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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como
Autoren: Steven Winn
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Die Mischung aus Beagle und Corgi war der Hund, nach dem wir, wie ich auf Anhieb wusste, die ganze Zeit gesucht hatten. Einen langen, innigen Moment hielten wir Zwiesprache durch die mandelförmigen Öffnungen des Zauns zwischen uns. Wir blickten uns an, und ein leichter Schauder lief mir über den Rücken, als hätte ich einen Seelenverwandten getroffen. Das war’s. Dieses Tier würde bald Teil unserer Familie werden.
    Vor allem war sie ein göttlicher Anblick: tellergroße Augen, zwei perfekt dreieckige Ohren, weiches, weißes Fell, das leicht und unregelmäßig mit braunen Flecken wie Schokoladenstücke, die in einen cremigen Teig gerührt werden, gesprenkelt war. Sie hatte genau die richtige Größe, nach der wir suchten– schoßfähig, mit etwas unter zehn Kilo–, sah gesund und untraumatisiert aus und hielt meinem begeisterten, einschätzenden Blick stand, ohne bedürftig zu zucken, sich ängstlich zu winden oder die Zähne zu fletschen und den Zaun rasseln zu lassen wie zahlreiche andere Hunde, die uns während unserer Suche im Tierheim überrascht und erschreckt hatten.
    Diese Hündin hier tat nichts von alldem. Ein großer Vorteil war noch, dass sie eigentlich überhaupt nicht viel tat. Sie saß im hinteren Drittel ihres engen Zwingers und wirkte auf mich durchaus gelassen angesichts ihrer nüchternen Umgebung : nackter Boden, düsteres Deckenlicht, verbeulter Wasser- und Fressnapf aus Metall, verlaust aussehende Decke und gepunktete Gummihantel zum Spielen, und trotz de s T umults aus wildem Heulen, hektischem Bellen und Scharren auf dem Beton, der diesem doch respektablen Tierheim ebenso wie den vielen anderen mehr oder weniger respektablen Tierheimen, die wir in den vergangenen drei Monaten besucht hatten, die Atmosphäre eines Asyls für vierbeinige geisteskranke Straftäter verlieh.
    Inmitten all dessen blieb diese Hündin– » unsere Hündin«– gemütlich sitzen. Sehr gemütlich mit ihrem runden Hintern auf der einen und ihren beiden locker zur anderen Seite ausgestreckten Hinterpfoten. Sie sah aus, als würde sie sich, halb hypnotisiert von den in der Ferne rauschenden Wellen, am warmen Strand von Kalifornien sonnen. Als würde dieses Objekt meiner frisch entflammten Zuneigung mich, ihren Bewunderer, nur schwach wahrnehmen, blinzelte sie sanft und stellte sich auf ihre stummeligen Corgi-Beinchen. Hurra, sie bewegt sich! Mir fielen Phoebes erste wacklige Schritte vor zehn Jahren auf der Wiese vor Tante Judys Haus in Milwaukee ein. Entzückt beobachtete ich, wie Ecstasys kurze Beinchen unter ihrem plumpen, rundlichen Körper scherenartig vor und zurück glitten und ihr leicht überdimensionierter Kopf beim Laufen wackelte. Sie wirkte, anders als die vielen Hunde, die wir gesehen hatten, alles andere als deprimiert. Sie hastete nicht hin und her, galoppierte nicht plötzlich auf die potentiellen Herrchen oder Frauchen zu, sprang nicht am Zaun hoch und schmollte nicht mit traurigem Blick in der hintersten Ecke ihres Zwingers. Sie schien so von sich eingenommen, dass nichts sie aus der Ruhe bringen konnte. Welcher Hund wäre besser für uns, die wir nie einen Hund gehabt hatten, und für eine Tochter, die so schüchtern und ruhig war, dass Sally und ich uns Sorgen über das unvorhersehbare Chaos machten, das ein Haustier verursachen konnte? Außerdem war diese Hündin, als ich sie in Bewegung sah, hübsch und in komischer Weise unproportioniert– an einigen Stellen mehr Beagle, an anderen mehr Corgi.
    Ich musste lächeln. » Hier, meine Kleine«, rief ich. » Hier, komm her, Kleine.« Sie lehnte meine Einladung ab und setzte sich wieder an ihren Platz. Auch das war in gewisser Weise liebenswert. Sie schien zu wissen, wo sich ihre Komfortzone befand. Ich war entzückt, ja, dennoch fragte sich der skeptische Teil in mir: Wenn diese Hündin so großartig ist, warum ist sie dann noch hier? Doch ich schob diesen Gedanken beiseite und konzentrierte mich weiter auf die positiven Eigenschaften der Hündin.
    Vielleicht war sie erst vor kurzem ins Tierheim gebracht worden, und wir würden die glückliche Familie sein, die sie dort wieder herausholte. Sie war schön. Sie war nett. Sie war treu. All das zeigte sich bei ihr. Ich stellte sie mir in unserem Haus vor, wie sie auf dem Wohnzimmerteppich lag, von dort in die Küche watschelte, um etwas zu fressen, und sich anschließend wieder auf den Teppich sinken ließ. Ihr Name stand, mit Hand geschrieben, auf einem Schild, das mit Draht an ihrer Zwingertür
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