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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como
Autoren: Steven Winn
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befestigt war. » Ecstasy« hieß sie. Unter ihrem Namen war weiter zu lesen: » Stubenrein. Freundlich. Kinderlieb.«
    » Phoebe. Komm her. Schnell!«, drängte ich meine Tochter gerade so laut, dass ich das Bellen, Lärmen und gemeinschaftliche Winseln der anderen Hunde übertönte, aber nicht die Aufmerksamkeit anderer potentieller Mitbewerber für diesen Hund auf mich zog. Wir besuchten dieses Tierheim, das etwas mehr als vierzig Kilometer südlich von unserem Zuhause in San Francisco lag, zum dritten Mal. Wir wussten, wie die Dinge hier funktionierten. Man musste rasch, aber unauffällig handeln, wenn im Meer aus knurrenden Pitbulls und heruntergekommenen Setter, die aussahen, als hätten sie die tierische Entsprechung des Krim-Krieges ohne Hoffnung auf ein glückliches Ende hinter sich, ein viel versprechender Hund auftauchte. Gute Hunde gingen weg wie warme Semmeln, wie wir immer sagten. Eines Tages würden auch wir einen ergattern. Und dieser Tag war heute.
    Phoebe kam aus der benachbarten Zwingerreihe und stellte sich neben mich. Lange Zeit schwieg sie und betrachtete sich den Hund unserer Träume. Schließlich konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. » Also, was denkst du?«, fragte ich sie. » Ist sie nicht wunderbar? Schau mal, ob sie zu dir kommt.«
    Phoebe ging in die Hocke und winkte mit ihren schlanken Fingern durch den Zaun. Klar, Ecstasy erhob sich und kam herübergeschlendert. Ihr Schwanz zuckte beim Gehen ein paar Mal vor und zurück, was ich vorher nicht bemerkt hatte. Sie streckte sich nach vorn, um an Phoebes Hand zu schnüffeln, kam näher und gestattete ihr, ihr über die Schnauze zu streicheln. Das sollte Sally sehen, dachte ich. Gerade als ich mich auf die Suche nach ihr machen wollte, stand auch Phoebe wieder auf. Der letzte Wachstumsschub hatte sie mehrere Zentimeter in die Höhe schießen lassen, sodass sie bereits größer als einige Mütter ihrer Freundinnen war, und ihr Gesicht schien täglich hübscher und geschmeidiger zu werden. Damit gab sie mir das wirre Gefühl, dass sie bereits erwachsen war, obwohl sie mit ihren zwölf Jahren immer noch unser freundliches, aber zielstrebiges Kind war. Sie ließ die Arme hängen und blickte zu Boden.
    » Ich mag sie nicht, Daddy«, sagte sie.
    » Warum nicht? Du hast sie doch eben erst kennengelernt. Sie mag dich.«
    » Ich sie aber nicht. Sie fühlt sich komisch an.«
    » Was meinst du damit, sie fühlt sich komisch an? Kristof hast du gemocht, obwohl er auch ein drahtiges Fell hatte.«
    Kristof zu erwähnen war ein Fehler. Ich wusste es, sobald die Worte über meine Lippen waren. Ich sah es in Phoebes Gesicht, in ihren verengten Augen und ihrem angriffslustig nach vorn geschobenen Unterkiefer. Kristof, ein Pudelmischlingswelpe, hatten wir einige Monate zuvor beim Tierschutzverein von San Francisco gefunden. Sally und ich hatten unser Veto eingelegt, weil Kristof noch nicht stubenrein war und als ausgewachsener Hund fünfzehn bis zwanzig Kilo wiegen würde. Phoebe war damals total sauer gewesen und hatte uns beschuldigt, ihr das Einzige zu verwehren, an dem ihr wirklich etwas liege, und überhaupt nicht die Absicht zu haben, ihr jemals einen Hund zu schenken. Ihren düsteren, anklagenden Blick hatte ich lange nicht vergessen können.
    Kristof hatten wir ganz am Anfang unserer Suche kennengelernt, und wir hatten Phoebe gesagt– und auch daran geglaubt–, dass es noch Unmengen anderer Hunde gebe. Damit hatten wir recht gehabt: Es gab Unmengen anderer Hunde. Das Problem war, dass fast alle entweder zu durchgeknallt, zu bedrohlich, zu ungestüm, zu groß, zu alt oder zu scheu waren. Und diejenigen, die all diese Eigenschaften nicht aufwiesen, wurden so schnell vor unserer Nase weggeschnappt, dass ich zu dem Schluss kam, dass der Insiderhandel auf dem kalifornischen Hundemarkt weitaus verbreiteter war als an der Wall Street.
    Nachdem wir Phoebe an ihrem zwölften Geburtstag versprochen hatten, dass sie endlich den Hund haben durfte, um den sie gekämpft hatte, seit sie sprechen konnte– und damit hatte sie sehr früh angefangen–, hatten wir uns mit Elan, aber auch einer leichten Blasiertheit in die Suche gestürzt. Man denke nur an die vielen ungewollten Hunde in den Tierheimen, die glücklich wären, bei uns ein Zuhause zu finden, redeten wir uns ein. Man denke nur daran, was wir ihnen boten– ein bescheidenes Häuschen mit kleinem, umzäuntem Garten, die Nähe zum Golden Gate Park mit seinen vielen Hektar offenes Grün, eine Tochter, die
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