ihr der Wächter verblüfft nach.
    Er hatte kaum drei Zeilen weitergelesen, als er seine Frau schreiend zurückkommen hörte.
    »Ein Krokodil sitzt im Löwenhaus! Ein Krokodil...«
    »Ein Gespenst — es ist doch ein Gespenst!« jammerte der Zoonachtwächter. »Erst ein Teppich, dann ein Kamel und nun ein Krokodil. Keinen Schritt gehe ich mehr aus der Stube. Schließ die Fenster und Türen. Huhu — ein Gespenst!«
    Dok und seine Freunde waren schon unterwegs nach Hause. Es war eine richtige Karawane, die durch die Straßen der kleinen Stadt Irgendwo zog. Löwe trug auf seinem Rücken die Kiste, die rechts und links von Kim und Pips gestützt wurde, damit sie nicht herunterfiel. Auf ihr saß Ra, der schon soviel geleistet hatte. Es war ein Aufbau — fast wie bei den Bremer Stadtmusikanten. Alle freuten sich auf die erstaunten Gesichter, die der Sultan, Totokatapi und das Kamel machen würden, wenn sie ihnen ihren Polizeipräsidenten Löwe wiederbrachten.

    Aber — sie fanden ein leeres Haus vor. Sogar der fliegende Teppich war weg.
    Doch weil sie alle müde waren, machte Dok den Vorschlag, erst einmal gründlich auszuschlafen.
    Und das taten sie.

Dok hat ein schlechtes Gewissen

    Sie erwachten am nächsten Morgen ziemlich spät.
    Wu war früher aufgestanden; er hatte sich so seine Gedanken gemacht und das ganze Haus durchschnüffelt.
    »Die Sache ist nämlich die«, sagte er, »wenn der Sultan, Totokatapi und das Kamel Langeweile bekommen hätten und auf ihrem Teppich wieder nach Sultanien zurückgeflogen wären, dann hätten sie ein Ding gemacht und zwei andere nicht.«
    »Und das wäre?«
    »Erstens hätten sie uns einen Abschiedsbrief geschrieben.«
    »Ph«, machte Schipp. »Bei einem Sultan kann man das nie wissen.«
    »Bei unserem schon«, meinte Dok. »Das wäre das eine, was sie gemacht hätten. Und was sind nun die beiden anderen Dinge, die sie nicht gemacht hätten?«
    Wu war sehr stolz darauf, daß er soviel Aufmerksamkeit erregte. Er sprang deshalb auf den Stuhl und stützte die Vorderpfoten auf den Tisch. »Die zwei anderen Dinge sind: Erstens, sie hätten ihr Gepäck nicht hiergelassen, es steht aber noch immer unten an der Eingangstür, und zweitens hätten sie Löwe nicht allein und gefangen im Zoo gelassen.«
    »Das stimmt!« sagte Löwe. »Sie sind also noch hier.«
    »Ja, aber wo sind sie dann?« fragte Pips. »Wir müssen es sofort herausfinden. Auf die Suche!«
    »Halt«, rief Dok. »Es ist nicht gut, wenn der Räuber jetzt schon erfährt, daß wir alle da sind. Er soll glauben, daß wir noch auf der Leuchtturminsel gefangen sind. Jemand, den er nicht kennt, soll erst einmal wegfliegen und in Erfahrung bringen, was los ist.«
    »Sagtest du fliegen?« fragte Ra und plusterte sich stolz.
    »Ich sagte fliegen und meinte dich!« sagte Dok. »Ra fliegt, und ihr bleibt alle hier in der Wohnung und rührt euch nicht raus. Ehrenwort!«
    »Wieso Ehrenwort?« fragte Kim. »Du bist doch hier und kannst
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