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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como
Autoren: Steven Winn
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Hunde als halbgöttliche Wesen betrachtete, und zwei Erwachsene, deren flexible Arbeitszeiten als Lehrerin am Community College und als Journalist viel Zeit für regelmäßige Spaziergänge und Betreuung boten. Welcher Hund würde sich nicht um all das reißen? Als weiteren Bonus würden wir einen Hund durch eine Adoption vor dem Karma eines vorzeitigen Dahinscheidens bewahren. Die Entscheidung, einen Hund aus dem Tierheim zu retten, statt fünfhundert oder tausend oder noch mehr Dollar für eine der aktuellen Modezüchtungen hinzublättern, kam natürlich unserer Ehre zugute.
    All das zählte für Phoebe nicht. Sie wusste nur, dass der Sommer fast vorbei war und sie noch immer keinen Hund mit nach Hause nehmen konnte. Eine Zeit lang erinnerte sie uns im Rahmen ihrer anhaltenden Lobbyarbeit daran, welche ihrer Freunde und Klassenkameraden bereits einen Hund bekommen hatten oder demnächst bekommen würden. Sie verbrachte den Sonntagnachmittag nach dem Fußballtraining oder -spiel mit Laurie und erzählte uns anschließend, wie sie mit Spencer, Lauries Airedale-Terrier, durchs Haus getobt war. Emily hatte einen lebhaften, weißen Terrier namens Popcorn. Molly hatte Lola, einen riesigen, braven Hund einer mir nicht bekannten Rasse. Lily, deren Eltern geschieden waren, hatte im Haus ihrer Mutter einen Hund mit Namen Bagel und in der Wohnung ihres Vaters eine Katze, zu der sich aber, wie ihr versprochen worden war, bald noch ein Hund gesellen würde.
    Dann gab es da noch den beängstigenden Fall von Tobias, dessen schokobrauner Labrador Mia starb, als die Kinder in der fünften Klasse waren. Scheinbar schon wenige Minuten später wurde Mia durch Oscar ersetzt, einen Dackelwelpen, der eines Nachmittags seinen Auftritt in der Schule hatte, als ich Phoebe abholen wollte. Während sich auf dem Spielplatz eine Horde Kinder um den sich windenden, zweifellos bewundernswerten Oscar scharte, ging meine Tochter stoisch erhobenen Kopfes an ihnen vorbei zum Wagen.
    » Möchtest du nicht…«, begann ich zu fragen, bis ich merkte, dass ich als Zuschauer für ihre Aufführung gedacht war. In gut inszenierter Schweigsamkeit fuhren wir nach Hause.
    Von Zeit zu Zeit ließen Sally und ich uns auf eine Diskussion– oder vielmehr auf ein Verhör– mit Phoebe über unseren hundelosen Zustand ein. Glaubte sie wirklich, für diese Verantwortung bereit zu sein? Würde sie ihn füttern und baden und mit ihm spazieren gehen, auch wenn es regnete, sie zu viele Hausaufgaben zu erledigen oder einfach keine Lust dazu hatte? War ihr klar, dass ein Hund nicht einfach etwas war, dem man seine Aufmerksamkeit schenkte, wenn man wollte, und ihn die restliche Zeit ignorierte? Wusste sie, dass diese Verpflichtung ein Leben lang galt?
    Ja! Ja! Eintausend leidenschaftliche, feurige und in letzter Zeit erschöpfte Ja auf all diese Fragen. Phoebe verdrehte sogar einmal die Augen bei dem Satz mit der lebenslangen Verpflichtung. Sie wusste bereits im Alter von fünf Jahren sehr wohl, dass ein Hund nicht ewig lebte. Man hatte ihn und liebte ihn von ganzem Herzen, bis er starb. Fertig. Trotz all ihrer romantischen Fixierung auf das Subjekt– die Hundeposter an den Wänden, Bettwäsche mit Hundemuster, Hundekalender und -pullover, ihre Keramiksammlung und die ausgestopften Hunde aller Rassen und Größen– war Phoebe vielleicht bodenständiger und realistischer, was einen Hund im Haus betraf, als wir es waren.
    Manchmal lagen Sally und ich im dunklen Schlafzimmer und gestanden einander unsere Sorgen und schlimmsten Befürchtungen, während Phoebe in ihrem Zimmer am Ende des Flurs tief und fest schlief und mit Sicherheit von Hunden träumte. Ich hatte es vor allem darauf angelegt, im Kopf versicherungsmathematische Studien durchzuführen und die Ergebnisse mit Sally zu besprechen.
    » Gehen wir mal davon aus, wir holen uns jetzt einen Hund, der vierzehn Jahre lebt«, sinnierte ich laut. » Phoebe wird in sechs Jahren aufs College gehen. Das heißt, wir müssen uns noch weitere acht Jahre selbst um den Hund kümmern. Und er könnte auch zwanzig Jahre leben. Das kommt bei Hunden schon mal vor. Das wären vierzehn Jahre für uns. Du wärst siebzig, ich wäre zweiundsiebzig.«
    Sally, für die als Englischlehrerin Zahlen kaum von Bedeutung waren, schwieg eine Weile. Dachte sie über uns als grauhaarige und behäbige Siebzigjährige nach? » Hunde leben nicht immer so lange«, erwiderte sie schließlich. » Er könnte sterben, noch bevor sie aufs College geht.«
    »
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