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Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Titel: Kommissar Morry - Dunkle Maechte
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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zuweilen die Verlobungsringe hervor und betrachtete sie mit glänzenden Augen. Endlich hielt der Zug. Der junge Sergeant stieg schnell aus, eilte durch die Sperre und erreichte nach kurzer Zeit das Haus seines zukünftigen Schwiegervaters.
    „Das ist aber eine Überraschung“, rief Richard Withman erfreut aus und erwiderte den kräftigen Händedruck des jungen Mannes. „Wärest du einige Minuten früher gekommen, mein Junge, dann hättest du Patricia begleiten können. Sie ist schnell mit dem Rad zu ihrer Tante gefahren.“
    „Vor wenigen Minuten?“ entgegnete enttäuscht der junge Beamte, „schade, wenn ich das gewußt hätte, wäre ich noch schneller gelaufen. Aber weißt du was, ich fahre Patricia einfach nach, vielleicht hole ich sie noch ein.“
    „Nimm das Rad des Hausknechts“, riet ihm Richard Withman, „es steht im Stall.“
    Sofort verschwand Peter Egan, kehrte aber nach wenigen Minuten mit einem enttäuschten Gesicht zurück und sagte: „Im Stall steht kein Rad, na, dann muß ich eben zu Fuß gehen.“
    Die letzten Worte hatte ein junger Bursche vernommen, der gerade das Gastzimmer betreten hatte. Er war ein ehemaliger Schulkamerad Peter Egans, der den Sergeanten herzlich begrüßte und dann mit einer Handbewegung nach draußen erklärte: „Mein Rad steht vor der Tür, nimm es dir, Peter. Bleib aber nicht zu lange, denn in einer halben Stunde will ich weiter.“
    „Ich danke dir, Sam“, entgegnete Peter erfreut, und eilte davon.
    Der junge Sergeant trat mächtig in die Pedalen. Er kannte den Weg genau, denn er hatte mit Patricia schon einige Male deren Tante aufgesucht. Nach wenigen Minuten erreichte er die Stelle, wo das junge Mädchen niedergeschlagen worden war. Scharf bremste der junge Mann, als er das Rad Patricias auf dem Weg liegen sah. Verständnislos blickte Peter umher. Patricia mußte doch in der Nähe sein. Plötzlich durchzuckte ihn ein furchtbarer Schreck. War die Geliebte etwa vom Rad gestürzt und hatte sich verletzt? Mehrere Male rief er ihren Namen und lauschte. Unruhe packte ihn, als er keine Antwort erhielt. Das volle Mondlicht lag auf dem Weg und so entdeckte er schon nach wenigen Sekunden eine Schleifspur. Eine unerklärliche Angst befiel Peter Egan. Sein Auge hatte das leuchtende Haar seiner Braut erspäht, sie lag in einem Gebüsch. Er atmete kaum noch, als er das Mädchen entdeckte.
    Mit einem Blick sah der Sergeant, was geschehen war. Der große kräftige Mann zitterte. Alles Leid der Welt spiegelte sich in seinen Augen, als er erkannte, daß das heißgeliebte Mädchen ermordet worden war. Stöhnend sank er in die Knie, streichelte behutsam das Gesicht der Toten, wobei er beschwörend ihren Namen stammelte.
    Der junge Sergeant hatte vollkommen die Beherrschung verloren, ein Schluchzen schüttelte seinen Körper; seine Augen füllten sich mit Tränen. Ein knackendes Geräusch brachte ihn jäh in die Wirklichkeit zurück. Der Mörder hatte sich hinter ihn geschlichen und ließ den Holzhammer auf ihn herabsausen. Zwar gelang es Peter Egan noch, sich beiseite zu werfen, dennoch traf ihn der Schlag auf der rechten Schulter mit solcher Wucht, daß sein Arm wie gelähmt herabhing. Wie ein Raubtier warf sich der Unheimliche über Peter Egan, schlang seine Hände um den Hals seines neuen Opfers und drückte immer fester zu. Nach einer Weile richtete sich der Mörder auf. Erbarmungslos betrachtete er seine Opfer.
    „Nun seid ihr für immer vereint“, flüsterte er höhnisch, „das war doch euer Wunsch, nicht wahr?“
    Bevor er den Ort seiner Untaten verließ, sah er sich noch einmal prüfend um. Er schien zufrieden zu sein, denn ein selbstgefälliges Grinsen umspielte seine Lippen. Als die dröhnenden Schläge einer Kirchenuhr aufklangen, flüsterte er vor sich hin:
    „Acht Uhr, es wird langsam Zeit, daß ich verschwinde. Doch so schnell soll man die beiden nicht finden.“
    Hastig suchte er einige Äste zusammen und bedeckte damit die Toten. Dann holte er die Räder und trug sie in einen Graben. Nun erst machte er sich davon.

    *

    Mit einer unwilligen Gebärde stieß Sam das Bierglas beiseite. „Zum Teufel“, schimpfte er, „wie lange läßt mich Peter denn noch hier warten . . . jetzt ist schon eine Stunde verstrichen, wenn er in seinem Dienst auch so unpünktlich ist, wird er es nicht weit bringen.“
    „Warum schimpfst du so, Sam“, winkte Richard Withman beruhigend ab, „die beiden haben sich eine Weile nicht gesehen und da morgen die Verlobung stattfinden soll,
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