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Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Titel: Kommissar Morry - Dunkle Maechte
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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keuchender Atem wurde ihm zum Verräter. Unwillkürlich wandte sich Patricia herum, doch da war es schon zu spät. Mit einem höhnischen Auflachen raste der Unheimliche an ihr vorbei, die hocherhobene Faust mit dem Holzhammer sauste herab und prallte auf den Hinterkopf des jungen Mädchens. Wie von einem Axthieb getroffen, stürzte Patricia zu Boden und war dem Unhold wehrlos ausgeliefert, als dieser die Ohnmächtige hinter einen Wacholderstrauch zerrte. Eine Wolke schob sich vor den Vollmond, düster und verlassen lag die Landschaft da.

    *

    Peter Egan räusperte sich einige Male. Er stand vor der Tür des gefürchtetsten Beamten von Scotland Yard. Seinem Gesicht sah man es an, daß er sich nicht gerade sehr wohl in seiner Haut fühlte. Eine kleine Visitenkarte, in Manneshöhe angbracht, ließ erkennen, daß Kommissar Morry, der bekannte Kriminalist Scotland Yards, hier arbeitete. Wieder räusperte sich Peter Egan. Da ertönte auch schon die sonore Stimme Morrys: „Kommen Sie schon rein. Egan.“
    Verlegen betrat der junge Beamte den Raum. Seit einigen Wochen arbeitete er mit Kommissar Morry zusammen, er hatte den verschlossenen Mann schätzen gelernt, er bewunderte ihn sehr. Auch Kommissar Morry war dem jungen Beamten zugetan, auf ihn war Verlaß. Niemals murrte er, wenn es hieß, nächtelang durchzuarbeiten. Immer war Peter Egan von einer gleichbleibenden Freundlichkeit und bemühte sich in jeder Hinsicht, seinem Vorgesetzten gefällig zu sein. Lächelnd blickte Morry auf den jungen Sergeanten, der ihn ein wenig hilflos ansah. Unwillkürlich warf er einen Blick zu der großen Wanduhr, dann schüttelte er den Kopf, deutete auf einen Stuhl und sagte: „In einer Stunde ist erst Dienstschluß, Egan, was also führt Sie zu mir? Nehmen Sie endlich Platz, sonst nehmen Sie mir die Ruhe.“ Umständlich setzte sich der junge Sergeant. „Dürfte ich heute ausnahmsweise“, begann er stotternd, „etwas früher gehen?“
    Einen kurzen Blick warf Morry auf Peter Egan. „Ist etwas Besonderes?“ forschte er gespannt.
    „Wie man es nimmt, Herr Kommissar“, seufzte der junge Mann, „ich möchte zu meiner Braut.“
    „Was sagen Sie da?“ unterbrach ihn Morry kopfschüttelnd, „habe ich richtig gehört: Braut? Seit wann haben Sie denn eine Braut, Sergeant?“
    „Braut ist noch zuviel gesagt.“
    Spöttisch blitzte es in den Augen Morrys auf. „Also nun einmal langsam, Egan, das ist ja eine reichlich verworrene Angelegenheit, also, haben Sie nun eine Braut oder nicht?“
    „Morgen soll die Verlobung gefeiert werden“, kam es entschlossen von den Lippen des jungen Sergeanten, „und darum möchte ich Sie bitten ...“
    „Ihnen einen Vorurlaub auf die Seligkeit zu geben, was? Sie sind ja ein ganz hinterhältiger Bursche. Seit Wochen arbeiten wir zusammen und ich erfahre nur so ganz nebenbei, daß Sie sich verloben wollen. Na, meinen Segen haben Sie. Nun verschwinden Sie aber schnellstens, denn sicherlich haben Sie sich mit Ihrer Braut verabredet.“
    Mit einem Ruck erhob sich der junge Sergeant. Er sagte: „Ich danke Ihnen, Herr Kommissar.“
    Als sich Peter Egan entfernen wollte, hielt ihn Morry noch einmal zurück. „Einen Augenblick, mein Lieber. Sie haben in den letzten Wochen viele Nächte mit mir durchgearbeitet, Sie haben es sich also verdient, einmal eine Woche zu Hause zu bleiben.“
    „Kommissar Morry“, stammelte der junge Beamte überglücklich, „das ist sehr liebenswürdig von Ihnen . . .“
    „Ach, reden Sie nicht mehr so lange herum und verschwinden Sie endlich, übrigens gebe ich Ihnen noch einen Tip, gewöhnen Sie sich schnellstens Ihr Räuspern ab, sonst haben Sie bei den Gangstern bald den Beinamen ,der räuspernde Sergeant'.“
    „Es soll nicht mehr Vorkommen, Herr Kommissar“, entgegnete schuldbewußt Peter Egan, aber kaum hatte er die Worte hervorgebracht, würgte es in seiner Kehle und um zu vermeiden, daß er wieder räusperte, hustete er mehrere Male.
    „Der erste Weg zur Besserung“, lächelte ihn Morry freundlich an, „also, in einer Woche sehen wir uns wieder. Ich werde morgen nach Paris fliegen, um einen alten Freund aufzusuchen. Augenblicklich liegt ja nichts weiter vor.“
    Damit war das Gespräch für Kommissar Morry beendet. Leise vor sich hinpfeifend schritt Peter Egan durch die Gänge des Gebäudes. Unwillkürlich rieb er sich die Hände, er freute sich auf die kommende Woche. Die Eisenbahnfahrt war für den jungen Mann eine wahre Qual. Um sich abzulenken, holte er
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