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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics
Autoren: Alfred Bekker
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den Beschreibungen von Lichtsehenden , dass dies eine eigenartige Farbaura ergibt. Aber auch Infrarotsichtigen vermittelt sich da ein Eindruck, der mit nichts zu vergleichen ist.
    »Schon einen Methan-Frosch gesehen, Simon?«, fragt mich eine Stimme. Ich drehe mich um.
    Jelinda E. Smith hat dunkles Haar und ihre Augen die gleiche Unmenschlichkeit wie meine. Wir sind beide fünfzehn Jahre alt. Beide auf demselben Optimierungsgrad, was in ihrem Fall wohl hin und wieder zu Anfällen von akutem Hochmut gegenüber ihren genetisch gesehen minderwertigeren Eltern geführt hat. Na ja, möglicherweise hatte ich solche Anfälle auch, aber so etwas fällt einem immer stärker auf, wenn es bei anderen auftritt.
    »Nein«, sage ich. »Keine Methan-Frösche.«
    »Gar keine?«
    »Heute nicht. Die Seeoberfläche ist ganz ruhig.«
    »Schade.«
    Es ist ein Privileg, dass wir ins Freie gehen können. Einfach so, ohne Schutzanzug. Okay – sich nackt in einen Wind zu stellen, der zwischen Minus 180 und 150 Grad kalt ist, sollte man sich vielleicht selbst in unserer Lage erst noch einmal überlegen. Das gibt dann doch ein paar Zellschäden, die sich als etwas mitgenommen aussehender Teint bemerkbar machen. Aber erfrieren würden wir nicht. Und es ist einfach etwas anderes, wenn man keine Schutzhelme und keinen Druckanzug tragen muss, der ja letztlich nichts anderes ist, als ein kleines Mini-Raumschiff, das einen von der Welt, auf der man sich befindet, isoliert.
    Etwa hundertdreißig Personen leben auf Galunda Prime. Und davon sind etwa zwanzig so wie Jelinda und ich. Nicht alle sind genau fünfzehn, weil die genetische Matrix für mehrere Jahrgänge in Gebrauch war. Die jüngste ist zehn, der älteste sechzehn. Für uns ist Galunda Prime die Heimat. Wir haben keine andere Welt kennen gelernt, was sicher noch kommen wird, wenn auch nicht in diesem wunderschönen Methan-Frühling des Jahres 2238.
    Denn wir sind dafür geschaffen, auf solchen und noch extremeren Welten zu überleben.
    »Die Kridan haben bei Tau Ceti einen Brückenkopf errichtet und das System komplett erobert«, sagt Jelinda. Sie informiert sich gut über die politische Lage. Ich muss gestehen, dass ich das manchmal etwas vernachlässige.
    »Tau Ceti – das sind zehn Lichtjahre von hier«, antworte ich.
    »Ein Katzensprung«, meint Jelinda. Und sie hat recht.
    Ich zucke mit den Schultern. »Sollen sie nur hierher kommen! Das dürfte ein ziemlich ungemütlicher Ort für sie sein!« Ich lache und dabei quillt eine Wolke aus kondensierendem Methan aus meinem Mund und meiner Nase. Ich kann damit Ringe machen. Mit Sauerstoff geht das nicht so gut. »Den Vogelköpfen friert der Schnabel zu!«
    Jelinda lacht und dabei kommen auch aus ihrem Mund Methan-Wolken, die fast wie konzentrische Kreise aussehen. »Weißt du, was das ganze Problem ist, Simon?«
    »Nein, weiß ich nicht.«
    »Wir sollten unabhängig sein! Wenn die Genetiker-Föderation endlich ihr eigenes Ding machen und aus den Solaren Welten ausscheiden würde, wären damit gleich eine Handvoll Probleme auf einmal gelöst! Glaub's mir!«
    Das war Jelindas Lieblingsthema. Die Unabhängigkeit der Drei Systeme , die ihrer Meinung nach besser damit fuhren, wenn sie nicht länger zu den Solaren Welten, diesem höchst fragilen und im Grunde genommen auch nur in Ansätzen als Staat erkennbaren Sternenreich der Menschheit, gehörten.
    »Jedenfalls hätten wir dann wahrscheinlich keinen Ärger mit den Vogelköpfen …«, fügt sie noch hinzu.
    »Da habe ich aber anderes gehört.«
    »Mal ehrlich: Hat sich der Homo sapiens vielleicht weiter mit Schimpansen und Neandertalern zusammengetan? Simon, wir müssen unseren Weg gehen. Wir sind der Teil der Menschheit, der sich weiterentwickelt – und zwar in einem Tempo, das die Alt-Menschheit nicht mitgehen kann, selbst wenn sie es wollte!«
    Die Alt-Menschheit …
    Das war eines ihrer Lieblingsworte und stammte aus dem Vokabular jener Aktivisten, die seit längerem auf die Abspaltung der Genetiker-Welten hinarbeiteten.
    Alt-Menschheit – das klang wie altes Eisen . Aber es traf den Nagel doch ziemlich genau auf den Kopf. Wer wollte uns daran hindern, voranzuschreiten, uns zu entwickeln, die Zukunft zu erobern?
    »Fünfhundert Jahre, Simon. Vielleicht tausend Jahre. Dann können wir überall überleben, uns überall ansiedeln und jeden Himmelskörper zu unserer Heimat machen.«
    »Daran zweifele ich nicht, Jelinda.«
    »Ich frage mich manchmal, ob wir dann noch Menschen sein
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