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Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen
Autoren: Max Kruse
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eingeladen, vor dem Bürgermeister zu singen«, sagte das Kamel.
    Der Sultan wollte auch etwas sagen, aber er kam nicht dazu, weil der Polizist Poch Totokatapi die Hand auf die Schulter legte und sagte: »Im Namen des Gesetzes, Sie sind verhaftet.«
    »Sehr erfreut«, antwortete Totokatapi. »Aber darf man fragen, warum?«
    »Und darf man fragen, ob man im Gefängnis etwas zu essen bekommt?« fragte das Kamel. »In diesem Fall bitte ich nämlich auch darum, verhaftet zu werden.« Es entblößte die Zähne, und der Polizist Poch sprang drei Schritte zurück, weil er nicht wußte, ob das Kamel ihn anlachte oder beißen wollte.
    »Also, alles der Reihe nach«, sagte er. »Erstens: Sie sind verhaftet, weil Sie ein gefährlicher Räuber sind. Zweitens: Es gibt selbstverständlich auch zu essen im Gefängnis. Meine Frau kocht selbst und ist berühmt für ihre gute Küche. Und drittens sind auch dieses kamelartige Tier und der Kameltreiber daneben verhaftet, weil sie verdächtigt werden, Spione zu sein.«
    »Ich bin kein Spion und kein Kameltreiber«, sagte der Sultan. »Aber mich interessiert die Kochkunst der Frau Polizeirat außerordentlich.«
    »Moment mal!« meinte Totokatapi. »Erst lassen wir uns gefangennehmen, um gut zu essen zu bekommen, und dann sind wir satt und wollen wieder raus und ärgern uns, daß wir es nicht können. Deshalb bin ich dafür, daß wir nur bei der Frau Polizeirat essen und ihr den Orden vom goldenen Sultanspantoffel verleihen und dem Herrn Polizei-Oberwachtmeister erklären, daß mein Name Totokatapi ist und daß ich der Besitzer dieses hübschen Kaufhauses bin, in dem jetzt ein gefährlicher Räuber und Betrüger sitzt.«
    »Aha!« sagte Poch. »Können Sie das beweisen?«
    »Laß uns doch erst die gute Suppe von der Frau Oberwachtmeister essen und beweise es ihm nachher!« flüsterte das Kamel Totokatapi zu.
    »Was gibt es da zu flüstern? Auseinander!« sagte Poch streng. »Haben Sie den Brief von Doktor Schlau?«
    »Nein«, sagte Totokatapi. »Das heißt, ich hatte ihn, aber nun sind keine Buchstaben mehr drauf!«
    »Aha!« sagte Poch und machte sich wieder eine Bemerkung in sein dickes Notizbuch. »Buchstaben verschwunden! Nun, das wird sich alles klären. Jetzt erst mal ab ins Gefängnis. Widerstand ist zwecklos!« Er zog seinen Säbel.
    »Ich protestiere«, sagte der Sultan. »Ich bin der Sultan von Sultanien!«
    »Ach — mir schwirrt schon der Kopf!« brummte Poch. »Also doch ein Spion. Vorwärts, im Gleichschritt — Marsch!« Sie setzten sich in Bewegung.

    »Sollen wir nun das Lied >Wie duftet schön der Suppentopf< singen?« fragte das Kamel.
    »Schnabel halten!« rief Poch.
    »Ich habe eine Schnauze!« verbesserte ihn das Kamel.
    Der Schutzmann Poch führte sie in das kleine Stadtgefängnis, und die Leute in den Fenstern winkten und lachten, denn sie fanden das alles sehr lustig. Die Frau Schutzmann Poch kochte eine gute Gemüsesuppe, und der Sultan fand sie delikat — was soviel heißen sollte wie: köstlich — , und dann schaute er aus dem vergitterten Fenster in den Hof, wo der Schutzmann Poch mit gezogenem Säbel auf und ab patrouillierte.
    Mister Knister im Büro des Kaufhauses setzte sich befriedigt in einen Lehnstuhl und legte die Füße auf den Tisch. Die Gefahr wäre erst einmal beseitigt, dachte er. In Gedanken rechnete er sich immer und immer wieder aus, wieviel Geld er wohl für das Kaufhaus bekommen werde. Er malte sich alles in den hübschesten Farben aus: Ich kaufe mir ein herrliches Haus mit einem Schwimmbad unter Palmen und gebe ein Fest nach dem anderen und rauche so viele Zigarren, wie man überhaupt nur rauchen kann. Und natürlich esse ich täglich Gänsebraten mit Klößen. Das Krokodil brauche ich nicht mehr. Ich werde es an eine Tierschau oder einen Zirkus verkaufen. Es wird mir langsam lästig.

Ra hat einen guten Gedanken

    Ra wußte nichts von dem Mißgeschick seiner Freunde. Er war wieder an die Küste geflogen und darüber hinaus übers Meer. Da er sehr hoch flog, konnte er eine weite Fläche überblicken, und da sich das Motorboot von Onkel Guckaus, in dem Dok, Kim, Pips, Wu und Schipp saßen, allmählich der Küste näherte, erspähte er es am späten Nachmittag.
    »Wie gut, daß ihr da seid!« sprudelte er los. Er hielt sich nicht mit langen Begrüßungen auf, sondern berichtete so rasch wie möglich.
    »Herrje!« sagte Pips. »Nun ist der arme Löwe wieder hinter Gittern.«
    »Und der freche Kerl mit seinem Krokodil läuft frei herum!«
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