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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics
Autoren: Alfred Bekker
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ich will von vorn beginnen. Ganz von vorn.
    Zuerst ordnet man die Gedanken, dann die Worte.
    So sollte es zumindest sein.
     
     
    Mein Name ist Simon E. Jefferson.
    Im Jahr 2252 bin ich Leitender Ingenieur eines Kriegsschiffs im Dienst des Star Corps of Space Defence der Solaren Welten und habe den Rang eines Lieutenant. Man könnte mich einen Quereinsteiger nennen, denn eigentlich war ein Leben als Bergbauingenieur auf Extremwelten für mich vorgesehen.
    Das wünschten sich meine Eltern für mich und so gaben sie fast ihre gesamten Ersparnisse für eine genetische Optimierung ihres Kindes aus.
    Damals wie heute ist so etwas nach den Bundesgesetzen der Solaren Welten illegal – aber die Drei Systeme kümmerten sich schon in jenen Jahren nicht um die Anordnungen des Hohen Rates, als sie formell noch Mitglied dieses Sternenreichs der Menschheit waren. Dass sie sich inzwischen abgespalten haben und in Zukunft ihren eigenen Weg gehen, ist da eigentlich nur konsequent.
    Meine Eltern waren selbst bereits genetisch optimiert – aber nur in sehr leichter Form. Heute sind ihre Standards natürlich hoffnungslos veraltet und sie selbst und ihre Geschichte Relikte aus einer anderen Zeit.
    Jetzt bin ich selber so ein Relikt. Sag mir: Welchen Sinn macht es, eine verlängerte Lebenserwartung zu haben und dann nach nur anderthalb Jahrzehnten bereits zum alten Eisen zu gehören, weil bis dahin eine neue Generation herangewachsen ist, bei denen die genetischen Optimierungstechniken noch wirkungsvoller angewendet werden konnten?
    Auf diese Tatsache wird einfach keine Rücksicht genommen.
    Das war damals so – und heute ist es eher noch schlimmer. Die Drei Systeme gehen jetzt ihren eigenen Weg. Einen Weg, der nicht mehr der Meine ist. Einen Weg, den ich gar nicht mehr mitgehen könnte , es sei denn, ich gäbe mich mit untergeordneten Tätigkeiten zufrieden.
    Früher hat Genet Menschen aus dem gesamten Siedlungsbereich der Menschheit angelockt. Die besten Köpfe waren gerade gut genug.
    Inzwischen produziert man diese Köpfe selber – wie Algenkonzentratknollen in einer hydroponischen Anlage, über deren Entwicklung ständig gewacht wird und deren Ertragsraten durch Züchtung optimiert werden.
    Ich komme geradewegs aus einer dieser Kopfproduzieranstalten oder in der Terminologie von Genet gesprochen: einem Genetic Design Studio.
    Der Begriff »Wunschkind« hat innerhalb der Genetiker-Föderation seit langem eine völlig neue Bedeutung bekommen.
    Er bezieht sich nicht mehr auf den Geburtstermin oder die reine Existenz.
    Er bezieht sich auf die Eigenschaften. Und niemand innerhalb der Drei Systeme ist noch bereit, in dieser Hinsicht irgendein Risiko einzugehen.
    Ein unoptimiertes Kind ist wie eine Katze im Sack. Also etwas, das nur Dummköpfe kaufen. Oder prinzipientreue Bürger der Solaren Welten.
    Im Slang der Genetics spricht man da auch schon mal von den Solaren Neandertalern . So ist das eben: Nicht die Überlegenheit an sich gebiert den Hochmut, sondern das Bewusstsein dieser Überlegenheit.
     
     
    Genetic Design funktioniert wie ein Menschenbaukasten.
    Das könnte man jetzt politisch korrekt und sehr viel netter formulieren – aber im Prinzip ist es einfach so.
    Eine kleine Manipulation hier und eine weitere dort. Spezialsorten für jeden Geschmack und jede Verwendung. Genau das geschieht auf Genet und den anderen Welten der Drei Systeme – der Genetiker-Föderation , wie man auch schon zu einem Zeitpunkt sagte, da dies noch kein Staatsgebilde bezeichnete, sondern eine Koalition von Welten, die systematisch die Gentechnik-Gesetze auf Bundesebene ignorierten.
    Dabei zogen wir Genetics durchaus Vorteile aus dem doppelten Gesetzesstandard, denn es dürften Millionen von Menschen nach Genet gepilgert sein, um sich dort medizinischen Behandlungen und Optimierungen zu unterziehen, die eigentlich illegal waren.
    Medo-Technik und Genetic Design als exportierte Dienstleistung. Menschen, die von Tod oder Demenz bedroht sind, ist es gleichgültig, ob das, was sie tun, vielleicht gesetzeswidrig ist. Und die Solaren Welten waren für lange Zeit einfach nicht stark genug, um ihre Gesetze durchzusetzen. Als sie es versuchten, war es schon zu spät. Die Macht des Faktischen ließ sich nicht mehr bezwingen.
    Astronomische Summen flossen auf diese Weise nach Genet und in die Kassen des Konzerns, der die Drei Systeme besiedelt hatte und sie bis heute beherrscht: TR-Tec.
    Aber auf die Rolle dieses Konzerns will ich an dieser Stelle nicht
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